Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
Esme mit Burdett.«
Sebastian stieß hervor: »Nein, es ist nicht dasselbe. Sie sucht ihre Freunde in deren Betten auf, während du, meine Liebe, vollkommen unschuldig bist.«
»Das tut Esme nicht!«, fauchte Gina.
Er zuckte die Achseln. »Vielleicht treibt sie es dann im Garten.«
»Esme gestattet keinem Mann, sie zu … zu … «
Sebastian sah ihr verächtlich in die Augen. »Wer’s glaubt, wird selig«, bemerkte er.
»Hat je ein Mann dir gegenüber behauptet, er habe sie in ihrem Bett besucht?«, wollte Gina wissen.
»Ein Gentleman pflegt nicht mit seinen Eroberungen zu prahlen.«
Gina kochte vor Wut. »Hör auf! Hör sofort auf damit! Du hast kein Recht, solche Dinge zu sagen.«
Sebastian holte tief Luft und schaute sich um. Zum Glück war ihnen niemand auf die Terrasse gefolgt. »Sollen wir wieder hineingehen, Euer Gnaden?«, fragte er auffordernd und bot ihr seinen Arm.
Doch Gina zögerte und schaute zu ihm empor. »Ich hasse es, wenn ich so wütend auf dich bin.«
Was um alles in der Welt sollte er darauf bloß sagen?
Gina trat näher an ihn heran. »Ich würde gern einen kleinen Spaziergang machen.«
»Ich habe mir geschworen, dass ich nach dem, was gestern Abend geschah, keine Spaziergänge mehr mit dir machen würde«, sagte er bedächtig.
Gina schwieg und hielt ihm die Hand hin. Ihre grünen Augen blitzten im Mondschein.
»Du bist eine Hexe«, sagte er mit einem Seufzer und nahm ihre dargebotene Hand. Sie schlenderten bis zu einem kleinen Hain, dessen Bäume eine schützende Schattenlinie warfen. Dort blieben sie stehen.
Gina legte Sebastian die Hände flach auf die Brust und ließ sie sodann zu seinem Hals emporgleiten.
»Lass das!«, sagte er streng. »In dieser Phase unserer Beziehung sollten wir nicht so intim sein.«
»Küss mich!«, hauchte sie. »Küss mich!«
Gehorsam neigte er den Kopf. Warme Lippen trafen auf die ihren. Doch er nahm sie nicht in die Arme, und als er den Kopf wieder hob, sah Gina, dass seine Augen vollkommen kühl und nüchtern blickten.
»Was ist?«
»Wo ist dein Sinn für Schicklichkeit geblieben?«, fragte er. »Ich möchte dich nicht in einem Wäldchen küssen. Du bist meine zukünftige Frau und nicht meine Hure. Verstohlene Spielereien im Dunkeln – überlass das doch deinen liederlichen Freundinnen!«
Wieder stieg Zorn in Gina auf, doch sie schluckte ihn hinunter.
»Wenn du so übertrieben sittsam bist«, sagte sie langsam, »dann habe ich das Gefühl, du willst nicht mich heiraten, Sebastian. Sondern Ihre Gnaden, die Herzogin von Girton.«
»Natürlich will ich dich heiraten! Doch du bist mir kostbar, Gina. Du bist keine Dirne und darfst nicht wie eine solche behandelt werden.«
»Küss mich!«, hauchte Gina. »Keine Frau hat bisher ihre Keuschheit durch Küsse eingebüßt.«
Sebastian seufzte und senkte erneut den Kopf. Zuerst berührten sich nur ihre Lippen, doch dann antwortete sein Körper auf die Lockung ihres weichen Leibes, der sich an seinen schmiegte. Die Lippen unter den seinen wurden fordernder, langsam wurde der Kuss inniger, und schließlich hielt er Gina eng umschlungen. Ihre Hände streichelten sein Gesicht, Fingerspitzen fuhren an seinen Wangen entlang.
Dann ließ er sie los. »War dies ausreichend?«
»Aber ja«, stimmte sie zu. »Sollen wir wieder hineingehen?« Er verdiente eine Belohnung.
Sebastian warf ihr ein dankbares Lächeln zu. »Ja!«, antwortete er, für Ginas Geschmack fast ein wenig zu eifrig. Aber alles würde anders werden, wenn sie erst verheiratet wären. Dann würde sie sich nicht mehr vorkommen wie ein Jäger auf der Spur eines scheuen Wildes. Wenn sie erst verheiratet waren, durfte er seine Liebe offen zeigen – wenn auch nur in der Ungestörtheit ihres Schlafgemachs.
Sie waren dem Haus schon ein gutes Stück näher gekommen, als er plötzlich stehen blieb. »Ich möchte dir nur noch einmal versichern, dass ich wirklich dich heiraten will«, sagte er leise.
»Ich weiß.«
Er umfasste ihr Kinn. »Denn es ist wahr. Ich will, dass du meine Frau wirst. Ich möchte nur nicht deinen Ruf zerstören.«
Gina lächelte. »Das verstehe ich, Sebastian.«
Als sie in den Ballsaal zurückkehrten, begann ein Ländler, und sie beeilten sich, ihre Plätze neben der erhitzt wirkenden und lachenden Carola einzunehmen. Jedes Mal, wenn Gina durch eine Tanzfigur Sebastian gegenüberstand, lächelte sie ihm so strahlend zu, dass seine Ohrläppchen rot wurden.
»Gina!«, zischte er mahnend, während sie sich im Kreis
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