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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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Erschöpfung überwältigen.

    Erst als er hörte, dass Beatrice eingeschlafen war, wagte es Seth, sich zu ihr umzudrehen. Er überlegte, ob sie traurig war, dass er sie so brüsk abgewiesen hatte. Doch er hatte auf jeden Fall das Richtige getan. Er sah sie an und verlor sich in Erinnerungen an seidenweiche Glieder, kühle Finger, runde Brüste. Nein, er hatte nicht anders handeln können, wenn er dem brutalen Impuls in sich widerstehen wollte, sie hier und jetzt auf dem Boden zu nehmen, ihr die Decke vom Leib zu reißen und sich in diesem weichen Fleisch zu vergraben. Ihr Aufstöhnen, als er ihren verletzten Arm berührt hatte, war genau der Warnschuss gewesen, den er gebraucht hatte, um sich darüber klar zu werden, was er gerade tat: Er nutzte die Lage einer verletzten Frau aus. Und schließlich erinnerte er sich – zu spät, aber doch – daran, dass er selbst offiziell einer anderen Frau gehörte.
    Beatrice drehte sich im Schlaf herum, legte sich auf die Seite und bettete die Wange auf eine Hand. Seth betrachtete sie besorgt. Hatte sie wieder einen ihrer Albträume? Er würde über sie wachen und zur Stelle sein, wenn sie Angst bekäme, und er würde sich auf die Art und Weise um sie kümmern, zu der er berechtigt war. Ihre Decke war herabgeglitten, und sehnsüchtig blieb Seths Blick an ihrer nackten Schulter hängen. Dann gab er nach – er hatte es schon geahnt – und setzte sich wieder neben sie auf den Boden. Es war, als würde seine bloße Nähe sie beruhigen, denn sie legte ihm eine Hand aufs Bein und schlief friedlich weiter. Er zog ihre Decke wieder hoch und betrachtete die kleine Hand, die auf seinem Oberschenkel lag. Er seufzte. Es sah ganz so aus, als würde es eine lange Nacht werden.

[zur Inhaltsübersicht]
    39
    Am nächsten Morgen hatte sich das Unwetter verzogen. Der Himmel war hellblau, die Vögel sangen, und die Sonne schien warm. Schweigend sattelte Seth sein Pferd, half Beatrice in den Sattel und setzte sich hinter sie. Und dann ritten sie wortlos durch den Wald. Seth saß hinter ihr wie eine Steinstatue. Den ganzen Morgen war er ihr gegenüber schon so kurz angebunden gewesen, und jetzt musste sie sich Mühe geben, sich nicht von seiner kühlen Stimmung anstecken zu lassen. Außerdem saß sie nicht sonderlich bequem. Wie sie sich auch drehte und wendete, irgendetwas an ihrem zerschlagenen Körper tat ihr immer weh.
    «Hör doch auf, so herumzurutschen», zischte Seth nach einer Weile, und sie wurde stocksteif.
    «Entschuldige.» Sie versuchte, würdevoll zu klingen, aber sie hörte selbst, wie ihre Stimme zitterte. Sie hatte Schmerzen und Hunger, und er war so kalt zu ihr. Ich bin ganz offensichtlich nicht geschaffen für solche Entbehrungen, dachte sie, während sie ihre Tränen herunterschluckte.
    «Komm», hörte sie seine Stimme hinter sich und spürte seinen starken Arm um ihre Taille, der sie nach hinten zog. Sie gab nach und lehnte sich prüfend gegen seine Brust, und automatisch fasste er sie etwas fester. Das fühlte sich gar nicht schlecht an. Vorsichtig lehnte sie den Kopf an seinen breiten Brustkorb und wartete auf eine Zurechtweisung von ihm. Doch als er keine Einwände erhob, entspannte sie sich und schloss die Augen. Das war schon viel besser.

    Seth spürte ihr Haar an seinem Kinn. Beatrice atmete ruhig und gleichmäßig und schien eingeschlafen zu sein.
    Während er geradeaus auf den Weg starrte, ließ er seine Wange von ihren weichen Strähnen liebkosen. Er hatte nicht gewusst, dass Liebe so schrecklich wehtat. Sie war so verdammt schmerzhaft – entweder ging es einem schlecht, oder man lebte in Angst und Schrecken. Doch er hatte seinen Entschluss gefasst. In ihm gab es nicht den geringsten Zweifel mehr. Er wollte sie haben. Beatrice war die Seine. Mehr gab es dazu nicht zu sagen.

    Als sie beim Château Morgaine eintrafen, wurden sie von einer großen, lauten Menschenmenge empfangen. Beatrice löste sich aus Seths Armen.
    «Wie man sieht, ist euer Ausflug ja abenteuerlicher verlaufen als gedacht», sagte Jacques lächelnd und half ihr vorsichtig vom Pferd. Sie schwankte, und er legte ihr einen Arm um die Taille. Dankbar stützte sie sich auf den Franzosen, während Seth absaß.
    Vivienne kam zu ihnen und betrachtete die Wunde an Beatrices Stirn. « Chérie , was du immer für seltsame Dinge treibst. Der Arzt wartet im Haus auf dich.» Sie wandte sich an Seth. «Lady Tremaine hat sich große Sorgen gemacht.»
    «Seth!» Lily kam die Stufen heruntergerannt und warf

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