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Ein unerhörter Ehemann (German Edition)

Ein unerhörter Ehemann (German Edition)

Titel: Ein unerhörter Ehemann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Ekel.
    Wenigstens Mitleid sollte er mit dem armen Wicht haben. Gefangen, das war er. Er sah dem davonspazierenden Pärchen nach. Bonnington hatte sich den Schlamassel selbst eingebrockt, indem er Gina einen Antrag gemacht hatte. Bald schon würde er durch den Mittelgang von St. James schreiten und später, getreu den ungeschriebenen Gesetzen der Ehe, von seiner Gemahlin an der kurzen Leine gehalten werden.
    Eine zynische, bierfeuchte Stimme drang an sein Ohr. »Tag auch, Herr Herzog!«
    Cam drehte sich um.
    »Richard Blackton, Cousin zweiten Grades mütterlicherseits«, erklärte der Mann, der mit der Ungezwungenheit des Gewohnheitstrinkers schwankte. »Hab dich sofort erkannt. Siehst genauso aus wie dein Vater. Was machst du denn hier? Musst deine Ehe annullieren lassen, ja? Wirst dir eine Jüngere zulegen, was? Warum versuchst du’s nicht bei den Töchtern von Deventosh? Die sind auch rothaarig. Gibt nicht so furchtbar viele Frauen mit roten Haaren in der feinen Gesellschaft, musst du wissen. Wenn du eine Schwäche dafür hast, tja, arme Leute dürfen nicht wählerisch sein.«
    Cams Kopf hatte unangenehm zu pochen begonnen. »Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte er.
    Der Betrunkene schaute verwirrt drein. »Was? Was sagst du da, Söhnchen?«
    »Ich bin entzückt, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Das brachte den Aufdringlichen zum Schweigen. »Ausländische Manieren«, murrte er und musterte Cam argwöhnisch. »Ausländische Manieren und rotes Haar. Ich brauche einen Brandy.« Damit machte er auf dem Absatz kehrt und wankte zu den Karaffen zurück, die auf einer Anrichte standen.
    Cam zog sich in die Gemächer zurück, die ihm von Lady Troubridge zugeteilt worden waren. Er versuchte, einen unangenehmen Verdacht loszuwerden, der seine Gedanken beherrschte. Marissa hatte schwarzes Haar. Mitternachtsschwarz. So schwarz, dass es eben … schwarz war.
    Ginas Haar dagegen besaß die Farbe einer reifen Orange.
    Vielleicht hatte er wirklich eine Schwäche für rotes Haar. Doch das war ein verwirrender Gedanke und passte nicht zu seinem Bild von sich als Engländer, der in einem wunderbar gottverlassenen Land lebte und dicke nackte Frauen in Marmor meißelte, ein Mann, der die meiste Zeit des Tages von grauem Marmorstaub bedeckt war.
    In seinem Leben – in seinem Künstlerleben – war kein Platz für eine aufregende Herzogin.
    Es war kein Platz für eine Ehefrau.

7
    Einige schmerzliche Betrachtungen, die am Morgen nach Lady Troubridges Ball angestellt werden
    Am nächsten Morgen konnte Gina sich nicht überwinden, den Frühstückssalon aufzusuchen. Sie blieb liegen und erlebte im Geiste noch einmal das intime Beisammensein mit ihrem Gemahl. Der wirkliche Cam war so anders als der Mann in ihrer Erinnerung. Wie männlich er geworden ist, dachte sie erschauernd. Seine Schultern sind so … aber nein. Sein Blick und die Art, wie er sie angeschaut hatte, hatten sie viel mehr verwirrt: als wäre sie ein zauberhaftes stilles Vergnügen, das nur für ihn allein existierte. Gina kuschelte sich tiefer in die Decken und versuchte, das Kribbeln in ihrem Bauch zu ignorieren, welches mit der Erinnerung an den Kuss immer wieder von Neuem einsetzte.
    Um ehrlich zu sein, muss gesagt werden, dass eine Reihe von Lady Troubridges Hausgästen auf ähnliche Weise von ihren Erinnerungen geplagt wurden. Sir Rushwood lag ebenfalls noch im Bett und nahm sich eine gehässige Bemerkung seiner Frau zu Herzen, nachdem er einen Walzer mit der anbetungswürdigen Mrs Boylen getanzt hatte. Tuppy Perwinkle machte sich Sorgen, weil er Carola mindestens dreimal mit einem affigen, aalglatten Gockel hatte tanzen sehen. Er saß im Frühstückssalon, kaute trübsinnig auf einer Scheibe Toast und überlegte, ob er die Zuneigung seiner Frau mit einer neuen Garderobe zurückerobern könnte.
    Gina wurde jäh aus ihrem Tagtraum gerissen, als sie die Stimme ihrer Mutter vernahm. Dann hörte sie ein Seidenkleid rascheln.
    »Liebling!«, rief die Mutter. »Wach auf! Ich bin da. Ich bin gestern Abend noch angekommen.«
    »Das habe ich mir gedacht«, murmelte Gina und setzte sich in den Kissen auf. »Können wir uns nicht zu einem späteren Zeitpunkt unterhalten, Mutter?«
    »Ich fürchte nicht«, entgegnete Lady Cranborne, »da ich die Unbequemlichkeit dieser Reise nur auf mich genommen habe, um mit dir zu sprechen. Danach muss ich unverzüglich nach London zurück, unser Wohltätigkeitsverein hält eine Tagung ab. Ich habe wieder einen

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