Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
flanieren.
    »Hör auf, die anderen zu beobachten«, riet ihr Gabriel. »Sag mal, haben die beiden sich schon erklärt?«
    »Beide haben Papa um ein Gespräch am kommenden Mittwoch gebeten«, erklärte Alathea lächelnd. »Ich glaube, sie bereiten sich mit großem Ernst auf eine beeindruckende Präsentation vor, um seine Zustimmung zu gewinnen. Keiner hat das Herz, ihnen zu sagen, dass das gar nicht nötig ist. Sie sind beide überaus liebenswert, jeder auf seine Weise.«
    »Lass sie nur. Eine Heirat ist doch alles in allem eine ernste Angelegenheit, etwas, auf das sich kein Gentleman ohne die gebotene Überlegtheit einlassen sollte.«
    »In der Tat? Dürfte ich dann vorschlagen …«
    »Nein, das darfst du nicht. Die neunundzwanzig Jahre, die ich dich kenne, sind Überlegtheit genug.«
    Ein Lakai in der Uniform der Beefeater erschien mit einem Tablett voller Gläser; beide nahmen sich eines und tranken einen Schluck. Gräfin Lieven begrüßte sie freudig über die Köpfe der Menge hinweg. Bis sie sich zu ihr durchgearbeitet und eine Weile ihre Bemerkungen ertragen hatten, rief die Glocke das Publikum bereits wieder zurück auf die Plätze.
    Zehn Minuten später erreichten sie ihre Loge und ließen sich auf ihre Stühle sinken, während der Vorhang sich hob. Erwartungsvolle Stille senkte sich auf das Publikum herab. Gabriel neigte seinen Stuhl ein wenig, damit er Alatheas Gesicht besser sehen konnte, das von den Lichtern der Bühne beleuchtet wurde. So verharrte er und beobachtete - nicht die Vorstellung, sondern ihr Mienenspiel, die Anzeichen von Freude, Kummer und Begeisterung, die der Gang der Handlung auf ihr Gesicht zauberte. Die Schauspieler hielten das Publikum in Atem, doch für ihn gab es nur Alathea.
    Die zweite Hälfte des Programms übertraf die Erwartungen sogar noch. Am Ende spendete das Publikum im Stehen donnernden Applaus; es regnete Blumen, als die Solisten sich verneigten. Schließlich war die Vorstellung zu Ende, und der Vorhang fiel zum letzten Mal. Gabriel sah, wie Alathea einen tiefen Seufzer tat und sich dann mit einem Lächeln in den Augen zu ihm umwandte; ihre Lippen kräuselten sich, alle ihre Sorgen waren vorübergehend wie weggeblasen.
    Das war ihm Belohnung genug.
    Die anderen diskutierten lebhaft die verschiedenen Höhepunkte der Aufführung. Alathea musterte ihn mit schräg geneigtem Kopf. Ihr Lächeln wurde breiter: »Du brauchst gar nicht so zu tun, als hättest du zugesehen.«
    »Einer der zahlreichen Vorteile, wenn man einander so gut kennt, ist, dass keine Notwendigkeit mehr für irgendwelche Ausflüchte besteht.«
    Fragend schaute sie ihn an: »Warum hast du das alles getan - die ganzen Schwierigkeiten auf dich genommen und dich in Unkosten gestürzt, die sich mit Sicherheit als schrecklich hoch erweisen werden?«
    Er erwiderte ruhig ihren Blick: »Du magst doch Musik.«
    So einfach war das - die Wahrheit stand in seinen Augen geschrieben. Sie fröstelte. Er griff nach ihrem Schal, den sie über die Stuhllehne gehängt hatte, und hielt ihn hoch. Nach kurzem Zögern drehte sie sich um, damit er ihn ihr um die Schultern legen konnte. Er ließ die feine Seide los und schloss seine Hände um ihre Schultern, beugte sich vor und flüsterte: »Wie bei allen anderen Vergnügungen ist deine Freude mir Belohnung genug.«
    Den Blick, den sie ihm daraufhin zuwarf, konnte er nicht deuten. In der kurzen Zeit, die es dauerte, um sie die private Treppe zum Platz hinunterzugeleiten, wo ihre Kutsche wartete, gelang es ihm nicht, sie zu erforschen.
    Als er ihr in dieselbe schwarze Kutsche half, in die er bereits der Gräfin geholfen hatte, drückte sie kurz seine Hand. Dann duckte sie sich und stieg ein. Er schloss die Tür und trat einen Schritt zurück, als Folwell die Zügel schnalzen ließ.

    In der Kutsche ließ sich Alathea in die Polster sinken und schaute finster drein - jetzt, da die Dunkelheit hier drinnen es ihr erlaubte. Neben ihr plauderte Alice lebhaft mit Tony Carstairs, der ihr gegenübersaß. Sie überließ die beiden ihrer detaillierten Analyse der Aufführung; es gab eine andere Aufführung, die sie wesentlich mehr beschäftigte.
    Eine Aufführung, von der sie allmählich dachte, dass sie vielleicht doch nicht gespielt werden könnte.
    Wenn die Möglichkeit bestand, dass dem so war …
    Es war an der Zeit, sich ihrer Angst und dem Gefühl, dem sie entsprang, zu stellen. Beides war etwas Neues für sie. Sie hatte sich an Ersteres gehalten und dabei ignoriert, dass Letzteres

Weitere Kostenlose Bücher