Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
es nicht ertragen, dass alle Welt weiß, wessen Bett mein Ehemann frequentiert.«
»Alle Welt weiß auch, wessen Bett du frequentierst«, platzte Gina heraus.
»Du weißt, dass ich mich selten in andere Betten lege«, erwiderte ihre Freundin unbeeindruckt. »Ich genieße, ich koste ein wenig, aber ich nehme nicht das ganze Menü zu mir.«
»Miles’ Mätressen haben dich doch noch nie gestört. Du klingst schon ganz wie Carola, die hofft, ihren Mann zurückzugewinnen. Hegst du ebenfalls die Absicht, deinen Ehemann zu umwerben?«
Ein Ausdruck puren Widerwillens glitt über Esmes Gesicht. »Auf keinen Fall. Ich ärgere mich nur darüber, dass er verliebt ist. Ist das nicht ein grässlicher Charakterzug?«
Gina stand auf und legte einen Arm um die Freundin. »Grässlich«, stimmte sie ihr zu. »Aber ganz natürlich.«
Esme musterte wieder ihr Spiegelbild. »Sie hat Kinder, Gina.« Ihre Stimme klang bedrückt. »Das ist es, was wirklich schmerzt.«
»Ich weiß.« Gina drückte die Freundin. »Ich weiß.« Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. »Was hältst du von dem Vorschlag, dass wir zwei kinderlosen Weibsbilder uns auf den Weg zum Mittagsmahl machen?«
Esme lächelte, wenn auch ein wenig zögerlich. »Wird dein falscher Heiliger auch dort sein?«
»Sebastian mag ja überförmlich sein, aber er ist kein falscher Heiliger!«
»Adel verpflichtet«, gab Esme zurück. »Warum bringst du nicht Viel Lärmen um Nichts mit? Wir könnten nach dem Mittagessen unseren Text lernen, wenn du nichts Besseres vorhast.«
»Einverstanden«, sagte Gina und nahm das ledergebundene Büchlein vom Tisch. »Ich kann allerdings nicht so lange mit dir lernen, denn Mr Wapping und ich sind immer noch mit den Medici beschäftigt.«
»Ich verstehe einfach nicht, wie du so viel Zeit mit Wapping verbringen kannst, Gina. Sehnst du dich nach der Schulzeit zurück? Was um alles in der Welt hast du davon? Was gibt es dir? Man könnte fast meinen, du hättest tatsächlich eine Affäre mit ihm, nur dass … «
»Nur was?«
»Nur dass Mr Wapping … ebe n Mr Wapping ist!«
»Der Tatler schrieb über ihn, er sei ein sehr hübscher junger Mann«, entgegnete Gina herausfordernd. »Ich sollte mich doch glücklich schätzen, solch einen Verehrer zu haben.«
Esme kicherte. »Wenn du sie eher klein und pelzig magst.«
»Er erinnert an ein Eichhörnchen, nicht wahr?«, meinte Gina. »Eines Tages wird er eine kleine … «
»… eine sehr kleine«, warf Esme ein.
»… eine sehr kleine Frau heiraten und sie werden viele kleine pelzige Kinder bekommen.«
»Die allesamt Griechisch sprechen werden. Wenn du ihn nur lange genug behältst, wird er deinen Kindern Griechisch beibringen.«
»Sobald er sein Buch beendet hat, wird er sicherlich in einen Lehrstuhl nach Oxford oder Cambridge berufen werden. Mr Wapping hat bahnbrechende neue Ideen zur politischen Situation während der italienischen Renaissance«, erzählte Gina.
Esme verdrehte die Augen. »Wie bist du nur an diesen Menschen geraten?«
»Ich glaube, Cam hat ihn in irgendeinem griechischen Tempel aufgetrieben. Jedenfalls hat er mir Wapping geschickt, und ich nahm ihn in Lohn und Brot. Ich lasse mich von ihm unterrichten, weil Cam ihn aus diesem Grund nach England geschickt hatte. Und mit der Zeit fand ich die Stunden bei ihm einfach interessant.«
»Und warum konnte dein Ehemann den Mann nicht selbst durchfüttern?«
Gina überlegte kurz. »Ich nehme an, er fand es einfacher, Wapping nach England zu schicken. Das wäre typisch für Cam. Und außerdem gefällt mir der Unterricht.«
»Na schön!« Esme seufzte und zupfte ein letztes Mal an ihrem Kleid. »Ich flirte, und du nimmst Geschichtsunterricht. Ist ja klar, wer am Ende in den Himmel kommt, nicht wahr?«
Als Gina den Langen Salon betrat, eilte Carola auf sie zu und flüsterte mit leidender Stimme: »Tuppy ist da, und ich muss jetzt anfangen, ihm schöne Augen zu machen. Aber ich bringe einfach nicht den Mut auf! Ehrlich gesagt möchte ich lieber in Ohnmacht fallen, als mit ihm zu sprechen. Dann würde ich mir immerhin nicht so verzweifelt vorkommen!«
»Du musst doch nur mit ihm reden. Erinnere dich daran, was Esme gesagt hat: Zeig Interesse an allem, worüber er spricht!«
»Ich bringe nicht einmal den Mut auf, zu ihm hinzugehen. Was jedoch auch keinen großen Unterschied macht, denn in seiner Nähe bekomme ich ohnehin nicht den Mund auf.«
»Das glaube ich dir nicht«, sagte Gina. »Ich habe dich noch nie eingeschüchtert
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