Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
stellte es mit einem leisen Knall wieder auf die Kommode. Wasser tropfte langsam über die Kante auf einen Berg Rüschen und Bänder.
Vorsichtig betrat nun auch Gina das Zimmer. Ihr Spiegel war abgenommen worden und lehnte an der Wand. Das Bett war abgezogen, die Decken lagen auf dem Boden. »Ich bin noch nie bestohlen worden«, bekannte sie mit einem ganz leisen Zittern in der Stimme.
»Du bist auch jetzt nicht bestohlen worden«, stellte Sebastian klar. »Da es nichts zu stehlen gab, bist du lediglich belästigt worden. Du wirst doch jetzt nicht hysterisch werden?« Gina schüttelte den Kopf. »Deine Zofe wird alles wieder aufräumen. Ich frage mich nur, ob sie nicht noch ein anderes Zimmer verwüstet haben? Es gibt doch keinen besonderen Grund, warum sie nur dein Zimmer im Visier haben sollten.« Er wandte sich um. »Ich sollte lieber gehen. Ich möchte nicht gern in deinem Zimmer gesehen werden.«
»Es wird wohl schwerlich irgendjemand glauben, du hättest die Bettdecken in einem Moment der Leidenschaft heruntergerissen, Sebastian.« Er kniff die Augen zusammen. »Das war ein Scherz!«, rief Gina aus. Sie bückte sich und hob wahllos zwei Korsetts auf. »Das ist wirklich unangenehm. Bist du schon mal bestohlen worden?«
»Des Öfteren. Tatsächlich ist es fast Mode geworden, bei Hausgesellschaften einzubrechen. Erst letztes Jahr wurde mein Zimmer auf Foakes Manor durchwühlt. Sie haben meine Manschettenknöpfe gestohlen.«
»Haben sie auch deine Unterwäsche … durchwühlt?«
Sebastian schaute auf das zarte Gewirr aus Stoff und Bändern, das Gina in der Hand hielt, und wandte rasch den Blick ab. »Sie haben nach deinem Schmuck gesucht. Es ist doch allgemein bekannt, dass die Damen Wertsachen unter ihren intimen Kleidungsstücken verstecken. Ich werde Lady Troubridge von dem Vorfall in Kenntnis setzen. Sie wird wahrscheinlich die Bediensteten verhören wollen.« Er entfernte sich.
Gina blickte sich im Zimmer um. Selbst Bicksfiddles Briefe lagen überall verstreut. Sie hob einen Seidenstrumpf vom Boden auf, konnte sein Pendant jedoch nirgends entdecken. Schließlich setzte sie sich auf die Matratze, um auf Annie zu warten, und starrte blicklos zu Boden. Auch wenn Sebastian lediglich von einer »Belästigung« gesprochen hatte – ihr kam es viel schlimmer vor.
»Was zur Hölle … ?«
Er stand in der Tür, groß und mannhaft und absolut empört. Gina schniefte. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Ich bin belästigt worden.«
Cam schaute sie noch einmal prüfend an, fluchte erneut und kam zu ihr. In einer einzigen geschickten Bewegung hob er sie hoch, nahm Platz und setzte sie auf seinen Schoß.
Viel zu überrascht, um zu protestieren, lehnte Gina ihren Kopf an seine Brust und lauschte, während er ohne Punkt und Komma weiterschimpfte.
Endlich beruhigte er sich. »Haben sie etwas gestohlen?«
Sie schüttelte den Kopf, hob aber die beiden Korsetts hoch, die sie noch in der Hand hielt. »Sieh nur!«
»Jämmerliche Bastarde!«, fauchte er.
Ginas Kinn begann zu zittern. »Ich glaube nicht, dass ich sie jemals wieder tragen will.«
»Diese Mistkerle!«, knurrte er wieder. »Ich werde sie erschießen.«
Ein paar Tränen landeten auf seinem schwarzen Rock. Cam streichelte tröstend ihren Arm und reichte ihr ein großes weißes Taschentuch.
Diesen Augenblick suchte sich Lady Troubridge aus, um die Geschädigte höchstpersönlich aufzusuchen.
»Oje, oje!«, jammerte sie. »Ich verabscheue Diebe aus tiefstem Herzen, wirklich! Ist Ihnen auch nichts geschehen, meine Liebe?«
Gina wusste, dass sie eigentlich vom Schoß ihres Mannes aufspringen sollte. Aber seine Arme waren so lang und umschlossen sie so eng, dass sie sich nicht von der Stelle rühren mochte.
»Ihre Gnaden sind natürlich erschüttert«, sagte Cam. Er stand auf. »Ich begleite sie in die Bibliothek. Dort kann sie warten, bis ihr Zimmer wieder in Ordnung gebracht wurde.«
»Eine ausgezeichnete Idee«, stimmte Lady Troubridge mit einem vielsagenden Glitzern in den Augen zu.
Cam schritt ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Im Korridor begann Gina sich zu wehren. »Lass mich runter, Cam. Ich möchte nicht hinfallen!«
»Du wirst auch nicht hinfallen.«
»Ich bin doch viel zu schwer, um die vielen Treppen nach unten getragen zu werden. Du musst mich absetzen … ich meine, bitte, setz mich doch ab!«
»Das mache ich ganz bestimmt nicht. Es gefällt mir nämlich viel zu sehr, dich zu tragen.« Er drückte sie leicht an
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