Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
»Aber ist dir je in den Sinn gekommen, dass die Ehe mit ihm ein wenig … einengend sein könnte?«
»Einengend?« Gina schaute Carola erschrocken an. »Nein. Wie kommst du nur darauf?«
»Er ist nun einmal sehr speziell. Sieh nur, wie er Lady Deventosh zurechtweist. Bestimmt ist sie ihm irgendwie zu nahe getreten.«
»Es ist ja auch anmaßend, Sebastian eine ihrer Töchter unterschieben zu wollen!«, erboste sich Gina. »Denn er ist ein Marquis.«
»Ja«, murmelte Carola.
»Er mag vielleicht ein wenig steife Manieren haben, aber so ist er nun mal. In der Öffentlichkeit verhält er sich ein wenig steif, privat jedoch nie. Allerdings glaube ich nicht, dass er jemals so gelassen sein könnte wie dein Mann.«
Carola lächelte ein wenig traurig. »Nein, in der Tat nicht. Weil er dich liebt. Ehemänner können nur dann gelassen sein, wenn sie überhaupt keine Liebe für ihre Frau empfinden.«
»Oje!«, machte Gina, die nicht wusste, was sie darauf sagen sollte. Die Augen der Freundin glänzten vor Tränen.
»Ist schon gut. Der erste Abend fällt mir immer sehr schwer, doch danach kommen Tuppy und ich stets gut miteinander aus, das versichere ich dir.«
Marquis Bonnington trat nun auf die beiden zu und verneigte sich. Vom anderen Ende des Saales hörte man, dass die Geigen gestimmt wurden.
Carolas Gesicht hellte sich auf. »Ich frage mich, wo Neville wohl steckt?«
»Hier ist er schon«, erwiderte Sebastian und trat einen Schritt beiseite, denn ein übertrieben elegant gekleideter Gentleman eilte mit strahlendem Blick auf sie zu. Er hatte das leuchtend kupferrote Haar und die blauen Augen eines dandyhaft herausgeputzten Amors.
»Sie müssen mir verzeihen!«, rief er. »Euer Gnaden, Lord Bonnington, teuerste Lady Perwinkle. Es wollte und wollte heute Abend nicht vorangehen mit dem Ankleiden. Schludrig, das bin ich!«
Gina lächelte. Man konnte gar nicht anders, als Nevilles herzliche Art zu erwidern.
Carola hatte bereits ihren Arm unter seinen geschoben. »Mir ist ein wenig melancholisch zumute. Wollen wir tanzen?«
»Jeder Ihrer Atemzüge ist mir Befehl!«, rief er. »Ich glaube, Lady Troubridge hat beschlossen, den Ball mit einer Polonaise zu eröffnen.«
»Das ist einfach großartig«, sagte Carola. Nun blickte sie wieder einigermaßen glücklich drein.
Neville verneigte sich. »Wenn uns Ihre Gnaden und Seine Lordschaft entschuldigen wollen? Lady Perwinkle könnte sterben, wenn ich für sie nicht einen Platz an der Spitze der Reihe finde.«
Gina, Carola und Esme saßen beim Dinner zusammen. Gina musste zugeben, dass Esmes Begleiter, Bernie Burdett, ausgesprochen schöne Gesichtszüge besaß, so langweilig er auch war.
»Er hat wunderschönes Haar, findest du nicht?«, flüsterte Esme ihrer Freundin zu, als der betreffende Gentleman sich kurz entfernt hatte, um ihnen etwas zu essen zu holen. Ihr Gesicht erstrahlte unter einem verruchten Lächeln. »Es ist so weich wie Seide!«
»Esme! Sag das doch nicht so laut!«
»Du solltest mal fühlen, welch starke Arme er hat«, fuhr sie unbeirrt fort. »Wir waren heute Abend ein paar Augenblicke allein. Ich kann dir versichern: Er besteht nur aus Muskeln! Obwohl natürlich sein Profil das Beste an ihm ist.«
»Schönheit ist bei Männern nicht so wichtig«, sagte Gina spröde.
»Dein Sebastian ist aber bemerkenswert schön«, entgegnete Esme.
Gina musste gegen ihren Willen lächeln. »Aber das ist nicht der Grund, warum ich ihn liebe.«
»Ach, nein?« Wieder trug Esme diesen boshaften Ausdruck zur Schau.
»Nein«, erwiderte Gina. »Sebastian wird aufgrund seines Charakters seinen Kindern ein wunderbarer Vater sein. Das Aussehen spielt dabei keine Rolle.«
Esme schien durch diese Aussage ein wenig aus dem Konzept gebracht und schwieg. Gina jedoch seufzte. Nie, wirklich niemals war sie mit Sebastian allein. Er achtete viel zu sehr auf ihren guten Ruf, um so etwas zu erlauben. Deshalb hätte sie nicht zu sagen gewusst, ob er muskulöse Arme hatte. Sie nahm noch einen Schluck Champagner und betrachtete gedankenversunken das perlende Getränk in ihrem Glas. Warum lockerte ihr Zukünftiger seine strengen Regeln nicht wenigstens ab und an? Immerhin war sie kein dummes Gör mehr, das eben erst der Kinderstube entwachsen war.
»Ja, ich nehme noch eines, danke«, sagte sie zu dem Kellner, der ihr ein frisches Glas Champagner auf einem Tablett servierte.
Sebastian, der eben zum Tisch zurückgekehrt war, runzelte missbilligend die Stirn.
»Pass nur auf, Gina«,
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