Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)
tanzten ihr um die Schultern, und sie legte all ihr Gefühl in ein einziges Lächeln und sah ihn an. Seth schnappte nach Luft, als sie um der besseren Wirkung willen die gesunde Schulter zurückzog. Als ihre nackte Brust sichtbar wurde, hörte sie ihn heiser etwas murmeln. Ihre Augenlider flatterten. Durch sein nasses Hemd sah sie seinen heftigen Atem, und es schien, als ballte er die Fäuste.
«Was tust du da?», stieß er mit rauer Stimme hervor.
«Ich schaue», antwortete sie. «Ich glaube, ich habe dich noch nie so richtig angesehen.»
«Das ist aber mehr als bloß Schauen», murmelte er.
Wie zufällig ließ sie ihre Hand zwischen ihren Brüsten hinaufwandern. «Ist das schlimm?»
Seth setzte an, etwas zu sagen, doch seine Stimme war so belegt, dass er erst husten musste, bevor er die Worte herausbrachte. «Du hattest gerade einen schrecklichen Unfall», sagte er heiser. «Da kann man sich schon mal seltsam benehmen. Ich habe das mehr als einmal beobachtet.»
Sie hob die Brust noch weiter, und die Decke glitt herab bis zu ihrer Taille. Seth holte tief Luft. Seine Augen waren pechschwarz.
«Inwiefern seltsam?», flüsterte sie.
«Beatrice …»
«Zieh dich aus», sagte sie leise.
«Wie bitte?»
Sie warf einen vielsagenden Blick auf seine tropfenden Kleider. «Du bist völlig durchnässt.» Sie lächelte. «Und wenn ich mich recht erinnere, habe ich das meiste schon gesehen.»
«Du willst, dass ich mich ausziehe?», fragte er. «Hier?»
Beatrice nickte. Mit einem Schnauben schnappte er sich eine Decke, sah sie noch einmal verwirrt an und stapfte dann aus dem Zimmer. Sie hörte, wie er im Flur Kleider und Stiefel auszog, bevor er in die Decke gewickelt zurückkam. In der Hand hatte er eine Wasserflasche, die er ihr reichte. Beatrice trank, trocknete sich den Mund ab und gab ihm die Flasche zögernd zurück. «Bist du böse?», fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. Stöhnend ließ er sich neben ihr auf einen Stuhl sinken und starrte ins Feuer. Er massierte sich die Nasenwurzel und schloss die Augen.
Das Feuer knisterte. Der Raum war inzwischen behaglich warm, und schweigend lauschten die beiden dem Unwetter, das weiter durch den Wald tobte.
Beatrice lag auf der Seite. Sie hatte sich die Decke wieder über die Schultern gezogen und sah nachdenklich ins Feuer. «Glaubst du, dass die anderen sich Sorgen machen?», fragte sie schließlich.
Seth zuckte zusammen, als wäre er weit weg gewesen. «Nein», sagte er geistesabwesend. «Jacques wusste, dass ich dich finden würde.»
Sie sah ihn blinzelnd an. Er schien wie hypnotisiert vom Schein der Flammen. Seine Haare waren inzwischen getrocknet, und die Decke war herabgeglitten, sodass sie nur noch seine Hüften verhüllte. Atemlos ließ Beatrice den Blick über seinen flachen, festen Bauch und die kräftigen Arme wandern. Lange hatte sie sich vor dem Gedanken geekelt, jemals wieder einem Mann nahezukommen, doch der Anblick von Seth und seinem vertrauten Körper weckte bei ihr weder Angst noch Ekel.
«Woher hat er das gewusst?», murmelte sie, während ihre Augen sehnsüchtig über die bronzefarbene Haut glitten, die so nah war und unbegreiflicherweise doch außerhalb ihrer Reichweite.
«Jacques weiß, dass ich nie aufgebe und notfalls die ganze Normandie auf den Kopf stellen würde, um dich zu finden.» Seth zuckte mit den Schultern. «Er weiß es eben.»
Sie wollte die Hand ausstrecken und seine Wange liebkosen, auf der Bartstoppeln schimmerten, wollte die Narbe unter seiner Augenbraue suchen, die sie einst gestreichelt hatte.
Sie setzte sich auf. Zu hastig, denn plötzlich begann sich das Zimmer vor ihren Augen zu drehen, und sie wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Hilflos stöhnte sie auf, und im nächsten Moment war er auch schon bei ihr und half ihr behutsam, sich wieder hinzulegen.
Bildete sie sich den hungrigen Blick nur ein, der neben der Besorgnis in seinen Augen aufflammte? Als er sich umwandte, wahrscheinlich um sich wieder auf diesen verdammten Stuhl zu setzen, streckte sie die Hand aus. «Bleib», sagte sie. «Bitte.»
Seufzend setzte er sich neben sie auf den Boden.
«Seth», flüsterte sie. Noch nie hatte sie sich so nach etwas gesehnt, wie sie sich jetzt danach sehnte, von ihm berührt zu werden. Vorsichtig legte sie ihm die Hand auf den nackten Rücken. Kühl lag ihre Hand auf seiner heißen Haut. Sein ganzer Körper erstarrte, und sie spürte seine heftigen Atemzüge unter ihren Fingern. «Ich hab dich so vermisst»,
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