Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
nicht einmal dann verführt, wenn man ihn dafür bezahlt hätte. Du aber hast es in Windeseile geschafft, seinen Ruf zu ruinieren.«
Sie kicherte. »Das habe ich ja auch allen gesagt. Er muss wohl der schüchternste Mann sein, der mir je begegnet ist.«
»Ich will verdammt sein, bevor ich meiner Frau einen Lothario schicke, der sie verführt.«
»Es war alles nur ein Irrtum. In der Zeitung hat etwas über uns gestanden, weil wir im Gartenhaus den Meteorschauer anschauen wollten und dabei von Mr Broke und seiner Frau gesehen wurden.«
»Ein Meteorschauer?« Cam schaute skeptisch drein. »Warum zum Teufel wolltest du so etwas sehen?«
»Weil in der Nacht, als die Medici in Florenz die Macht zurückeroberten, ein Meteorschauer niederging«, erklärte Gina. »Und weil Mr Wapping meinte, es wäre eine lehrreiche Erfahrung. Aber der Kalender hatte sich geirrt, die Nacht blieb dunkel.«
Ein leises Lächeln spielte um Cams Mundwinkel. »Ich hatte geglaubt, du würdest Wapping mögen. Denn deine Briefe machten den Eindruck, als wäre dein Leben ein wenig fade geworden.«
Ein Blick in seine Augen zeigte Gina, dass er sie wirklich verstand. »Ist dir denn niemals langweilig?«
Cam spreizte seine großen Hände und musterte sie. Anders als die anderen Männer trug er keine Handschuhe. »Vielleicht wäre mir langweilig, wenn ich mich nur damit beschäftigen würde, zu tanzen und meine Kleider zu wechseln.« Er ließ seine Hände sinken.
Marquis Bonnington verlebte alles andere als einen angenehmen Abend. Zuerst hatte er sich von dieser Hexe Esme Rawlings zu unbedachten Worten hinreißen lassen. Und als er seiner Zukünftigen seine gerechtfertigte Empörung vortrug, hatte sie ihm glatt widersprochen. Und nun redete Gina mit ihrem Ehemann über ihren Lehrer und ignorierte ihn völlig. Als ob er nicht auch eine Meinung zu dem Thema hätte! Sebastian vergaß, dass Ginas Lehrer ihm völlig egal war.
»Ich freue mich, sagen zu dürfen« – er starrte an seiner Patriziernase entlang – »dass Ihre Gnaden und ich uns nicht mit niederen handwerklichen Tätigkeiten die Zeit vertreiben.«
Der Herzog schaute ihn mit funkelnden Augen an. »Recht so«, sagte er affektiert. »Ich hatte fast schon vergessen, dass Gina weder webt noch spinnt. Sie ist eine der Lilien auf dem Felde, nicht wahr, meine Liebe?«
Gina warf einen Blick auf ihren Zukünftigen. Zornesröte war in seine Wangen gestiegen. »Sebastian«, sagte sie besänftigend, »kann ich dich einen Moment allein sprechen?«
Doch auch Cam hatte seinen Gleichmut verloren. »Es ist bewundernswert, wie modern Sie denken, Bonnington«, bemerkte er. »Wenn man Sie so anschaut, würde man nie darauf kommen, dass ausgerechnet Sie eine Illegitime heiraten wollen. Denn nicht wahr, Gina, du wurdest doch von einer französischen Gräfin geboren?«
Bonningtons Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Und Sie, Sir, sind kein Gentleman, wenn Sie eine derartige Angelegenheit in der Öffentlichkeit erwähnen!«
»Verstehe«, sagte Cam. »Sie wollen so tun, als wäre das alles nicht wahr, wie? Aber das ist es nun einmal, Bonnington. Ich wollte es dir schon längst sagen«, wandte er sich an Gina, die wie versteinert neben ihrem Verlobten stand. »Ich soll dir etwas von deiner Mutter geben. Von deiner richtigen Mutter.«
Sie schnappte nach Luft. »Wie bitte?«
Cam nickte. »Ich habe keine Ahnung, warum es mir zugeschickt worden ist, wahrscheinlich ein Irrtum ihres Nachlassverwalters. Erinnere mich daran, dass ich es dir morgen gebe.« Er wandte sich ab.
»Warte!«, rief Gina und fasste ihn am Ärmel. »Was ist es denn? Ein Brief?«
Er begegnete ihrem Blick und erschrak. »Es tut mir leid, Gina. Ich hätte nicht gedacht, dass dir so viel daran liegt, deshalb habe ich vergessen, es zu erwähnen.«
»Ist es ein Brief?«, wiederholte sie.
»Es könnte ein Brief darin liegen«, erwiderte Cam. »Es ist ein Kästchen, ungefähr so groß.« Er deutete es mit den Händen an. »Ich bin egoistisch und undankbar. Ich hätte wissen sollen, dass dieses Geschenk dir viel bedeuten würde. Ich kann es sofort holen, soll ich?«
»Nein!«, warf Sebastian mit scharfem Ton ein. »Sie werden meiner zukünftigen Frau keinen Gegenstand überreichen, der von jener verrufenen Frau stammt. Handeln Sie wenigstens dieses eine Mal verantwortlich, und werfen Sie das Kästchen in den Müll!«
Gina schaute ihn ungläubig an. »Das meinst du doch nicht im Ernst, Sebastian? Du kannst doch nicht ernstlich wollen, dass mir
Weitere Kostenlose Bücher