Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
das, sage ich«, brummte Mrs Austerleigh, während sie überlegte, ob der zum Frühstück gereichte kalte Schellfisch möglicherweise schlecht gewesen sei. Denn ihrem Magen ging es gar nicht gut.
»Die Herzogin verhält sich nicht unehrenhafter als Mrs Boylen.«
»Oh doch, das tut sie! Mrs Boylen wahrt Diskretion. Aber die Herzogin wurde nachts mit einem Mann gesehen – und zwar mit einem Bediensteten !« Es gehörte schon einiges dazu, Mrs Austerleigh in Empörung zu versetzen, und der Fehltritt der Herzogin empörte sie zutiefst.
»Jedenfalls glaube ich es einfach nicht«, sagte Lady Troubridge. »Die Herzogin und Mr Wapping! Er ist ein merkwürdiger kleiner Mann. Hast du ihn schon kennengelernt?«
»Natürlich nicht.« Mrs Austerleigh kicherte. »In meinem Alter sehe ich keinerlei Anlass, wieder zur Schule zu gehen!«
»Der Tatler hat sich erdreistet, ihn als ›gut aussehend‹ zu bezeichnen. Sein Gesicht ist voller Haare, was mir überhaupt nicht gefällt. Außerdem legt er ein äußerst eingebildetes Verhalten an den Tag. Knole hat sich schon darüber beschwert, dass er nicht wisse, wo sein Platz ist.«
»Aber das behaupten Butler doch immer, nicht wahr? Meiner macht auch immer ein großes Aufheben darum, wenn der Diener von irgendjemandem seine Stellung nicht kennt. Aber ob Meteorschauer oder nicht, die Herzogin sollte vorsichtiger sein. Denn der Marquis Bonnington ist für einen so jungen Mann sehr prüde.«
»Hast du schon das Gerücht gehört, dass der Ehemann der Herzogin nach England zurückgekehrt ist?«
» Nein! «
»Aber ja. Und meiner Einschätzung nach kann es dafür nur einen Grund geben: Bonnington muss um ihre Hand angehalten haben.«
»Ich vermute, das war vor dieser Wapping-Geschichte«, meinte Mrs Austerleigh. »Ich finde es immer noch sehr merkwürdig, dass sie ihren Lehrer zu deiner Hausgesellschaft mitgebracht hat, Liebes.«
»Mr Wapping hat ohnehin etwas Seltsames an sich«, stimmte Lady Troubridge der Freundin zu. »Vielleicht ist er ein verarmter jüngerer Sohn oder so etwas. Denn er … «
Doch bevor sie ihre tieferen Einsichten mitteilen konnte, sprang die Tür auf und ihre Haushälterin Mrs Massey brachte ein dringendes Anliegen vor. Sie habe soeben entdeckt, dass sich über den Winter Mäuse in der Bettwäsche eingenistet hätten, und was gedenke Ihre Ladyschaft dagegen zu unternehmen?
Mrs Austerleigh war nicht die Einzige auf Troubridge Manor, die fand, dass Lehrer auf Hausgesellschaften nichts zu suchen hätten.
»Ich sähe es gern, wenn du in Erwägung zögest, deinen Lehrer zu entlassen«, sagte Marquis Bonnington zu seiner Verlobten, der Herzogin, während er ihr eine geschälte Birne reichte. »Es ist einigermaßen ungewöhnlich, einen Geschichtslehrer zu einer Hausgesellschaft mitzubringen.« Dann setzte er unklugerweise hinzu: »Und es gibt nichts Langweiligeres als einen Blaustrumpf.«
Weiche Lippen streiften seine Wange. »Bin ich denn so langweilig?«, fragte eine verführerische Stimme.
»Lass das bitte, Gina!«
»Warum?«, schmeichelte sie. »Weißt du, Sebastian, dein Haar glänzt im Sonnenschein wie eine goldene Guinee. Wie unklug, einen Mann zu heiraten, der viel schöner ist als man selbst. Du hättest wirklich eine schöne Frau abgegeben.«
»Spar dir bitte diese spaßhaften Bemerkungen über mich.« Er rückte ein Stück von ihr ab. »Sich unter freiem Himmel zu küssen, ist nicht ratsam.«
»Wir machen ein Picknick auf dem Lande! Die Klatschbasen sind meilenweit entfernt. Hawes ist in den Gasthof am Ende der Straße eingekehrt. Es ist unmöglich, dass uns jemand sieht. Warum kannst du mich dann nicht küssen?«
»Dieses Picknick ist unschicklich«, erwiderte er. »Überdies küsse ich nicht gern im Freien. Dies ist selbst unter den günstigsten Umständen ein unziemliches Benehmen.«
»Ich werde Männer nie verstehen«, klagte Gina.
»Das heißt nicht, dass ich dich nicht küssen möchte. Das verstehst du doch, nicht wahr?«
»Es ist überhaupt nicht unschicklich, seine Verlobte zu küssen«, hielt sie ihm entgegen.
»Du bist aber nicht meine Verlobte, da du ja verheiratet bist«, erwiderte er stirnrunzelnd. »Ich hätte dich niemals zu diesem Picknick begleiten dürfen. Stell dir vor, deine Mutter wüsste, was du gerade tust.«
»Mach dir doch nichts vor, Sebastian! Sie würde sich den Teufel darum scheren, das weißt du ganz genau.«
»Nun, es sollte sie aber stören«, sagte er.
»Weißt du, was in China mit Ehebrecherinnen
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