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Ein Universum aus Nichts

Ein Universum aus Nichts

Titel: Ein Universum aus Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence M Krauss
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dominiertes Universum darstellt.
    Wir können uns glücklich schätzen, in dieser Zeit zu leben. Bob Scherrer und ich haben es in einem unserer Aufsätze so ausgedrückt: »Wir leben in einer ganz besonderen Zeit – es ist die einzige Zeit, in der wir durch Beobachtung feststellen können, dass wir in einer ganz besonderen Zeit leben!«
    Das war ein wenig scherzhaft gemeint, doch es ist ernüchternd, darauf hinzuweisen, dass jemand die besten verfügbaren Beobachtungsinstrumente und theoretischen Werkzeuge verwenden kann und trotzdem ein völlig falsches Bild des Universums im großen Maßstab erhält.
    Dessen ungeachtet sollte ich festhalten, dass falsche Daten zwar zu einem falschen Bild führen können. Das aber unterscheidet sich sehr von dem (falschen) Bild, das jene erhalten, die es vorziehen, empirische Daten zu ignorieren und stattdessen ein Bild der Schöpfung zu erfinden, das der offenkundigen Realität ansonsten widerspräche, wie etwa die Jünger des Junge-Erde-Kreationismus. Das gilt auch für diejenigen, die stattdessen etwas benötigen, für das es keinerlei beobachtbare Belege gibt (wie eine göttliche Intelligenz), um damit ihre Sicht der Schöpfung mit ihren Vorurteilen zu versöhnen. Was noch schlimmer ist – es gilt auch für diejenigen, welche sich an Märchen über die Natur klammern, in denen die Antworten vorgegeben sind, ehe auch nur eine Frage gestellt werden kann. Wenigstens die Wissenschaftler der Zukunft werden ihre Einschätzungen auf die besten verfügbaren Beweise gründen und wie wir alle (oder zumindest wie wir Wissenschaftler) anerkennen, dass neue Beweise uns vielleicht dazu bringen können, unser zugrunde liegendes Bild der Wirklichkeit zu verändern.
    In dieser Hinsicht lohnt es sich anzumerken, dass wir möglicherweise auch heute etwas verpassen, was beobachtbar gewesen wäre, wenn wir nur vor zehn Milliarden Jahren gelebt hätten oder vielleicht 100 Milliarden Jahre in der Zukunft leben würden. Trotzdem sollte ich noch einmal betonen: Das allgemeine Bild des Big Bang ist durch Daten aus allen Bereichen zu gut begründet, als dass seine generellen Merkmale sich als falsch erweisen könnten. Mit neuen Daten könnte jedoch leicht ein neues, geringfügig abgewandeltes Bild der fernen Vergangenheit oder der fernen Zukunft oder vom Ursprung des Big Bang auftauchen. Tatsächlich hoffe ich, dass das geschieht. Aus dem möglichen Ende des Lebens und der Intelligenz in der Zukunft des Universums können wir unter anderem lernen, dass wir unsere Behauptungen mit einer gewissen kosmischen Demut aufstellen sollten, auch wenn das für Kosmologen schwer zu schaffen ist.
    Wie auch immer – das soeben geschilderte Szenario besitzt eine gewisse poetische Symmetrie, auch wenn es zugleich tragisch ist. Weit in der Zukunft werden Wissenschaftler ein Bild des Universums ableiten, das auf genau das Bild zurückkommt, das wir zu Beginn des letzten Jahrhunderts hatten. Dieses wiederum diente letztlich als Katalysator für Untersuchungen, die zu den modernen Revolutionen der Kosmologie geführt haben. Die Kosmologie wird den Kreis geschlossen haben und wieder am Ausgangspunkt angekommen sein. Ich persönlich finde das bemerkenswert, auch wenn es das unterstreicht, was so mancher als ultimative Vergeblichkeit unseres kurzen Augenblicks in der Sonne sehen dürfte.
    Wie dem auch sei, das mögliche künftige Ende der Kosmologie illustriert ein grundlegendes Problem: Wir haben nur ein Universum, das wir testen können – es ist das, in dem wir leben. Wir müssen es testen, wenn wir mit einiger Hoffnung zu einem Verständnis kommen wollen, wie das entstanden ist, was wir jetzt beobachten. Dennoch sind wir in doppelter Hinsicht eingeschränkt – in dem, was wir messen können, und in unserer Interpretation der Daten.
    Falls es viele Universen gibt und wir irgendwie mehr als eines erkunden könnten, hätten wir vielleicht eine bessere Chance zu erfahren, welche Beobachtungen wirklich bedeutsam und grundlegend sind und welche lediglich aus einem Zufall unserer Bedingungen hervorgehen.
    Wie wir gleich sehen werden, ist die zweite Möglichkeit unwahrscheinlich, die erste hingegen nicht. Wissenschaftler drängen darauf, mit neuen Experimenten und Vorschlägen unser Verständnis für die unerwarteten und merkwürdigen Eigenschaften unseres Universums zu erweitern.
    Ehe wir fortfahren, könnte es sich lohnen, mit einem weiteren, eher literarischen Bild der wahrscheinlichen Zukunft zu enden, die ich hier

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