Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)
jung aus, dass er sie am liebsten gewürgt hätte. Sie war doch verlobt, sollte sie nicht lieber zu Hause sitzen und ihre Aussteuer besticken? Stattdessen saß sie hier und brachte sein Blut zum Kochen, als hätte ihn jemand vergiftet.
Jacques lächelte gutmütig. «Früher vielleicht, ja, aber langsam frage ich mich, ob es nicht an der Zeit wäre, ruhiger zu werden.» Er warf einen Blick auf Johan und Sofia. «Stjerneskanz hat uns gezeigt, wie’s geht. Ich habe beschlossen, mir eine Frau anzuschaffen.»
Beatrice drehte an ihrem Sonnenschirm. «Eine Frau anschaffen? Macht man das so in Frankreich?», fragte sie.
«Ich muss mir eben etwas überlegen», lächelte Jacques. «Haben Sie einen Rat für mich?»
«Folgen Sie Ihrem Herzen», antwortete sie sanft.
Als ob Beatrice Löwenström wüsste, was ein Herz ist, dachte Seth bitter. «Ja, weißt du, Fräulein Beatrice ist unsere große Expertin in Sachen Ehe», bemerkte er giftig.
Jacques sah ihn verwundert an.
«Wusstest du das denn nicht?» Seth konnte sich nicht bremsen, es machte ihn einfach wahnsinnig. «Fräulein Beatrice ist verlobt.» Er wandte sich ihr zu. «Ich habe es ganz vergessen – wann soll die Hochzeit sein?»
Aus ihren Augen war jedes Lachen verschwunden, und der Sonnenschirm drehte sich nicht mehr. «Im September», antwortete sie mit tonloser Stimme.
«Ja, genau. Im Herbst wird unsere kleine Beatrice die Gräfin von Rosenholm. Nicht schlecht, was?»
«Das stimmt», bestätigte Beatrice. «Ich habe ja auch nie etwas anderes behauptet. Es will mir scheinen, Sie hätten etwas gegen meine Wahl einzuwenden?»
«Ich kann Ihnen versichern, nichts könnte mir gleichgültiger sein als die Frage, wen Sie sich zum Gatten wählen», antwortete Seth, und ein Unbehagen senkte sich über die Runde.
Beatrice fing einen besorgten Blick von Sofia auf. Ganz offenbar fand auch ihre Cousine, dass Seth zu weit gegangen war. Johan war aufgestanden und runzelte zornig die Stirn, und auch Jacques’ Gesicht hatte sich verfinstert. Ich will die Stimmung nicht kaputtmachen, dachte Beatrice verzweifelt. Ihr blieb nur noch so wenig Zeit für Vergnügungen wie diese.
«Ich sagte ja schon, Herr Hammerstaal hat keine besonders hohe Meinung von mir», bemerkte sie leichthin und versuchte, es wie einen Witz klingen zu lassen, obwohl die Erniedrigung sie in der Brust schmerzte.
«Ja, und zwar, weil Sie es nicht anders verdient haben», sagte Seth.
«So, jetzt reicht es aber», mischte sich Jacques wütend ein. Sogar Johan sah seinen Freund zornig an.
Solange Jacques mich umgarnt, kann ich meine elende Zukunft für eine Weile vergessen, dachte Beatrice. Doch wenn Seth sie derart sinnlos angriff, konnte sie ihre Gefühle kaum mehr im Zaum halten. Sie fühlte sich zutiefst gedemütigt, als sie merkte, dass sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Hastig stand sie auf. «Ich habe Milla versprochen, ihr mit den Kindern zu helfen, am besten gehe ich jetzt gleich. Entschuldigt mich», stieß sie hervor, während sie ihre Röcke zusammenraffte und aufstand.
«Bea?», rief Sofia besorgt, doch Beatrice sah sie gar nicht an und schüttelte nur den Kopf. Dann eilte sie davon.
Seth wusste, dass er zu weit gegangen war. Er war unverzeihlich unhöflich gewesen, nicht nur zu Beatrice, sondern auch den anderen gegenüber. Er kam sich vor wie der letzte Schuft.
Also stand auch er auf. «Wenn ihr mich entschuldigen wollt, ich werde ihr nachgehen und mit ihr reden», verkündete er steif.
«Das ist eine hervorragende Idee», meinte Sofia trocken.
Ohne weiteren Kommentar steckte Seth ihre Bemerkung ein und lief Beatrice hinterher, die mit raschen Schritten aufs Haus zuging.
«Beatrice, warte!»
Erst schien es, als wollte sie ihn ignorieren, doch dann drehte sie sich um. Mit trotzig erhobenem Kopf sah sie ihn an. «Was ist denn jetzt noch? Hast du noch etwas vergessen? Hast du es versäumt, sie alle auf mein langweiliges Wesen, meine Schäbigkeit und meine Fixierung auf Adelstitel hinzuweisen?» Ihre Stimme brach.
«Ich bin gekommen, um dich um Entschuldigung zu bitten. Meine Bemerkungen waren vollkommen unnötig», sagte Seth. Ihm war ganz elend zumute. Beatrice sah aus, als wäre sie den Tränen nahe, und aus irgendeinem Grund wollte er sie nicht weinen sehen.
«Ich nehme an, du meinst, dass ich das verdient hätte», erwiderte sie bitter.
«Ich habe doch schon um Verzeihung gebeten», sagte er. Sie sah so verzweifelt aus, dabei hatte sie doch wirklich keinen Grund,
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