Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
konnte«, beschwerte er sich.
»Du hättest es ja immerhin versuchen können«, schalt Gina ihn.
»Ich wäre deiner weiblichen Hingabe doch nie ebenbürtig gewesen«, sagte er lahm. Dann aber nahm er ihre Hand. »Als ich England verließ, habe ich deine Briefe in der ersten Zeit wieder und wieder gelesen. Sie waren meine einzige Verbindung zur Heimat.«
Ginas Gesicht hellte sich auf. »Wie dumm von mir, Cam! Ich habe mich so über unser Wiedersehen gefreut, dass ich ganz vergaß, dir meinen Verlobten vorzustellen.« Sie zog den hochgewachsenen Mann, der hinter ihr stand, nach vorn. »Cam, darf ich dir den Marquis Bonnington vorstellen? Sebastian, das ist mein Ehemann, der Herzog von Girton.«
Überrascht stellte Cam fest, dass er beim Anblick des Mannes Abneigung verspürte. Zunächst einmal sah dieser höllisch gut aus. Aber davon abgesehen war er unzweifelhaft einer jener Engländer, die nur zu dem Zweck nach Griechenland reisten, um sich über das Fehlen von Wasserklosetts und genießbaren Speisen zu beschweren.
»Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen«, sagte er, indem er sich verneigte. »Gina hat mir viel über Sie geschrieben.«
Dies schien den Marquis ein wenig aus der Fassung zu bringen. Er verneigte sich steif. »Ich hoffe, die Indiskretion Ihrer Gnaden hat Ihnen keine Ungelegenheiten bereitet. Sie hätte derlei private Dinge nicht in Briefen erwähnen dürfen.«
Cam musterte den Marquis nachdenklich. Er war ein selbstgefälliger Pedant, daran konnte kein Zweifel bestehen. Aber wenn Gina ihn unbedingt heiraten wollte, ging ihn das nichts an. »Das hat sie doch nur geschrieben, weil wir von Kindesbeinen an befreundet sind«, sagte er.
Gina hatte einen Arm unter Bonningtons geschoben und lächelte ihn so liebreizend an, dass es geradezu irritierend wirkte. »Du musst dir wegen Cam keine Sorgen machen. Er ist mein ältester Freund, und ich schreibe ihm selbstverständlich alles Wichtige, so wie ich es auch einem Bruder schreiben würde. Du musst verstehen«, fuhr sie an Cam gewandt fort, »dass Sebastian sich zum leidenschaftlichen Hüter meines guten Rufes ernannt hat. Es missfällt ihm, wenn möglicherweise irgendwer Schlüsse über unsere Zukunft zieht.«
Cam zog erstaunt eine Augenbraue hoch. Wenn man gesehen hatte, wie sie ihren Marquis auf der Tanzfläche anhimmelte, dann musste man schon blind sein, um nicht eine rasche Hochzeit der beiden zu erwarten, sobald die frühere Ehe annulliert war. »Dann hör auf, ihn so albern anzulächeln, Gina«, sagte Cam, selbst ein wenig überrascht über die Schärfe seines Tons. »Man müsste schon ein vollendeter Trottel sein, um daraus nicht auf den Grad eurer Intimität zu schließen.«
Als der Marquis dies hörte, straffte er die Schultern. »Keinerlei Intimität ist zwischen uns vorgefallen«, verkündete er. »Nichts ist geschehen, das Euer Gnaden missfallen könnte. Dazu respektiere ich die Herzogin viel zu sehr.«
»Hmm«, machte Cam. Der Marquis wirkte tatsächlich so, als hätte er noch nicht mit Gina das Bett geteilt. Wie er das schaffte, wollte Cam sich lieber gar nicht vorstellen. »Da wir mit dieser herzergreifenden Begegnung nun dem gesamten Ballpublikum kundgetan haben, wie unsere Beziehungen zueinander sind, würdest du jetzt bitte Stephen begrüßen, liebes Eheweib ?«
Stephen war mittlerweile aufgerückt und hatte die Szene halb hinter Cams Schulter verborgen mit Belustigung verfolgt. Nun trat er einen Schritt vor und beugte sich galant über Ginas Hand. »Es ist mir stets ein Vergnügen, meine Liebe.«
Cam schaute sich nach Tuppy um, doch der war verschwunden. »Sicher kennen Sie meinen Cousin, Stephen Fairfax-Lacy«, sagte er an den Marquis gewandt.
Bonnington stand immer noch stocksteif da und wahrte seine betont gleichmütige Miene. »Ich hatte die Ehre, mit Mr Fairfax-Lacy an der Kammer zusammenzuarbeiten«, bemerkte er und machte eine neuerliche Verbeugung. »Es ist mir stets ein besonderes Vergnügen, Verwandten der Herzogin zu begegnen.«
»Nennen Sie sie auch privat ›Herzogin‹?«, fragte Cam neugierig.
Gina lachte. »Nein, natürlich nicht, du alberner Mensch. Aber Sebastians Benehmen in der Öffentlichkeit ist stets untadelig.«
Cam schaute über ihren Kopf hinweg auf Bonnington. Der arme Kerl wirkte, als stünde er kurz vorm Explodieren. Es war gewiss nicht einfach, untadelig zu wirken und mit Gina verlobt zu sein. »Nun, ich denke, Stephen und ich ziehen uns jetzt ins Kartenzimmer zurück«, verkündete er. »Ich
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