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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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beständig.
    Der Wind zerrte an Johans Rock und Halstuch. «Du weinst ja», stellte er fest. «Was ist passiert?»
    Beatrice schüttelte den Kopf und ignorierte die neugierigen Blicke der wenigen Personen, die sich bei diesem schlechten Wetter am Hafen aufhielten. Sie war hierhergekommen, um eine Weile allein zu sein und auf das verhasste Meer zu starren, doch sie war auch froh, Johans freundliches Gesicht zu sehen. Sein Verhalten ihr gegenüber hatte sich in den Wochen ihres Aufenthalts in Göteborg verändert, dachte sie. Er schien sie nicht mehr zu verachten, sondern suchte ihre Gesellschaft geradezu. In diesem ganzen Elend war das immerhin etwas, und dafür war sie dankbar. «Ich hab das hier gestern von Seths Sekretär bekommen», sagte sie tonlos.
    Am Vortag war Jesper Henriksson angekommen und hatte bei ihnen zu Abend gegessen. Der Brief, den sie von ihm bekommen hatte und den sie jetzt Johan hinhielt, war ganz weich geworden von der Nässe. Er nahm ihn und las:
Fräulein Beatrice,
ich hoffe, es geht Ihnen gut. Leider kann ich auf Grund unvorhergesehener Ereignisse vorerst nicht so schnell nach Göteborg zurückkommen. Ich bitte Sie, Sie müssen es mir sagen, wenn Sie in irgendeiner Form Hilfe benötigen. Wenn Sie in der Zukunft auf welche Art auch immer unter unerwünschten Konsequenzen zu leiden haben, werde ich Sie natürlich in jeglicher Form unterstützen, die Sie sich wünschen. Seien Sie so freundlich, Henriksson Ihre eventuelle Antwort anzuvertrauen. Er genießt mein volles Vertrauen.
Ihr
S. Hammerstaal
    «Wer ist denn diese Lily?», fragte Beatrice tonlos, während Johan die wenigen Zeilen überflog. «Und warum muss er sie nach England begleiten?»
    Johan sah sie verblüfft an. «Wegen ihr ist er doch überhaupt nach Amerika gefahren. Ich glaube, Seth war als junger Mann einmal in Lady Tremaine verliebt.» Er zuckte mit den Schultern. «Sie ist inzwischen Witwe. Aber du siehst ja ganz verstört aus, Beatrice. Gibt es irgendetwas, was ich wissen sollte?»
    «Nein, gar nichts. Ich habe mich bloß gewundert. Ich wusste nur nicht Bescheid.» Sie versuchte, ganz ruhig zu atmen. «Aber warum sollte ich auch? Es geht mich ja nichts an, nicht wahr?»
    Sie hörte selbst, dass ihre Stimme einen hysterischen Klang annahm. Zwei Monate hatte sie vergebens auf ein paar Zeilen von Seth gewartet, während sie zusehen musste, wie Johan einen Brief nach dem anderen bekam. Wie im luftleeren Raum hatte sie gelebt, da sie nach ihrem einmaligen Beisammensein kein einziges Wort von ihm hörte. Nichts als gebrochene Versprechen und Schweigen. Und jetzt dieser kurze Brief. Nur die Sorge, dass er sie vielleicht geschwängert hatte und sie unter unerwünschten Konsequenzen zu leiden haben könnte, hatte ihn bewegen können, ein paar Zeilen an sie aufs Papier zu werfen. Ein kleiner, nebensächlicher Unfall, den sie seinem Sekretär anvertrauen konnte, während er selbst mit seinem «unvorhergesehenen Ereignis» und ihrem Sohn nach England fuhr. Sie war nahe daran, ihn zu hassen.
    «Henriksson weigert sich abzureisen, bevor ich ihm eine Antwort mitgegeben habe», sagte sie.
    Armer Johan. Er hat schon genug Sorgen, ohne im strömenden Regen im Hafen mit meinen überspannten Anfällen konfrontiert zu werden, dachte sie zerknirscht. «Du bist doch sein Freund, du kennst ihn. Was erwartet er denn von mir?» Ihre Stimme brach. «Was hat das zu bedeuten? Ich verstehe überhaupt nichts mehr.» Obwohl sie die ganze Zeit dagegen angekämpft hatte, brach sie nun doch in Tränen aus, und Johan zog sie in seine Arme.
    «Du bist müde und überanstrengt, das ist alles. Komm, wir gehen nach Hause. Du bist ja ganz durchgefroren, du darfst jetzt nicht auch noch krank werden.» Wenn er verstanden hatte, was der Brief meinte, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken.
    Als sie nach Hause kamen, setzte sich Beatrice an den Schreibtisch. Sie konnte nicht mal mehr böse sein. Es war ganz einfach vorbei. Rasch schrieb sie eine Antwort und bat das Dienstmädchen, den Brief Jesper Henriksson zu übergeben, bevor sie es sich noch anders überlegte.
    *
    Mit Widerwillen betrachtete Edvard das nackte Mädchen im Bett. Wenn er sie noch einmal ficken musste, würde er speien.
    «Bist du sicher, dass keine Briefe mehr gekommen sind?», fragte er.
    Dabei streichelte er ihre Brust und versuchte einen Schauder zu unterdrücken. Ihre Brüste sahen aus wie gestreifte Euter, und ihre runden Schenkel waren dick wie Baumstämme.
    «Schon seit ein paar Wochen nicht

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