Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)
flüsterte sie und streichelte ihn zärtlich und sehnsüchtig.
«Verdammt», murmelte er heiser. Dann wandte er sich ruckartig ihr zu. Er sah sie gequält an. Ihre Hand lag immer noch auf seinem Rücken, und sie wagte nicht, sich zu bewegen, weil sie Angst hatte, den Zauber zu brechen. Doch er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und hob ihren Kopf. «Wenn ich aufhören soll, musst du es mir jetzt sagen», murmelte er, bevor sich ihre Lippen trafen.
Sie spürte sein pochendes Herz, fast verzweifelt fuhr sein Mund über ihren, und Beatrice küsste ihn, wie sie ihn noch nie zuvor geküsst hatte – als wäre es ihr erster Kuss und ihr letzter. Es fühlte sich so richtig an, er gehörte ihr, jetzt war alles so, wie es sein sollte … Da streifte er ihren verletzten Arm, und sie zuckte vor Schmerz zusammen.
Das war genug für Seth. Er riss sich mit einem erstickten Keuchen von ihren Lippen los und starrte sie mit wildem Blick an. «Ich kann nicht», murmelte er heiser und ließ sie los.
Sie blinzelte erschrocken. Wies er sie zurück? Fühlte er wirklich nicht, was sie fühlte? «Entschuldige, ich dachte, du willst es auch», flüsterte sie beschämt, und zu ihrem Schrecken merkte sie, wie ihr die Tränen unter den Lidern brannten. Sie war viel verletzlicher, als sie gedacht hatte. Dumme, dumme Beatrice.
«Das ist es nicht», erwiderte er mit erstickter Stimme, ohne sie anzusehen. «Du hattest einen Unfall und stehst noch unter Schock, unter solchen Umständen kann ein Mensch nicht klar denken. Ich kann das jetzt nicht mit dir tun.»
Kannst du nicht oder willst du nicht? Ihr kam der Gedanke, dass er vielleicht von ihr angewidert war, von dem, was sie erlebt hatte, und sie stöhnte innerlich. Bitte, lass es nicht so sein. Sie ließ sich wieder auf ihr Lager sinken, legte sich den unverletzten Arm über die Augen und kämpfte mit ihrer Beschämung.
«Ich hatte solche Angst, als ich dich gesucht habe», erklärte Seth langsam. «Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nicht so erschrocken wie in dem Moment, als ich dich da auf dem Boden liegen sah …» Brüsk stand er von der Matratze auf, zog sich seine Decke über den Rücken und trat an den Kamin, um in der Glut zu stochern.
Beatrice blinzelte hinter ihrem Arm hervor und musterte den Rücken, den er ihr zuwandte. Sie war eine naive Idiotin erster Güte, wenn sie die Beweise nicht sah, die ihr geradezu ins Gesicht sprangen. Sie fragte sich, ob ein Mann wohl noch roher in seiner Zurückweisung sein konnte als Seth. Letzte Nacht war sie halbnackt in seinem Bett im Château Morgaine eingeschlafen, ohne dass er etwas unternommen hätte. Er hatte sie einfach schlafen lassen. Das hätte doch schon ein kleiner Wink für sie sein müssen, oder nicht? Jetzt waren sie allein im Wald, und sie warf sich buchstäblich auf ihn, lag auf dem Boden und bot sich ihm schamlos an – und da konnte er nicht.
Sie schloss die Augen und spürte, wie die Scham sie wie eine Welle überrollte. Am liebsten hätte sie die Hände vors Gesicht geschlagen und geweint wie ein Kind. Gedemütigt zog sie ihre Decke bis zum Kinn, widerstand dem Impuls, sie sich über den Kopf zu ziehen, und ließ sich ganz tief in die Kissen sinken. Eine Woge von Übelkeit und Erschöpfung überkam sie, und jetzt spürte sie auch ihren zerschlagenen Körper sehr deutlich.
«Es hat nichts mit dir zu tun», kam es leise von Seth. Er hatte es sich für die Nacht am Kamin bequem gemacht. «Aber ich kann nicht. Nicht so», sagte er mit erstickter Stimme.
Sie lächelte matt und wünschte, er würde endlich aufhören, ihr zu erklären, warum er sie nicht wollte. Dadurch wurde es keinen Deut besser. Sie ließ die Augen geschlossen, das war das Einzige, was ihr Linderung verschaffte.
«Fühlst du dich schlechter?», erkundigte er sich.
Abgesehen davon, dass ich mich wie eine zurückgewiesene Idiotin fühle? Wie die ungeschickteste Verführerin der Welt? «Nein, überhaupt nicht», antwortete sie. Für ihren kecken Ton hätte sie eine Medaille verdient. Sie schluckte ihre Tränen und hielt die Augen weiter geschlossen.
«Wenn du schlafen willst, kannst du das ruhig tun», sagte er nach einer Weile.
«Ich bin ganz erschöpft», flüsterte sie, da die Müdigkeit sich ihrer nun doch erbarmte.
«Ich bin hier, Beatrice. Du bist ganz sicher», versprach er.
«Dann ruhe ich mich jetzt ein bisschen aus, wenn du nichts dagegen hast», sagte sie zu seinem Rücken. Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich von ihrer
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