Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
beäugte er Finkbottles rotes Haar.
»Sind Sie zufälligerweise Franzose?«
»Es gibt Franzosen unter meinen Vorfahren.«
»Und arbeiten Sie schon lange für Rounton?«
»Noch nicht sehr lange«, gestand Finkbottle mit aller gebotenen Höflichkeit.
Als er sich erhob und den Raum verließ, sah Cam ihm stirnrunzelnd nach. Etwas an dem Mann wollte nicht zu seiner überkorrekten Anwaltstracht passen. Er bewegte sich so ungeschickt, als könnte er jeden Moment über seine eigenen Füße stolpern.
Esme war nicht sonderlich beglückt, als sie feststellen musste, dass sie beim Dinner neben ihrem Ehemann sitzen würde. Lady Troubridge entschuldigte sich wortreich, dass sie arge Probleme habe, einen Sitzplan aufzustellen, der allen Gästen gerecht wurde.
»Das Angenehme an Ihnen und Lord Rawlings ist«, vertraute sie Esme an, »dass Sie so bemerkenswert höflich miteinander umgehen. Ich fürchte, das bringt mich immer wieder in Versuchung, Sie beide nebeneinanderzusetzen.«
»Miles und ich würden niemals zögern, gemeinsam zu speisen. Immerhin ist er mein Ehemann.«
»Das ist zu liebenswürdig von Ihnen.« Lady Troubridge tätschelte Esmes Arm. »Dennoch hasst man es, Nähe zu erzwingen, wo keine vorhanden ist.«
»Bitte machen Sie sich keine Gedanken«, versicherte Esme ihr nochmals.
Infolgedessen fand sie sich Ellbogen an Ellbogen mit ihrem Angetrauten wieder. »Guten Abend!«, grüßte sie und ließ sich von einem Diener eine Portion Kalbsfilet servieren. »Wie geht es dir?«
Miles strahlte sie an. Niemand würde behaupten, dass er hübsch oder sonderlich clever war, aber er war ein herzensguter Mensch. Er hatte keinen Augenblick gezögert, als er sah, neben wem er sitzen sollte. Im Gegenteil.
»Mir geht es recht gut«, antwortete er. »Und umso besser, da ich dich nun sehe, meine Liebe. Um die Wahrheit zu sagen, wollte ich dich schon seit einer Ewigkeit fragen, was wir mit unserer Pfarrkirche machen sollen. Der Vikar hat mir geschrieben, dass der Kirchturm bald zusammenbricht.«
»Oje«, sagte Esme. »Soweit ich weiß, hat er doch erst letztes Jahr achthundert Pfund bekommen, um die Friedhofsmauer instandzusetzen.«
»War es tatsächlich so viel? Ich wusste zwar, dass es sich um eine beträchtliche Summe handelte, konnte mich aber nicht auf die exakte Höhe besinnen. Sollen wir den Kirchturm also reparieren lassen? Der Besitz wirft doch genügend Mittel ab, der Himmel weiß, warum.«
»Es wäre eine Schande, wenn der Turm einstürzte«, stimmte Esme zu. Es war ein Beispiel für Miles angeborene Gutmütigkeit, dass er sie um ihre Meinung fragte – mehr noch, dass er sie als Frau behielt. Andere Männer hätten sie schon vor Jahren verstoßen.
»Geht es dir gut, Esme?«, erkundigte sich Miles. »Du kommst mir nicht so heiter vor wie sonst.«
»Aber ja doch«, erwiderte sie, ohne sich einer gewissen Niedergeschlagenheit erwehren zu können. »Ich bin, wie ich immer war.«
Miles besaß wirklich die freundlichsten Augen, die sie jemals gesehen hatte, abgesehen von jungen Kälbern. Plötzlich war ihr zum Heulen zumute.
Miles nahm unter dem Tisch ihre Hand. »Ich mag ja nicht der allerbeste Ehemann sein, aber ich habe dich sehr gern. Gibt es etwas, das ich tun kann, damit du wieder fröhlich wirst?«
»Ich möchte dir eine Frage stellen«, sagte Esme.
Doch dann wusste sie nicht, wie sie fortfahren sollte. Wie konnte man eine derart delikate Frage in aller Öffentlichkeit stellen? Doch ein rascher Blick in die Runde verriet ihr, dass ohnehin niemand auf sie achtete. Schließlich gab es nichts Uninteressanteres als ein Ehepaar, das sich höflich miteinander unterhielt.
»Ich stehe dir voll und ganz zur Verfügung«, versicherte Miles und tätschelte ihre Hand.
Esme senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Wünschst du dir immer noch einen Erben, Miles?«
Er riss die Augen auf und stotterte vor Aufregung. »Aber du … du … hast doch … «
»Ich weiß. Ich habe vieles gesagt. Doch ich war sehr jung, als wir geheiratet haben. Jetzt bin ich zehn Jahre älter und kenne meine Pflichten.«
»Aber mein Neffe … «, begann er, brach jedoch ab. »Bist du dir auch ganz sicher, meine Liebe?«
Esme betrachtete sein fülliges Gesicht und seinen noch fülligeren Körper und war sich gar nicht mehr so sicher. Aber wie viele Male wären schon dafür nötig? Es konnte sich doch nur um einige wenige Begegnungen handeln, dann würde sie guter Hoffnung sein.
Sie drückte seine Hand unter dem Tisch. »Ich möchte
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