Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
schob die Tür zum Gesellschaftszimmer auf. Wie ein Bienenschwarm schlugen ihnen die plaudernden Stimmen der Anwesenden entgegen. Es war deutlich zu bemerken, dass die Gesellschaft über die Belästigung der Herzogin bereits informiert war. Cam verneigte sich und verließ den Saal. Die raue Männergesellschaft in den Ställen zog ihn im Augenblick mehr an.
Etwas an seiner Frau trieb ihn zum Wahnsinn. Er lachte kurz und freudlos auf. Er hatte schon viel zu lange keine Frau mehr gehabt. Daran lag es. Und da Gina die einzige Frau auf der Welt war, mit der er den Akt nicht vollziehen durfte, da dies die Annullierung ihrer Ehe in Gefahr bringen könnte, war es nur natürlich, dass die Versuchung ihn in den Wahnsinn trieb. Das war die simple Erklärung für seinen Zustand.
Cam spazierte auf die Ställe zu. Mitten in der Nacht war ihm schlagartig bewusst geworden, dass der Schlüssel zur Annullierung einer Ehe in der Jungfräulichkeit der Frau lag.
Es gab natürlich viele, viele Stationen auf dem Weg von vollkommener Unschuld bis zum völligen Verlust derselben. Und wenn seine Frau diese Stationen mit ihm erforschen wollte, bevor sie mit ihrem steifen Marquis ins Bett stieg, warum sollte er sich darüber beschweren?
Während Cam sich dem Stalltor näherte, dachte er über ein paar Fragen nach, die er Lady Troubridge stellen wollte. Zum Beispiel: Gab es irgendwo auf ihrem Anwesen einen Glockenblumenwald?
19
Eine Diskussion zwischen Anglern am Flussufer
Neville war so kritisch, dass Carola beinahe wünschte, sie hätte sich Esmes Bernie zum Flirten ausgesucht. Sie waren noch nicht einmal am Fluss angelangt, da hatte er bereits zahllose Kleinigkeiten an ihrer Kleidung bemängelt. Überdies gab er ihr unaufhörlich Instruktionen für kokettes Benehmen.
»Neville!«, rief Carola, am Ende ihrer Geduld. »Ich versichere Ihnen, dass Tuppy an meiner Kleidung nichts, aber auch gar nichts auffallen wird, selbst wenn ich in Sackleinen daherkäme!«
»Sie dürfen Ihr Licht nicht derart unter den Scheffel stellen«, entgegnete Neville und bedachte sie mit einem letzten prüfenden Blick. »Nein, dieses Tuch muss weg.« Und mit einem schnellen Griff nahm er ihr das Halstuch ab, auf dessen sorgsame Faltung Carolas Zofe mindestens eine halbe Stunde verwandt hatte.
Sie schnappte nach dem Halstuch, doch vergebens. »Dieses Kleid ist ohne Tuch viel zu tief ausgeschnitten! So kann ich mich doch unmöglich sehen lassen!«
»Natürlich können Sie das. So, jetzt sieht es doch viel besser aus«, stellte er befriedigt fest.
Carola schaute entsetzt auf ihre vollen Brüste herab. »Er findet mich dick , Neville! Begreifen Sie nicht, dass ich mein üppiges Fleisch bedecken muss? Wenn er mich so sieht, muss er ja glauben, dass ich mindestens zwei Kleidergrößen zugenommen habe!«
»Wann haben Sie den bedauernswerten Mann eigentlich geheiratet?«
»Vor vier Jahren. Warum fragen Sie?«
»Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Ihr Busen in diesen vier Jahren größer geworden ist. Auf jeden Fall größer als an dem Tag, da ich Sie zum ersten Mal sah – da waren Sie noch eine blutjunge Debütantin.«
Carola warf ihm einen bösen Blick zu. »Meine Kleidergröße geht niemanden etwas an.«
»Selbst wenn ich verspreche, dass ich kein Verlangen nach Ihrem großen herrlichen Busen verspüre? Ich erlaube mir nie, das Unmögliche zu ersehnen. Doch ich halte es durchaus für möglich, dass Ihr armer liebestrunkener Ehemann es begehrt.«
»Liebestrunken? Das glaube ich nicht!«
»Liebestrunken«, beharrte er. »Ich habe gesehen, wie er Sie anstarrte, nachdem Sie ihn im Gesellschaftszimmer geohrfeigt hatten. Sollte ich irgendwelche Hoffnungen gehegt haben, Sie für mich zu gewinnen, so habe ich sie in jenem Moment begraben.«
Carola hakte sich bei ihm ein und lächelte. »Oh, Neville, Sie sind der beste Freund, den eine Frau sich nur wünschen kann!«
»Lächeln Sie mich nicht so reizend an, sonst überlege ich mir noch, ob Tuppy Sie überhaupt verdient hat«, mahnte er.
Sie drückte seinen Arm.
Sie waren schon fast am Fluss, als er jäh stehen blieb. Carola zerrte ihn vorwärts. »Da ist Tuppy! Ich erkenne seinen Rücken.«
»Einen Augenblick noch, Carola.«
Sie schaute zu ihm hoch.
»Sie müssen an mich denken.«
Sie nickte. »Das tue ich.«
»Nein, ich meine, wirklich an mich denken.« Mit starker Hand tippte er unter ihr Kinn. Da stand sie und blinzelte ihn unschuldig mit ihren braunen Augen an. »Ich will verdammt sein, wenn ich
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