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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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saß, nicht die Seine war – und es auch nie werden würde.

    Als Sofia in die Kirche kam, um mit Johan getraut zu werden, sah sie aus wie eine Märchenprinzessin. Ihr Brautkleid war aus dicker, weißer belgischer Seide, mit feiner französischer Spitze an den Handgelenken und Hunderten von aufgenähten Süßwasserperlen. Dazu war es mit kleinen Blüten geschmückt und endete in einer langen knisternden Schleppe. Der dünne Schleier war fast ganz durchsichtig und reichte bis auf die Füße in den weißen Seidenschuhen. Sofia hatte ihre Bibel in der Hand und umklammerte sie fest. Im Haar trug sie die reichverzierte Svaneberg-Brautkrone, und in ihren Augen leuchtete die Liebe zu Johan. Der Bräutigam wiederum war ernst und elegant in seinem grauen Frack, doch Beatrice glaubte eine Träne in seinem Augenwinkel zu entdecken.

    Seth saß ein paar Reihen hinter ihr auf der anderen Seite, doch ihn konnte Beatrice nicht ansehen. Jedes Mal, wenn sie daran erinnert wurde, was sie sich erträumt hatte, schmerzte es sie körperlich, und sie vermied seinen Blick, als sie nach der Trauung und dem Segen die Kirche verließen.
    Das Abendessen dezimierte die Vorräte nur unwesentlich, danach verteilten sich die Gäste überall auf die Zimmer, und man war sich einig, dass es das großartigste Fest war, zu dem man auf Svaneberg je geladen hatte.
    In dieser Nacht weinte Beatrice sich in den Schlaf in dem Zimmer, das jetzt leer war, nachdem Sofia zu Johan gezogen war.

[zur Inhaltsübersicht]
    15
    Am Tag nach der Trauung versammelten sich einige der Gäste für ein Picknick auf einer Wiese. Decken wurden ausgebreitet, Körbe und Porzellan ausgepackt. Essen war im Überfluss vorhanden.
    «Ich glaube, ich bringe keinen Bissen mehr herunter», schnaufte Sofia und lehnte sich an einen Apfelbaum. Sie saß auf einer karierten Decke, und Johan hatte ihr den Kopf auf den Schoß gelegt. Ihre Blondschöpfe glänzten in der Sonne, und Beatrice lächelte den beiden zu. Johan schloss die Augen, als Sofia ihm über die Stirn strich.
    Jacques Denville drehte sein Weinglas zwischen den Fingern. Er lag nachlässig auf einer Decke und betrachtete den Rotwein. «Ein guter Tropfen», sagte er, ohne jemand Bestimmten in der Runde anzusprechen. «Natürlich nicht so gut wie meine eigenen, aber die Auswahl in Schweden hat sich definitiv zum Besseren gewandelt.» Während er sich nach der Flasche reckte, sah er zu Beatrice hinüber. Seine bernsteinfarbenen Augen streiften sie mit einem anerkennenden Blick, doch sie hatte sich schon an seine Kühnheit gewöhnt und lächelte nur. Sie war begeistert von Jacques, weil er, obwohl er ihr ständig schöne Augen machte, niemals die Grenze überschritt und sie immer korrekt behandelte.
    «Wie haben Herr Hammerstaal und Sie sich eigentlich kennengelernt?», fragte Sofia, während sie ihrem frisch angetrauten Gatten sacht übers Haar strich. Alle sprachen abwechselnd Französisch und Schwedisch, und die beiden Sprachen mischten sich elegant.
    «Wir haben uns auf Karlberg angefreundet», antwortete Jacques. «Und nach dem Krieg haben wir beschlossen, gemeinsam Geschäfte zu machen.»
    «Können Sie uns etwas von Ihrem Weingut erzählen?», bat Beatrice. Sie warf einen verstohlenen Blick zu Seth, der mit geschlossenen Augen an einem Baumstamm lehnte und ganz in seine eigene Welt versunken schien. Seit ihrer Begegnung im Wald hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt, und jetzt ignorierte er sie ganz. Sie musste sich zwingen, sich auf Jacques’ Antwort zu konzentrieren.
    «Ich habe es von meinem Vater geerbt», erklärte Jacques. «Dann habe ich mehrere Höfe in der Umgebung dazugekauft. Meine Familie produziert schon seit Generationen Wein, mir liegt es also im Blut. Die diesjährige Ernte verspricht eine sehr gute zu werden.»

    Seth lauschte Jacques’ Ausführungen über den Weinanbau nur mit halbem Ohr. Ab und zu hörte er, wie Beatrice eine Frage stellte oder etwas erzählte, und jedes Mal, wenn ihre Stimme erklang, pochte ihm das Blut in den Adern. Obwohl er die Augen geschlossen hatte, sah er sie vor sich: in ihrem dünnen Sommerkleid, mitten im frühsommerlichen Grün, wie sie sich an ein Kissen lehnte und sich mit einem Schirm vor der Sonne schützte.
    Er war ihr aus dem Weg gegangen, so gut er konnte, aber aus der Ferne hatte er dann doch jeden ihrer Schritte verfolgt.
    «Haben Sie noch andere Interessen neben dem Weinanbau?», hörte er sie fragen.
    Er schlug die Augen auf. Sie sah so unschuldig und

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