Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
verloren habe.« Nun klangen ihre Worte überzeugter. »Du kennst dieses Gefühl nicht, Gina, weil du keine Fehler gemacht hast. Zwei Männer schauen dich auf diese besondere Weise an. Du kannst dir einen von ihnen aussuchen. Es spielt keine Rolle, wen du erwählst – in jedem Fall wirst du mit einem Mann zusammenleben, der dich liebt und begehrt.«
»Wie kannst du behaupten, dass mein Ehemann mich liebt? Ich kenne ihn ja kaum!«
»Nun, es springt einem geradezu ins Auge, dass er dich begehrt und dass Bonnington dich liebt . Mein Mann liebt mich nicht, noch begehrt er mich.« Wieder flossen die Tränen.
»Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so starke Gefühle für deinen Mann hegst«, sagte Gina und wiegte die Freundin in den Armen. »Dass du ihn immer noch so sehr liebst, wollte ich damit sagen.«
»Das tue ich nicht!«
»Hört sich aber ganz so an.«
Carola hickste und richtete sich empört auf. »Ich liebe ihn nicht so sehr. Aber ich habe ihn gestern Abend zweimal gesehen, doch er hat mich nicht einmal begrüßt. Normalerweise gibt er … mir die Hand und fragt mich, wie es mir geht. Aber gestern Abend, das war … demütigend!«
»Nicht demütigend«, widersprach Gina. »Interessant. Wieso tust du auch vor aller Welt so, als ob es dir gefiele, von deinem Mann getrennt zu leben?«
»Es gefällt mir ja gar nicht«, gestand Carola unglücklich. »Ich lebe einfach so weiter, Tag für Tag. Und am Anfang hat es mir wirklich nicht so viel ausgemacht, ohne ihn zu sein. Doch nachdem er gar nicht den Versuch unternommen hat, mich zurückzuholen, habe ich angefangen, auf der Straße nach ihm Ausschau zu halten und mir zu wünschen, ich würde ihn zufällig treffen – damit er sieht, dass ich auch ohne ihn glücklich bin, verstehst du? Aber leider habe ich ihn nicht so oft getroffen, also sitze ich zu Hause und denke an ihn.«
Gina reichte ihrer Freundin ein frisches Taschentuch. Auf der Frisierkommode lag ein ganzer Stapel.
»Als wir frisch verheiratet waren, war ich überhaupt nicht in ihn verliebt. Meine Mutter hat mich zu dieser Ehe gedrängt. Tuppy war einfach der beste Bewerber. Sie wollte mich nicht noch eine Saison finanzieren müssen, und meine jüngere Schwester sollte auch bald in die Gesellschaft eingeführt werden. Und da erschien Tuppy passenderweise am Ende der Saison. Ich habe ihn höchstens viermal gesehen, bevor er um meine Hand anhielt. Und einen knappen Monat später waren wir verheiratet.«
»Und war dieser Zustand so widerwärtig?«
»Das nicht. Aber das habe ich vor mir selber nie zugegeben, denn es hätte ja bedeutet, dass Mutter recht hatte. Sie sagte damals … « Erneutes Aufschluchzen. »Sie hat damals gesagt, wenn ich nur ein bisschen weniger eitel wäre, könnte ich es mir in Tuppys Stall wunderbar gemütlich machen.«
»Oh«, machte Gina, ein wenig verlegen ob der merkwürdigen Ausdrucksweise.
»Ich war ja so wütend«, erzählte Carola. »Ich hatte sie besucht … nach unserer ersten Nacht.« Sie hielt kurz inne. »Du weißt doch, was ich meine, Gina?«
»Natürlich.«
»Und alles, was sie von sich gab, waren Vergleiche mit Pferden und einem guten Stall und dass ich mir mein Futter nun eben selber verdienen müsse. Sie meinte, Tuppy sei ein schlechter Reiter und ich müsse versuchen, eine fügsame Stute zu sein. Also ging ich wieder heim und stritt mit Tuppy, und bevor ich wusste, wie mir geschah, war ich zu meiner Mutter geflohen, und er … er hat nie Anstalten gemacht, mich zurückzuholen.«
»Eben ein typischer Mann«, sagte Gina ungeduldig. »Nicht einer von zehn Männern besitzt Verantwortungsgefühl. Tuppy ist genau wie Esmes Mann. Wenn er dich zurückgeholt und seine Standhaftigkeit und Ergebenheit bewiesen hätte, hättest du jetzt vielleicht schon eine eigene Familie.«
Carola zuckte die Achseln. »Ich wüsste nicht, was das mit Verantwortungsgefühl zu tun hat.« Sie hatte aufgehört zu weinen und betrachtete im schwindenden Licht ihr Gesicht im Spiegel. »Ich bin ihm vollkommen gleichgültig, Gina, und ich verstehe sogar, warum. Ich hatte noch gar nicht wirklich in seinem Haus gelebt und nur eine Nacht in seinem Bett gelegen, bevor ich schreiend zu meiner Mutter geflohen bin. Während ich bei ihm war, habe ich die ganze Zeit nur geschluchzt und gejammert, wie sehr er mir doch wehtue. Und es hat wehgetan«, erinnerte sie sich. »Aber keiner hat sich die Mühe gemacht, mir zu sagen, dass es auch wieder aufhört.«
»Woher … ?« Gina verstummte.
»Oh, ich habe
Weitere Kostenlose Bücher