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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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sich zu bedauern. Das alles hatte sie sich doch selbst zuzuschreiben.
    «Darf ich dich etwas fragen?», sagte sie leise.
    «Was?»
    «Was passiert hier eigentlich zwischen uns?»
    «Zwischen uns?», wiederholte er. Was sollte er darauf antworten? Ich habe um deine Hand angehalten, und du hast dich für einen anderen entschieden, und sosehr ich mich bemühe, ich kann nicht darüber hinwegkommen?
    «Warum bist du so grausam? Du hast doch andere Frauen.»
    «Was haben andere Frauen damit zu tun?»
    Sie zuckte mit den Schultern. «Es ist wohl kaum an mir, diese Frage zu beantworten.»
    «Wir haben beide unsere Entscheidung getroffen», gab er kalt zurück. «Ich gehe davon aus, dass du mit deiner zufrieden bist.»
    «Und wenn nicht?» Ihre Stimme zitterte, doch sie sah ihn mit festem Blick an.
    Was glaubte sie eigentlich? Dass er zu ihr eilte und ihr freudig das bot, was ihr Mann ihr nicht geben konnte? «Du meinst doch wohl nicht wirklich, dass ich etwas dagegen tun könnte, oder?», fragte er kühl zurück.
    Beatrice wurde blass. «Nein, ich erwarte mir gar nichts von dir. Nur, dass du mich in Zukunft nicht mehr vor meinen Freunden demütigst. Ist das zu viel verlangt?»
    «Wenn es das ist, was du willst, werde ich mein Bestes tun, dir aus dem Weg zu gehen», antwortete Seth und verbeugte sich steif.

    Am Abend lag Johan auf dem Bett. Sofia saß neben ihm und bürstete sich das Haar. Sie trug ein keusches weißes Nachthemd, und das lange Haar fiel ihr in weichen Wellen bis zur Taille.
    «Was glaubst du, warum Herr Hammerstaal heute so gemein war?», wollte sie wissen.
    «Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht», antwortete Johan. Ihre Brüste unter dem Nachthemd lenkten ihn ab.
    «Auf Gröndal schienen sie sich so gut zu verstehen», fuhr Sofia nachdenklich fort. «Ich dachte, aus den beiden könnte vielleicht etwas werden.»
    Sie verharrte in der Bewegung, mit der Bürste in der Hand, und Johan sah sie sehnsüchtig an.
    «Komm, Liebling, lass mich das für dich machen», bot er an.
    Sofia reichte ihm die Haarbürste, und er setzte sich hinter sie. «Was glaubst du?», fragte sie.
    Er nahm eine seidige Strähne, ließ sie zwischen den Fingern hindurchgleiten und träumte von dem goldenen Vorhang, den diese Haare bilden würden, wenn er seine Frau auf sich zog, wenn sie sich rittlings auf ihn setzte und langsam auf und nieder glitt.
    «Johan?»
    Er seufzte und kehrte widerstrebend zum Gesprächsthema zurück. «Aber warum hat Beatrice sich denn dann für den Grafen Rosenschöld entschieden?»
    Zwischen den beiden Frauen bestand ein sehr starkes Band. Sofias Loyalität zu ihrer Cousine war unverbrüchlich, und er wollte sie nicht kritisieren. Doch Beatrice war auch in seiner Achtung beträchtlich gesunken, seit sie den Antrag des alten Rosenschöld angenommen hatte, um sich einen Adelstitel zu sichern.
    Seine Frau sah ihn ernst an. «Ich weiß, dass du sie für oberflächlich hältst, aber da täuschst du dich.»
    Sofia gehörte nicht zu der Art Frauen, die einem Mann gegenüber eine abweichende Meinung verfochten, also musste ihr diese Sache wohl sehr wichtig sein, schloss er. Er legte die Bürste aus der Hand, zog ihr Nachthemd ein Stück herunter und küsste sie auf die Schulter. «Erzähl mir, warum ich mich täusche, geliebte Frau», flüsterte er, ohne den Mund von ihrer Haut zu nehmen. Sie duftete nach Rosen und Vanille, und er liebte sie so sehr, dass ihm fast schwindlig wurde.
    «Papa war immer so streng zu ihr. Ich glaube, ihre Intelligenz hat ihn provoziert.» Nachdenklich blickte sie ins Leere. Johan strich den Rand ihres Nachthemds mit dem Finger entlang. «Bea ist unserer Großmutter sehr ähnlich», fuhr sie fort. «Unsere Großmutter war sehr unkonventionell. Sie verließ ihren Mann – unseren Großvater – und lebte bis zu ihrem Tod im Ausland. Es war ein schrecklicher Skandal. Sie verließ ihre Söhne, um in Paris zu studieren. Das hat Papa ihr nie verziehen.»
    «Na, das kann ich verstehen», meinte Johan.
    «Beas Vater war Professor, er war sehr liberal und hielt nichts von körperlichen Züchtigungen. Zu Hause hat sie das Diskutieren und Argumentieren gelernt, doch Papa fand sie einfach nur ungezogen und aufmüpfig und betrachtete es als seine Pflicht, sie zurechtzustutzen.» Als Sofia sich zu Johan umdrehte, glänzten Tränen in ihren braunen Augen. «Ich hatte Angst vor Pferden, Hunden, lauten Geräuschen – im Grunde vor allem –, aber am meisten Angst hatte ich vor Papas Wutausbrüchen. Bea

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