Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)
bestimmt. «Die Dame ist vergeben.» Während der verdatterte arme Kerl immer noch mit offenem Mund dastand, wirbelte Seth auch schon mit Beatrice über die Tanzfläche.
Sie kam gar nicht dazu, gegen diese Behandlung zu protestieren, aber sie fragte sich langsam doch, ob sie irgendetwas an sich hatte, was die Männer dazu brachte, sich heute so seltsam zu verhalten. Erst Graf Rosenschöld und jetzt Seth.
Doch Seth war nicht grob zu ihr gewesen, nur bestimmt, und insgeheim war sie ja zutiefst erfreut, dass er sein Recht auf den letzten Tanz beansprucht hatte. Obwohl er noch kein Wort mit ihr gesprochen hatte, seitdem die Musik wieder eingesetzt hatte.
«Herr Hammerstaal?», fragte sie schließlich, als das Schweigen unerträglich wurde.
«Ja?»
«Ich glaube, im Allgemeinen gilt es als höflich, dass ein Mann zumindest so tut, als würde er es angenehm finden, wenn er mit einer Frau tanzt.» Sie lächelte, um zu zeigen, dass sie scherzte.
Ein Blick aus seinen unergründlichen grauen Augen glitt über ihr Gesicht. «Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich nicht ganz so enthusiastisch wirke wie all die anderen Männer, von denen Sie sich heute Abend haben angaffen lassen», erwiderte er kühl.
Beatrice war verblüfft. «Kritisieren Sie mich etwa?», fragte sie verdattert.
«Wenn es berechtigt ist», erwiderte er und zog die Augenbrauen hoch.
Sie schnaubte. Ausgerechnet dieser selbstgerechte Kerl … «Wenn ich Sie daran erinnern darf, so bin bestimmt nicht ich diejenige, die hier herumläuft und mal die eine, mal die andere hofiert», gab sie frostig zurück. «Und ich bin nicht diejenige, die mit unaufrichtigen Komplimenten um sich wirft. Ich bin auch nicht diejenige, die im Foyer mit der einen tuschelt, während ich eigentlich einer ganz anderen den Hof mache, nicht wahr?»
Natürlich hatte Seth keine Ahnung, was Beatrice damit meinte – abgesehen davon, dass sie ihn wohl im Gespräch mit Charlotta gesehen haben musste. Die beiden hatten nur ein paar durch und durch harmlose Worte gewechselt, das war nun wirklich nichts, worüber sich irgendjemand aufregen müsste. Doch Beatrice regte sich auf, und diese Erkenntnis bewirkte Wunder bei ihm, denn ihr Verhalten verriet, dass sie eifersüchtig war. Seine Wut und seine Gereiztheit verflogen, und er zog die widerstrebende Beatrice näher zu sich heran. Er spürte, wie sich ihr Körper unbewusst an ihn schmiegte, obwohl aus ihren Augen immer noch der Zorn blitzte. Das musste er sich merken, dachte er, dass ihr Gesicht und ihr Körper nicht immer dieselbe Sprache sprachen.
«Sagen Sie mir», flüsterte er in ihr Haar, «welches von meinen unaufrichtigen Komplimenten hat Sie am meisten aufgewühlt?» Er ließ seine Finger über ihren schmalen Rücken wandern. «Welches war es, Beatrice?»
Sie stieß ein leises Keuchen aus, und eine Welle schierer Lust durchflutete ihn. «Seien Sie so freundlich und lassen Sie mich los», bat sie mit dünner Stimme.
«Nicht bevor wir zwei ein paar Dinge geklärt haben», antwortete er. Mit einer Hand an ihrer Taille manövrierte er sie beide durch eine weiße Tür in einen kleinen Raum, der an den Ballsaal grenzte.
Es ging so schnell, dass Beatrice gar nicht reagieren konnte. «Was erlauben Sie sich?» Sie hatte sehr bestimmt wirken wollen, doch sie hörte selbst, wie schwach und atemlos ihr Flüstern klang. Sein heißer Blick glitt über sie, und sie wich zurück, bis sie gegen eine Mauer stieß. Der enge Raum diente offenbar als Lager. Durch ein kleines, dunkles Fenster war der Innenhof des Schlosses zu sehen. Die Spannung, die zwischen ihnen herrschte, lag so deutlich in der Luft, dass man sie mit Händen hätte greifen können, und Beatrice konnte kaum noch normal atmen. Seth lächelte. Nonchalant stützte er eine Hand neben ihrem Kopf an die Wand. Er sah ihr direkt ins Gesicht, und Beatrice unterdrückte ihr Zittern.
«Ich weiß nicht genau, womit ich Sie so erzürnt habe», flüsterte er, «aber ich würde gern ein paar Missverständnisse ausräumen.» Er beugte sich vor. «So habe ich heute Abend zum Beispiel keiner Frau den Hof gemacht. Daran würde ich mich nämlich erinnern, da bin ich ganz sicher.» Behutsam strich er ihr eine Locke aus dem Gesicht. «Ich werfe auch nicht mit Komplimenten um mich. Und ich kann gar nicht genug betonen, dass die einzige Frau, mit der ich heute in irgendeiner Form getuschelt habe, Sie waren, Beatrice.» Er strich ihr über die Wange. «Keine andere.»
Beatrice versuchte, einen klaren
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