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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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schimmerte im Mondschein wie Silber. Ein männlicher Gast drückte ihr die Hand. Als Seth die kompromittierende Szene sah, entwich ihm unwillkürlich ein Laut. Der Händedrücker warf ihm einen Blick zu und zog seine Hand rasch zurück.
    «Ich …», begann er nervös, während er unschlüssig von seinem zornigen Gastgeber zu Beatrice und zurück blickte. Seth knurrte nur ungehalten, und den Mann verließ der letzte Mut.
    «Fräulein Beatrice … äh … gute Nacht, ich meine … leben Sie wohl … Das wollte ich nicht, ich wusste nicht …», stammelte er, bevor er sich mit einer entschuldigenden Verbeugung umdrehte und flüchtete.
    Beatrice hob eine Augenbraue. «Herr Hammerstaal», zwitscherte sie. «Welche Ehre. Wie nett, dass sie sich eine Sekunde von Ihrer Gesellschaft losreißen konnten.» Mit bedauernder Miene hob sie ihr leeres Glas hoch. «Leider habe ich keinen Champagner mehr.»
    Seth spürte, wie ihm die Kiefermuskeln zuckten. Er hätte sie erwürgen können.
    Dass sie den Nerv hatte, ihn mit diesem treuherzigen Blick anzusehen, nachdem er sie wie verrückt gesucht hatte, um sie zu guter Letzt dabei zu ertappen, wie sie mit jemand herumschmuste, der definitiv nicht ihr Verlobter war.
    «Was machst du hier?», fragte er grimmig.
    «Ich?» Mit Unschuldsmiene zuckte sie mit den Schultern. «Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich möchte zurück zu deinem wunderbaren Fest und den Gastgeberinnen. Großartige Frauen. Ganz zu schweigen davon, wie adelig sie sind.» Sie machte Anstalten zu gehen, doch Seth trat ihr in den Weg.
    «Verstehst du nicht, was alles passieren kann, wenn du einfach so mit einem unbekannten Mann mitgehst?» Während er das sagte, war ihm bewusst, dass Beatrice jetzt mit ihm allein auf der Terrasse stand. Das Risiko, dass etwas passieren könnte, war so keinesfalls geringer, nicht im Geringsten.
    «Ach, ich verstehe. Du hast dir Sorgen um mich gemacht. Wie aufmerksam. Aber was ich tue, muss ja wohl dich nicht bekümmern, oder? Du hast doch so viele andere Frauen, die du im Auge behalten musst. Außerdem kann ich ganz wunderbar allein auf mich achtgeben, danke sehr. Und jetzt geh mir bitte aus dem Weg, damit ich vorbeikann.» Sie versuchte sich an ihm vorbeizudrängen, doch er verstellte ihr aus reinem Trotz die Terrassentür. Beatrice funkelte ihn an. «Geh beiseite.»
    Er schnaubte. «Ich dachte, du kommst allein zurecht. Dann zeig doch mal, wie du mit so etwas umgehst.»
    «Wenn du ein Gentleman wärst, würdest du mich sofort vorbeilassen», zischte sie.
    «Das haben wir doch schon geklärt. Ich bin kein Gentleman und bin es noch nie gewesen. War de Geer ein Gentleman?»
    Sie rümpfte die Nase. «Wer?»
    Seth grinste. «Der Geck, der dich gerade hat stehenlassen.»
    «Das war kein Geck, und er hat mich nicht stehenlassen. Lass mich vorbei.»
    Seth rührte sich nicht. Ein Teil von ihm war immer noch wütend, dass sie nicht verstand, wie leichtsinnig sie gehandelt hatte, dass sie nicht einsehen wollte, wie gefährlich es sein konnte, mit einem Mann mitzugehen, den sie nicht kannte. Doch ein anderer Teil von ihm … «Beatrice», sagte er heiser. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten.
    Sie erwiderte seinen Blick, und die beiden starrten sich an.
    «Seth», flüsterte sie und hob eine Hand an sein Gesicht. Ihre dunkelblauen Augen begannen zu funkeln, und er spürte, wie er in ihren Blick hineingesogen wurde, wie er sich nach ihrer Berührung sehnte. Brüsk schob er ihre Hand weg.
    «Ich schlage vor, du sparst dir deine betrunkenen Verführungskünste für jemand, der daran interessiert ist», sagte er kühl, doch das Blut pochte heftig in seinen Adern. «Und ich will hier keine Skandale, also bleib für den Rest des Abends bitte im Haus.» Steif trat er beiseite und ließ sie vorbei. Ihr weißes Kleid streifte ihn, als sie vorbeistolperte, und er wollte schon die Hand ausstrecken, sie an sich ziehen und die Tränen trocknen, die sich in ihren Augen gesammelt hatten. Doch er ließ sie gehen – alles andere wäre reiner Wahnsinn gewesen.

    Er hätte mich genauso gut ohrfeigen können, dachte Beatrice, als sie gedemütigt und brutal ernüchtert zu den anderen Gästen zurückkehrte. Anscheinend war ihm jede andere Frau lieber als sie. Charlotta. Leonite. Juliana. Die eine eleganter und raffinierter als die andere. Wie dumm von ihr, ihrer Sehnsucht nachzugeben und ihn zu berühren. Aber sie hatte ihn so schrecklich vermisst, und als er sie

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