Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
habe ihm ein Würfelspiel versprochen.«
»Ohne auch nur einmal zu tanzen?«
»Ohne auch nur einmal zu tanzen.« Cam schien es, als benötigte der Verlobte mit der steinernen Miene dringend die Gelegenheit, seine Fassung wiederzugewinnen.
»Na gut«, meinte Gina fröhlich. »Aber wenn du zu lange im Kartenzimmer bleibst, werde ich kommen und dich aufs Parkett zerren.« Sie beugte sich zu Cam vor, und er erhaschte einen Hauch ihres Parfüms, das entfernt an Apfelblüten erinnerte. »Ich versuche, Stephen zur Ehe zu verführen«, flüsterte sie ihm zu. »Und ich glaube, dass ich genau die richtige Frau gefunden habe, die zu ihm passt.«
»Willst du mir etwa auch eine neue Frau suchen?«, fragte er leicht amüsiert.
Gina sah ihn mit großem Erstaunen an. »Würdest du denn gern wieder heiraten, Cam? Ich habe immer geglaubt, dass du die Ehe nicht ausstehen kannst.«
»Bislang hat sie mich nicht weiter gestört.«
Sie lachte herzlich. »Natürlich nicht, du Dummkopf. Wir leben ja schließlich in verschiedenen Ländern!«
Cam verkniff sich ein zustimmendes Grinsen und trat einen Schritt zurück. Dass der Marquis falsche Vorstellungen über seine Freundschaft mit Gina gewann, wollte er in jedem Fall vermeiden. Er verneigte sich mit großer Geste. »Wie schön, nach so langer Trennung die Spielgefährtin meiner Kindertage wiederzusehen«, sagte er mit deutlich vernehmbarer Stimme, die durch den ganzen Saal drang. »Sobald ein gewisses Arrangement getroffen ist, würde es mich sehr freuen, unsere Bekanntschaft zu vertiefen. Und auch die mit Ihnen, Lord Bonnington.« So, das sollte den Klatschbasen den Mund stopfen. Nun wusste jeder, zu welchem Zweck er nach England gekommen war. Und er hatte nur zu deutlich gemacht, dass er nichts gegen die Absichten des Marquis einzuwenden hatte.
Unverzüglich begaben er und Stephen sich ins Kartenzimmer. »Was für ein Stockfisch!«, sagte Cam angewidert, als sie das rauchgeschwängerte Zimmer betraten.
»Wer? Bonnington?«
»Wer sonst?«
»Er hat sich heute nicht von seiner besten Seite gezeigt«, gab Stephen zu, »aber im Grunde ist er ein guter Mensch. Beispielsweise habe ich gehört, dass er sich fürsorglich um seine Pächter kümmert. Er hat den Titel von seinem Onkel geerbt. Und immer wenn wir Abstimmungen im Oberhaus anberaumen, kann ich davon ausgehen, dass er für die richtige Seite stimmt.«
Cam zuckte gereizt die Achseln. »Bonnington ist also ein verdammter Heiliger. Zu Gina passt er aber nicht, und das weiß er verflucht genau, wenn du meine Meinung hören willst. Er sieht aus wie eine kranke Kuh. Gina wird ihn binnen eines Monats in den Wahnsinn treiben.«
»Was um alles in der Welt willst du damit sagen?«
»Dass der Mann es bereits bedauert«, sagte Cam und ließ sich in einem bequemen Sessel nieder.
»Stört es dich, wenn ich rauche?« Stephen zog seine Pfeife hervor.
»Ja, es stört mich verflixt noch mal sehr.« Cam trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Man sieht allzu deutlich, dass er sich wie in der Falle vorkommt. Vielleicht hat er sie in einem unbedachten Moment gefragt. Oder er hat sich in ihre Schönheit verliebt – Gott, wer hätte gedacht, dass die kleine Gina einmal so eine Schönheit würde? – , dabei aber vergessen zu erwägen, wie sie sich wohl am Frühstückstisch benimmt.«
Stephen stopfte den Tabak im Pfeifenkopf fest. »Ich denke, Gina würde beim Frühstück vorzüglich Gesellschaft leisten.«
Cam erschauerte. »Entschieden zu lebhaft.«
»Und was Bonnington angeht, so bin ich ebenfalls anderer Meinung«, fuhr Stephen fort und führte ein angezündetes Streichholz an seine Pfeife. »Soweit ich weiß, ist er bis über beide Ohren in deine Frau verliebt und hält sich für einen der glücklichsten Menschen auf Erden.«
»Aber er entdeckt ja gerade erst, was für ein Weib er da eingefangen hat«, entgegnete Cam. »Zum Teufel! Hab ich dir nicht gesagt, du sollst nicht rauchen?«
»Ich hab dich ja nicht um Erlaubnis gefragt, sondern nur, ob es dich stört.«
»Nun ja, und das tut es. Ich hasse es, wenn man mir Rauch ins Gesicht bläst.«
»Warum bist du auf einmal so schlechter Laune?«
»Einen Brandy!«, blaffte Cam einen der Diener an. »Schlechte Laune? Mir geht es blendend. Das ist mein wahres Ich, Cousin. Du hattest es nur vergessen.«
»Ich habe gar nichts vergessen. Nachdem du deinen sechsten Geburtstag gefeiert hattest, habe ich dir einmal pro Woche eine tüchtige Abreibung verpasst.«
»Wohingegen ich mich
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