Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
fürderhin gut gehen zu lassen und so viel wie menschenmöglich von ihren jährlichen Einkünften auszugeben.
Anfänglich liebäugelte sie mit der Idee einer zweiten Ehe, begriff jedoch rasch, dass sie an einem langjährigen Bettgenossen kein Interesse hatte. Und noch weniger wollte sie, dass ein Mann ihr den Geldbeutel enger schnürte. Also ließ sie den Erben ihres Mannes, Lord Peregrine Perwinkle, besser bekannt als Tuppy, zu sich kommen, versicherte ihm, dass sie niemals wieder heiraten würde, und begann damit, jeden Penny ihres lieben, verstorbenen Mannes auszugeben, der nicht als Erblehn festgelegt war.
Im Laufe der nächsten Jahre entwickelte sich Emily Troubridge zu einer Frau, die ihr verstorbener Mann nicht wiedererkannt hätte. Ihr Auftreten wurde herrisch und autoritär. Ihre Kleidung nahm jenen exaltierten Stil an, der nur für jene geeignet war, die entweder sehr schön waren oder (wie Lady Troubridge) ihrer Modistin Unsummen zahlten. Emilys Gesicht war blass und zu lang, doch es wurde Tag für Tag durch eisernen Willen und den geschickten Einsatz von Kosmetik seitens ihrer Zofe in etwas Liebliches verwandelt.
Im Laufe der Zeit wurden Lady Troubridges Feste immer beliebter – besonders jene, die sie während der öden Sommermonate nach Ende der Saison und vor der Parlamentseröffnung veranstaltete. Die Gesellschaft lechzte förmlich nach ihren Einladungen, da die Zusammenkünfte im Hause Troubridge alles boten: von saftigen Skandalen bis zum Heiratsmarkt. Somit fand jedweder seine Art der Unterhaltung, sowohl diejenigen auf Partnersuche als auch die, die die Ehefesseln abstreifen wollten. Und da Lady Troubridge sehr moderne Ansichten hinsichtlich der Gartenkultur hegte, hatte sie ihren Park mit kleinen griechischen Tempeln und runden Wintergärten bestückt und damit Rückzugsmöglichkeiten geschaffen, die für jede Art der Zusammenkunft geeignet waren.
Junge Herren strömten herbei, um in Troubridges Wäldern Fasane zu jagen und mit charakterlosen verheirateten Frauen zu flirten. Und wo unverheiratete Männer weilten, waren auch kuppelnde Mütter nicht fern, deren Töchter wie mit Bändern geschmückte Spaniels hinter ihnen hertrotteten.
Ebenso wie die Spitzen der feinen Gesellschaft lud Lady Troubridge auch stets eine Schar Schauspieler, Musiker und Künstler ein, die den Festen in der Hoffnung beiwohnten, einen Gönner zu finden. Überdies konnten sie damit rechnen, einen Monat lang in Saus und Braus zu leben.
Natürlich erforderte die Anwesenheit künstlerischer Temperamente Lady Troubridges ganzes Gastgeberkönnen. Doch wie sie ihrer Freundin Mrs Austerleigh mitteilte, stellten die Künstler auch kein größeres Problem dar als die Liebespaare. Und deren gab es viele, zumindest in diesem Sommer.
»Da haben wir zum Beispiel Miles Rawlings und Lady Randolph Childe«, zählte sie an den Fingern auf. »Und ich glaube, Rawlings Frau wird uns Bernie Burdett als ihren neuesten Flirt präsentieren. Wie sie seine Gesellschaft erträgt, ist mir ein Rätsel!«
»Mir nicht«, entgegnete Mrs Austerleigh. »Er sieht furchtbar gut aus, weißt du, und Esme Rawlings hat eine Schwäche für schöne Männer.«
Solche Schwächen waren Lady Troubridge unbekannt. Sie schnaubte nur verächtlich. »Sir Rushwood hat herumgedruckst und mir gestern schließlich gestanden, dass er im gleichen Stockwerk wie Mrs Boylen untergebracht zu werden wünscht.«
»Ach ja?«, kicherte Mrs Austerleigh. »Ach, du meine Güte, ich erinnere mich noch gut, wie sie Boylen zum Mann nahm. Sie ist durch ganz London gerauscht und hat verkündet, dass keine Dame glücklicher sein könne als sie. Damals hat sie wohl noch nichts von seiner kleinen Hure gewusst? Wie viele Kinder hatte er schon: fünf oder sechs, nicht wahr? Das muss dem ar men Mädc hen ja einen ordentlichen Schrecken versetzt haben.«
»Und dann natürlich unsere liebe Herzogin«, fuhr Lady Troubridge in ihrer Aufzählung fort.
Aber Mrs Austerleigh unterbrach sie. »Die Herzogin von Girton? Wer sollte denn deiner Meinung nach deren Liebhaber sein? Oder vielmehr, welcher von beiden?«
»Der Marquis Bonnington natürlich, Liebes. Du wirst doch den Gerüchten über diesen Lehrer keinen Glauben schenken?«
»Ich wüsste keinen Grund, warum ich es nicht glauben sollte. Willoughby Broke behauptet steif und fest, dass er die Herzogin und ihren Lehrer vor Morgengrauen im Gartenhaus gesehen habe.«
»Sie sagt, sie hätten einen Meteorschauer betrachtet.«
»Skandalös ist
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