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Ein Universum aus Nichts

Ein Universum aus Nichts

Titel: Ein Universum aus Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence M Krauss
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vorgestellt habe. Für das Thema dieses Buches ist es besonders relevant; es stammt aus Christopher Hitchens’ Reaktion auf das eben von mir geschilderte Szenario. Er formulierte es so: »Alle, die es bemerkenswert finden, dass wir in einem Universum von Etwas leben, sollten einen Augenblick innehalten. Das Nichts befindet sich auf Kollisionskurs – direkt auf uns zu!«
    33 Oder der Meta-Galaxie, die entstehen wird, wenn unsere Milchstraße sich mit ihren Nachbarn zusammenschließt, wobei Andromeda in etwa fünf Milliarden Jahren den Anfang macht.

8. Kapitel
    Ein Riesenzufall?
    Sobald man einen Schöpfer und einen Plan voraussetzt, werden Menschen zu Objekten in einem grausamen Experiment, in dem wir dazu geschaffen wurden, krank zu sein, und den Befehl erhalten haben, wohlauf zu sein.
    Christopher Hitchens
    In unser Denken ist die Vorstellung eingebaut, alles, was uns zustößt, sei bedeutsam und sinnvoll. Wir träumen, eine Freundin werde sich den Arm brechen, und am nächsten Tag erfahren wir, dass sie sich den Knöchel verstaucht hat. Wow! Kosmisch! Hellseherei?
    Der Physiker Richard Feynman wandte sich gern an Menschen und sagte ihnen: »Sie werden nicht glauben, was mir heute passiert ist! Sie werden es einfach nicht glauben!« Und als sie fragten, was geschehen sei, pflegte er zu antworten: »Absolut nichts!« Er wollte darauf hinweisen, dass Menschen, die etwas wie den von mir gerade geschilderten Traum erleben, dem Vorfall eine Bedeutung zuschreiben, dabei aber die unzähligen unsinnigen Träume vergessen, die absolut nichts vorhergesagt haben. Indem wir vergessen, dass den Tag über zumeist nichts Bemerkenswertes geschieht, täuschen wir uns dann im Hinblick auf die Natur der Wahrscheinlichkeit, wenn sich tatsächlich etwas Ungewöhnliches ereignet: Bei jeder hinreichend großen Anzahl von Ereignissen gibt es aufgrund eines schlichten Zufalls auch immer etwas Ungewöhnliches.
    Wie lässt sich das nun auf unser Universum anwenden?
    Ehe man entdeckte, dass die Energie des leeren Raums nicht nur nicht null beträgt, sondern unerklärlicherweise einen Wert annimmt, der 120 Größenordnungen kleiner ist als der nach den Vorstellungen aus der Teilchenphysik zu erwarten gewesene Schätzwert, galt es unter Physikern als ausgemacht, dass jeder in der Natur gemessene Grundparameter tatsächlich bedeutsam ist. Das hieß: Auf der Basis grundlegender Prinzipien sollten wir am Ende in der Lage sein, beispielsweise zu verstehen, warum die Gravitation so viel schwächer ist als die anderen Naturkräfte, warum das Proton 2000-fach schwerer ist als das Elektron und warum es drei Familien von Elementarteilchen gibt. Anders ausgedrückt: Sobald wir die fundamentalen Gesetze verstünden, die die Naturkräfte auf ihren kleinsten Skalen steuern, würden all diese aktuellen Mysterien als natürliche Folgen jener Gesetze enthüllt werden. 34
    Doch die Entdeckung, dass der leere Raum Energie besitzt, löste bei vielen Physikern ein Umdenken aus; sie begannen sich zu fragen, was in der Natur notwendig ist und was vielleicht nur zufällig auftritt.
    Angeregt wurde diese neue Denkfigur durch das Argument, das ich im letzten Kapitel vorgetragen habe: Die Dunkle Energie ist heute messbar, weil »jetzt« der einzige Zeitabschnitt in der Geschichte des Universums ist, in dem die Energie des leeren Raums mit der Energiedichte in Materie vergleichbar ist.
    Warum aber leben wir überhaupt in einer angeblich so »besonderen« Zeit in der Geschichte des Universums? Diese Frage ist in der Tat ein Schlag ins Gesicht für all das, was die Naturwissenschaft seit Kopernikus ausgemacht hat. Wir haben erfahren, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Sonnensystems und die Sonne ein Stern in den einsamen Außenbezirken einer Galaxie ist, die wiederum nur eine unter 100 Milliarden Galaxien im beobachtbaren Universum darstellt. Wir haben das »kopernikanische Prinzip« zu akzeptieren gelernt, wonach unser Ort und unsere Zeit im Universum nichts Besonderes an sich haben.
    Doch angesichts der Energie des leeren Raums, wie sie sich darstellt, scheinen wir tatsächlich in einem besonderen Zeitalter zu leben. Am besten lässt sich das mit der folgenden Abbildung, einer »kurzen Geschichte der Zeit«, demonstrieren:

    Die beiden Kurven stehen für die Energiedichte der gesamten Materie im Universum und die Energiedichte des leeren Raums 35 als Funktion der Zeit. Wie zu erkennen ist, nimmt die Dichte der Materie ab, während das Universum expandiert 36 –

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