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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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um ihr zu sagen, was sie von ihm hören wollte? Weil allein der Gedanke, was sie ihm wirklich bedeutete, ihm schon die Kehle zuschnürte, sodass er kein Wort mehr herausbringen konnte?
    Aber es gab keine Worte, die all das umfassten, was sie ihm bedeutete; also wie zum Teufel konnte er es ihr sagen?
    Er nahm einen großen Schluck Cognac und grübelte mit finsterer Miene über diese Tatsache nach. Er musste es ihr sagen, und zwar bald. Geduld war noch nie seine Stärke gewesen - Geduld, die auch noch mit absoluter Enthaltsamkeit einherging, widersprach seiner Natur. Er hatte schon über eine Woche ohne sie durchgehalten; sein Arsenal an Geduld war so gut wie aufgebraucht. Und ganz sicher würde er nicht zulassen, dass der Fall vor Gericht einfach seinen Lauf nahm, und riskieren, dass sie sich hinterher wieder aufs Land zurückzog. Wenn sie das tat, würde er hinter ihr herjagen müssen, und es war nicht auszudenken, wie aufschlussreich das für den überaus interessierten ton sein würde.
    Nein - er musste noch vor Dienstagmorgen mit ihr sprechen. Nur der Himmel wusste, wie die Dinge sich danach entwickeln würden, Struthers hin oder her. Und wenn die Sache aus einer verfluchten Laune des Schicksals heraus danebenging und die Entscheidung gegen sie fiel … wenn er bis dahin brauchte, um seinen Mut zusammenzunehmen und sich zu äußern, dann könnte es bis in alle Ewigkeit dauern, bis sie schließlich überzeugt war, dass er das alles nicht nur tat, um sie unter seinen Schutz zu stellen. Wahrscheinlich würde er wahnsinnig werden, bevor er sein Ziel erreichte. Besser jetzt zuschlagen, solange ihr Fall noch vielversprechend aussah, dann hatte sie weniger Grund, alles nur seinem zugegebenermaßen extrem ausgeprägten Beschützerinstinkt zuzuschreiben. Er war nicht unglücklich über diesen Instinkt - es würde ihm nicht im Traum einfallen, sich dafür zu entschuldigen -, aber er musste zugeben, dass er in diesem Fall ein Handicap darstellte.
    Also - wie konnte er ihr vor Dienstagmorgen sagen, was sie unbedingt wissen wollte?
    Dass er sich dieser Pflicht im Rahmen eines formellen Morgenbesuchs entledigen konnte, war ihm kaum vorstellbar, und zu versuchen, im Park mit ihr zu sprechen, war unvernünftig. Er griff nach Folwells Brief, überflog die Liste mit Alatheas Verabredungen. Wie vermutet, würden sie einander unweigerlich morgen Abend auf dem Ball der Marlboroughs treffen.
    Am Vormittag darauf sähen sie sich dann vor dem Chancery Court.
    Gabriel verzog das Gesicht. Was erwartete das Schicksal von ihm? Wie sollte er ihr bis zu seinem Erscheinen vor Gericht seine Hand antragen, ganz zu schweigen von seinem Herzen?

    »Crisp, schick Nellie zu mir herauf. Ich kann mich genauso gut schon jetzt fertig machen.«
    »Gern, Lady Alathea. Ich glaube, Nellie ist bei Mrs Figgs. Ich werde sie unverzüglich benachrichtigen.« Crisp segelte durch die mit grünem Filz bespannte Tür davon.
    Alathea stieg die Treppe hinauf und versuchte hartnäckig, ihr Wechselbad an Gefühlen zu ignorieren. Einerseits empfand sie beinahe grenzenlose Erleichterung, ja war fast schon hysterisch vor Glück, dass sie das Damokles-Schwert, das monatelang über der Zukunft ihrer Familie geschwebt hatte, so gründlich beseitigt hatte. Die Aussage des Kapitäns würde ihnen den Sieg über Ranald Crowley bescheren. In manchen Momenten musste sie schier an sich halten, um nicht mit einem dümmlichen Grinsen auf dem Gesicht herumzulaufen.
    Ihrem Vater und Serena gegenüber hatte sie erwähnt, dass es bergauf ging. Ein Anflug von Aberglauben hatte sie gehindert, ihnen mitzuteilen, dass die Familie bereits endgültig gerettet war. Das würde sie später tun, sobald der Richter sein Urteil gefällt hatte.
    Doch sie waren in Sicherheit. Das wusste sie tief in ihrem Herzen.
    Ihr Herz war jedoch leider anderweitig gebunden und in keiner Weise bereit, in die unmittelbar bevorstehende Freude einzustimmen. In einer Angelegenheit, die ihr - was sie sehr überraschte - allmählich sogar mehr bedeutete als ihre Familie, war ihr Herz zutiefst beunruhigt. Unruhig. Unzufrieden.
    Als sie oben ankam, ließ sie ihre gerafften Röcke los und seufzte.
    Was würde er tun?
    Seit er sie in der Laube verlassen hatte, hatte sie ihn weder gesehen noch von ihm gehört. Seine bitteren Worte »Findest du nicht, dass wir bereits genug Zeit verloren haben?« klangen ihr in den Ohren. Also, was nun? Bildete er sich ein, sie würde nachgeben und sich ihm brav fügen?
    »Ha!« Mit aufeinander

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