Ein unmoralischer Handel
verbarg fast die Karte darunter. Die Blütenblätter waren üppig, dicht und samten, das Grün der Stängel hob sich in klarem Kontrast davon ab.
Es war das vollkommenste, teuerste, außergewöhnlichste Debüt-Sträußchen, das Alathea je gesehen hatte.
Sie schwenkte auf dem Stuhl herum, legte die Schachtel auf ihre Frisierkommode und öffnete den Deckel. Ein schwerer, sinnlicher Duft stieg auf, der sie nicht mehr losließ. Vorsichtig ließ sie ihre Finger unter die Blumen gleiten, hob das Bukett hoch und legte es beiseite. Dann zog sie das Billett heraus, hielt den Atem an und öffnete es.
Die Botschaft war einfach - eine einzige Zeile in seiner ausdrucksstarken, aggressiven Handschrift.
Du hast mein Herz - zerbrich es nicht.
Sie las die Zeile dreimal und konnte ihre Augen immer noch nicht losreißen. Dann verschwamm ihr die Sicht; sie blinzelte, schluckte. Ihre Hand begann zu zittern. Schnell klappte sie die Karte wieder zu und legte sie weg.
Und konzentrierte sich auf den nächsten Atemzug.
»Oh, mein Gott«, brachte sie schließlich heraus, und auch das nur mit brüchiger Stimme. Heftig blinzelnd starrte sie auf das Gesteck. »Was um Himmels willen soll ich nur tun?«
»Natürlich werden Sie es mitnehmen. Sehr schön, das muss ich schon sagen.«
»Nein, Nellie, du verstehst das nicht.« Alathea legte die Hände an ihre Wangen. »Ach, wie typisch für ihn, alles so kompliziert zu machen!«
»Für wen? Master Rupert?«
»Ja, Gabriel. Man nennt ihn jetzt so.«
Nellie schnaubte verächtlich. »Nun, ich weiß immer noch nicht, warum Sie diese Blumen nicht bei sich tragen können, selbst wenn er jetzt einen anderen Namen benutzt.«
Alathea schluckte ein hysterisches Auflachen herunter. »Es geht nicht um seinen Namen, Nellie, es geht um mich. Ich kann doch unmöglich ein Debüt-Sträußchen in der Hand halten wie ein junges Mädchen.«
Er hatte das gewusst, selbstverständlich. Sie hatte nie ihr Debüt gegeben, niemals ein Debüt-Sträußchen erhalten, niemals die Gelegenheit gehabt, eines zu tragen.
»Verdammter Kerl!« Am liebsten hätte sie vor Freude geweint. »Was soll ich nur tun?« Noch nie in ihrem Leben war sie so durcheinander gewesen. Sie wollte die Blumen tragen, sie nehmen und damit zur Tür hinausstürmen, wie ein eifriges junges Mädchen auf den Ball eilen, um ihm zu zeigen - ihrem Liebhaber -, dass sie verstanden hatte. Doch … »Die Klatschmäuler lassen uns nicht aus den Augen.« Wenn sie das Sträußchen mitnahm, würden sie zum Gespräch des Abends werden. Wenn nicht sogar der Saison.
»Vielleicht kann ich die Blumen als Korsage tragen?« Sie versuchte es, dekorierte die Blumen hin und her, rechts vom Ausschnitts, links vom Ausschnitt, in der Mitte.
»Nein«, seufzte sie, »das geht so nicht.« Eine Blume war nicht genug, um sich von der Goldstickerei abzuheben. Drei wären schon notwendig, um einen harmonischen Eindruck zu erwecken, doch das wäre wiederum zu üppig, zu voluminös. Viel zu auffällig. Abgesehen davon würde sie ständig über das Gesteck hinwegsehen müssen - ihn darüber hinweg ansehen zu müssen, den Abend an seiner Seite zu verbringen, mit seinen Blumen so demonstrativ zwischen ihnen, das wäre einfach unmöglich. Da könnte sie niemals die Fassung bewahren.
»Ich kann nicht.« Bestürzt betrachtete sie die wundervollen Blumen - den Gunstbeweis, den ihr Ritter ihr als Zeichen seines Herzens gesandt hatte. Sie sehnte sich verzweifelt danach, sie zu tragen, doch sie wagte es nicht. »Hol eine Vase, Nellie.«
Mit einem missbilligenden Schnaufen verließ Nellie den Raum.
Alathea bettete das Sträußchen in ihre Hände und ließ sich von seiner Bedeutung überwältigen. Dann hörte sie die Stimmen von Mary und Alice; mit den Augen blinzelnd legte sie das Sträußchen mit einem Schniefen wieder zärtlich in seine Schachtel und stellte sie auf die Seite. Wie benommen beendete sie ihre Toilette, legte sich die Perlen ihrer Mutter um den Hals, steckte sich die passenden Ohrringe an und besprengte sich großzügig mit dem Parfüm der Gräfin.
»Allie? Bist du fertig?«
»Ja. Ich komme!« In ihrem Kopf drehte sich alles, als sie aufstand. Sie warf einen letzten Blick auf das Sträußchen, das da in seiner zierlichen Schachtel ruhte, holte tief Luft, atmete langsam aus, nahm ihr Retikül zur Hand und drehte sich um.
»Beeil dich, die Kutsche ist schon da!«
»Ich komme.« An der Schwelle verlangsamte sie ihren Schritt. Die Hand schon an der Tür warf sie noch einen
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