Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
»Ich mag es gar nicht, wenn wir so gereizt miteinander umgehen.«
»Ja, ich auch nicht«, stimmte Gina zu und schaute ihn mit einem schelmischen Funkeln in den Augen an. »Wir zanken ja schon wie ein altes Ehepaar!«
»Tatsächlich«, sagte der Marquis verblüfft.
5
Troubridge Manor, von der feinen Gesellschaft gänzlich in Besitz genommen
»Carola!«, rief Gina und beugte sich über das Geländer.
Carola legte ihren Kopf zurück und lächelte. »Ich bin in Eile. Ich fürchte, das Orchester beginnt jeden Moment zu spielen, und ich möchte um nichts auf der Welt den ersten Tanz verpassen.«
Gina eilte die wenigen Stufen hinunter, die sie von der Freundin trennten. »Du siehst entzückend aus.« Sie nahm Carolas Arm und drückte ihn leicht.
»Ich war mir nicht sicher, ob dieser dünne Stoff mich vorteilhaft kleidet, weil ich doch so klein bin.«
»Diese überkreuzten Träger sind doch die neueste Mode«, beruhigte Gina die Freundin. »Mit deinen Locken und der wallenden Seide siehst du aus wie ein Engel.«
»Ich bin ein bisschen nervös, weil mein Mann immer zum Eröffnungsball kommt«, flüsterte Carola. »Sehe ich wirklich nicht dick aus, Gina?«
»Nein, kein bisschen.« Sie gingen an Lady Troubridge vorüber. Ein leises Lächeln der Gastgeberin verhieß, dass sämtliche pikanten Vorfälle des Abends am nächsten Morgen beim Frühstück durchdiskutiert werden würden.
»Warum macht es dich nervös, auf deinen Mann zu treffen? Zugegeben, ich habe ihn nur einmal gesehen, doch da fand ich ihn sehr sympathisch.«
»Er ist sympathisch«, stimmte Carola recht kläglich zu. »Das ist ja das Schlimme daran. Ich mag ihn, ja wirklich, ich mag ihn!«
»Ich bin auch das reinste Nervenbündel«, gestand Gina. »Es ist durchaus möglich, dass mein Mann ebenfalls auftaucht.«
Fragend zog Carola eine Augenbraue hoch. »Er ist also im Lande?«
»Ich habe einen Brief von seinem Anwalt erhalten, in dem er mich informiert, dass Cam heute vermutlich den Ball besucht«, erklärte Gina. »Und ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, wie er aussieht.«
»Ich wünschte auch, ich wüsste nicht mehr, wie mein Mann aussieht. Das würde alles so viel leichter machen.«
»Was würde es leichter machen?«
»Nun ja, wenn man weit voneinander entfernt lebt … « Sie schlüpften an einer Schar diamantengeschmückter Matronen vorbei. »Wenn ich Tuppy nicht sehe, muss ich auch nicht an ihn denken. Du weißt ja, wie gern ich tanze und hübsche Sachen kaufe und meine Freundinnen treffe.«
»Ja, und?«
»Aber wenn ich ihn sehe, dann fühle ich mich schuldig!«, sprudelte Carola hastig hervor.
»Warum hast du ihn dann verlassen?«
»Wir haben uns gestritten«, erzählte sie. »Wir haben uns schrecklich gestritten, und daraufhin habe ich ihn verlassen. Ich hatte geglaubt, er würde mir zu Mutter nachreisen und mich um Verzeihung bitten, aber das hat er nicht getan.«
Gina schaute die Freundin neugierig an. »Und das macht dich so traurig? Ich dachte, ihr hättet ein absolut freundschaftliches Verhältnis zueinander.«
»Oh, am Anfang habe ich endlos geweint«, gestand Carola leichthin. »Damals hatte ich noch Illusionen über die Ehe.«
Gina bemerkte Tränen in den Augen ihrer Freundin. »Doch nun bist du ohne ihn glücklich.«
»Ja, natürlich«, erwiderte Carola sogleich und lächelte tapfer. »Auf diese Weise habe ich viel mehr Spaß. Tuppy ist ein schrecklicher Spielverderber. Nie wollte er abends ausgehen.«
»Hmm«, machte Gina. Sie hatte soeben Sebastian erspäht, der sich mit Cecilia Deventosh unterhielt, einer Matrone, die nicht weniger als fünf Töchter unter die Haube zu bringen hatte. »Sieh dir nur Lady Deventosh an! Sie versucht, meinen Verlobten einzuwickeln und ihm eine ihrer Töchter ans Herz zu legen.«
»Deswegen würde ich mir keine Sorgen machen. Der Marquis ist dir mit Leib und Seele ergeben. Das sieht selbst ein Blinder.« Ein schelmisches Funkeln blitzte in Carolas braunen Augen auf. »Welche Vorzüge besitzt er denn als Ehemann, verglichen mit deinem Herzog?«
»Die beiden kann man nicht miteinander vergleichen!«, rief Gina. »Camden und ich kennen einander kaum, aber Sebastian besitzt alle Vorzüge, die ich bei einem Ehemann erwarte: Er ist ruhig und standhaft und einfach gut.«
»Ja«, stimmte Carola zu, die dem Blick der Freundin gefolgt war. Marquis Bonnington war mit seinen hohen Wangenknochen, dem schmalen Kiefer und den blauen Augen zweifellos einer der bestaussehenden Männer Englands.
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