Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
drehten.
»Was ist denn … Liebster ?«, fragte sie, so leise, dass gewiss niemand es hören konnte. Sie ließ sich in seinen Arm sinken, während er sie herumwirbelte … und wie sie ihn anschaute! In ihren Augen stand die blanke Begierde, fand der Marquis.
»Gina, was ist, wenn uns jemand zusieht?«
Ihre Antwort bestand in einem Kichern, und nun wurde Sebastian klar, dass seine Verlobte tatsächlich zu viel Champagner getrunken hatte. Sie blieb einen Augenblick allein stehen, während er im Kreis voranschritt, und wartete, dass er sie noch ein letztes Mal herumwirbelte, bevor er sie an den nächsten Tanzpartner übergab.
Als Sebastian Gina wieder in die Arme nahm, warf sie den Kopf zurück. Weiche rote Locken lösten sich aus ihrer Frisur und fielen über bloße Schultern und Arme.
»Warum musst du nur so … verführerisch aussehen?« Einen Augenblick lang reizte ihn ihr Benehmen zur Weißglut.
Gina schaute auf ihr Kleid herab, ein dünnes Gewand aus Florettseide mit einer dunkelrosa Bordüre. »Der Ausschnitt ist tief, nicht?«, fragte sie ihn.
»Ja, durchaus!«, antwortete Sebastian ungehalten.
»Ich habe das Gefühl, als wärst du seit Kurzem ständig böse auf mich«, klagte Gina. »Dieses Kleid ist auch nicht gewagter als die meisten anderen.«
Damit hatte sie recht. »Ich entschuldige mich. Es ist nur … du wirst meine Frau werden. Ich möchte der Einzige sein, der deine Brüste bewundert.«
Gina kicherte und überließ sich seinen Armen zu einer letzten Drehung. »Dummkopf«, sagte sie zärtlich und berührte seine Wange mit einem Finger. Sebastian nahm sie enger in die Arme, sodass ihre Haare über seinen schwarzen Ärmel flossen. »Du wirst sie bald sehen«, flüsterte sie ihm ins Ohr und lächelte selig. »Ich verspreche dir, es wird eine ganz private Vorführung geben.«
Camden William Serrard, Herzog von Girton, betrat den Ballsaal, flankiert von Tuppy Perwinkle und seinem Cousin Stephen Fairfax-Lacy. Ungeduldig schaute er sich auf der Suche nach Gina um. Doch er konnte sie nirgends entdecken. Eine lange gewundene Reihe Tänzer bewegte sich in gemessenen Hüpfern quer durch den Saal. In diesem Augenblick öffnete sich eine Lücke in der Reihe der Tanzenden und Cam sah eine hinreißende Frau, die ihren Partner anlachte. Ihr Körper, der sich zu dem Mann hinbog wie eine Weide zur Sonne, verriet so eindeutig Begehren, dass Cam ein vertrautes Brennen in der Brust spürte. Die Frau schüttelte ihre roten Haare von der Schulter, und sie flossen ihr wie Seide den Rücken hinab.
»Meine Güte«, sagte Cam anerkennend, »wer ist denn dieses hinreißende Weib?«
»Welches?«
»Dort drüben, die mit ihrem Mann tanzt.«
Stephen beugte sich ein wenig nach links, um zu sehen, wen Cam meinte. Dann kicherte er. »Warum fragst du?«
»Sie würde ein wunderbares Modell für eine Aphrodite abgeben«, sagte Cam verträumt. »Aber ihr Verhalten ist doch ein wenig skandalös, nicht wahr? Es sieht aus, als wollte sie ihren Mann gleich hier auf der Tanzfläche vernaschen.«
Stephen straffte die Schultern, und jeglicher Humor war aus seiner Miene verschwunden. »Das ist nicht ihr Mann«, erklärte er in nüchternem Ton.
»Nein?«
»Nein.« Er räusperte sich.
» Du bist ihr Mann.«
6
Eine Begegnung zwischen Eheleuten
Was immer sich Gina nach zwölf Jahren Abwesenheit unter einem Wiedersehen mit ihrem abtrünnigen Ehemann vorgestellt hatte – ein Gefühl der Freude war nicht dabei gewesen. Doch keine ihrer Befürchtungen sollte sich bewahrheiten. In dem Moment, als sie im Tanz innehielt und einen Zuschauer gewahrte, der kühne schwarze Augenbrauen und ein intelligentes Lächeln auf den Lippen hatte, ließ sie Sebastians Hand los und schrie auf: »Cam!«
Im nächsten Augenblick eilte sie quer durch den Saal, wobei die Worte wie ein Wasserfall aus ihr hervorsprudelten. »Du siehst immer noch genauso aus wie … nein, du bist viel größer geworden. Hallo, Cam! Ich bin es, Gina … deine Frau!«
Sein Grinsen war immer noch so schief und zweideutig, wie sie es in Erinnerung hatte. »Natürlich bist du es, Gina«, sagte er. Dann beugte er sich herab und küsste sie auf die Wange.
Sie schlang ihre Arme um ihn und drückte ihn, so fest sie nur konnte. »Meine Güte, was bist du gewachsen!«, rief sie. »Ich bin ja so froh, dich zu sehen! Ich habe dich so vermisst! Warum hast du mir nicht öfter geschrieben, du teuflischer Mann?«
»Du hast mir so viele Briefe geschrieben, dass ich nicht mithalten
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