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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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fast schon schroff wirkte.
    Alathea schenkte allen ein freundliches Lächeln, als letztes streifte ihr Blick Gabriels Gesicht. »Ich fürchte, meine Herren«, sagte sie, als sie sich wieder ihrem Hofstaat zuwandte, »dass ich heute Abend überhaupt nicht tanzen werde.«
    Sie alle hatten diese Erklärung gehört. Sie alle hatten den raschen Blickwechsel gesehen. Sie alle hatten jetzt etwas, worüber sie nachdenken konnten. Wütend.
    »Ähem.« Lord Montgomery versuchte krampfhaft, Gabriel nicht voller Zorn anzustarren. »Darf man fragen …?«
    Alathea deutete kurz auf die Menge. »Es ist viel zu anstrengend. Allein die Vorstellung, sich zur Tanzfläche durchzukämpfen.« Wieder schenkte sie ihnen allen ein heiteres Lächeln. »Ich ziehe es vor, mich an der Unterhaltung mit Ihnen zu erfreuen und« - ihr Blick wanderte zu Gabriels Gesicht - »mir meine Kräfte für die Walzer aufzusparen.«
    Mit undurchdringlicher Miene erwiderte er ihren Blick, dann zog er arrogant eine Augenbraue hoch. Wenn ihr Hofstaat die Botschaft jetzt noch nicht begriffen hatte, dann musste ihnen dieser mit unverhohlener Sinnlichkeit aufgeladene Moment die Augen öffnen. Der Krieger in ihm stieß einen Siegesschrei aus; er zögerte, dann neigte er den Kopf und löste seinen Blick von dem ihren. Während die primitive Seite seines Ego angesichts ihres Zeichens hämisch triumphierte, trug diese Geste allerdings wenig dazu bei, dass er seine Fassung bewahrte; sie nagte vielmehr an der dünnen Schicht, die seine wahren Gefühle für sie vor der Welt verbarg.
    Jetzt, da sie in aller Öffentlichkeit erklärt hatte, dass sie sein war, würde seine Besitzgier doch wohl etwas nachlassen? Triumphierend? Leider fühlte er sich alles andere als entspannt. Alathea begann ein neues Gespräch mit Falworth, wobei sie Montgomerys und Simpkins’ noch nicht ganz überzeugte Mienen großzügig ignorierte. Gabriel versuchte, lässig neben ihr zu stehen und nicht daran zu denken, was er wesentlich lieber täte.
    Beides erwies sich als unmöglich. Sie hatte Recht gehabt. Marlborough House, bis unters Dach voll gestopft mit Gästen, war vollkommen ungeeignet für das, was er lieber mit ihr getan hätte. Heute Abend einen leeren Salon zu finden war ein Ding der Unmöglichkeit. Ob sich wohl eine andere Gelegenheit bot, sich für eine Stunde allein mit ihr davonzustehlen? Während ihm die Gespräche nur so in den Ohren klangen, überdachte er alle Alternativen - um sie allesamt mit Bedauern zu verwerfen. Er warf ihr einen schrägen Blick zu. Sobald ihre Familie von der Bedrohung durch Crowley befreit war, würde er sie entführen müssen, zumindest für ein paar Stunden. Lange genug, um das Tier in sich zu besänftigen.
    Seine Überlegungen, wie er sein schmerzliches Verlangen stillen könnte, trugen nicht gerade dazu bei, seine Begierde zu lindern. Mit zusammengebissenen Zähnen zwang er seine Gedanken in andere Bahnen. Struthers. Er hatte Chance am Nachmittag zu dem alten Seebären gesandt, um ihm seine Hilfe anzubieten. Der Kapitän hatte - nicht ganz unerwartet - Chance mit einer eindeutigen, jedoch höflichen Ablehnung wieder nach Hause geschickt. Chance hatte daraufhin seinen Anweisungen gehorcht und die heruntergekommene Pension in der Clerkenwell Road im Auge behalten. Am späten Nachmittag hatte der Kapitän das Haus in Richtung City verlassen und sich zu den Docks begeben. Chance war ihm gewissenhaft gefolgt, eine Fertigkeit, die noch aus seinem früheren Leben stammte, doch der Kapitän musste irgendwie gespürt haben, dass ihm jemand auf den Fersen war. Er war in eine Wirtschaft eingekehrt und dann verschwunden. Chance hatte die drei Gassen abgesucht, auf die das Wirtshaus hinausging, hatte jedoch den alten Mann nicht finden können. Geschlagen war er in die Brook Street zurückgekehrt, um Bericht zu erstatten.
    Wenn der Kapitän gerissen genug war, um Chance zu entkommen, dann konnte er gut allein auf sich aufpassen. Vermutlich. Die düsteren Vorahnungen, die Gabriel bei seinem ersten Treffen mit dem Kapitän ergriffen hatten, nagten weiter an ihm.
    Er wechselte das Standbein und warf einen Blick auf Alathea. Zumindest sie war sicher. Vor Crowley. Vor ihm allerdings nicht - ihrer Meinung nach. Sie mussten fast ein Jahrzehnt aufholen und hatten mehr als nur ein Ereignis zu feiern. Sein Blick wanderte zu ihrem Haar, zu seinem Geschenk, mit dem er endlich erreicht hatte, was er so viele Jahre vergeblich versucht hatte: Er war ihre verdammten Hauben endlich los.

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