Ein unmoralischer Handel

lange durchhalten können.
    Er musste wohl zu demselben Schluss gekommen sein. Der hinterhältige Fußtritt kam wie aus dem Nichts, Gabriel sah ihn noch, hatte jedoch keine Zeit mehr auszuweichen. Er traf ihn von hinten am linken Oberschenkel. Crowley drehte sich schwerfällig. Gabriel verlor das Gleichgewicht und ging zu Boden.
    Alathea stieß einen Schrei aus.
    Gabriels Kopf donnerte mit einem dumpfen Schlag auf die Tischkante. Er rutschte zu Boden, wo er reglos liegen blieb.
    Schwer atmend stand Crowley mit geballten Fäusten über ihm und schaute aus seinen kleinen schwarzen Schweineäuglein auf ihn herab. Er blinzelte, beide Augen wiesen einen Bluterguss auf und waren halb zugeschwollen. Dann fletschte er die Zähne zu einem bösartigen Lächeln. Er schaute sich um, stürzte sich auf den Säbel, riss ihn an sich und hob ihn empor, wobei er nach einem festen Stand neben Gabriels verdrehten Füßen suchte. Er spreizte die Beine und legte beide Hände fest um den Griff des Säbels.
    Gabriel stöhnte. Seine Augen waren geschlossen, seine Schultern ruhten auf dem Boden, sein Rücken war gekrümmt. Er hob ein wenig den Kopf, versuchte, sich auf die Ellbogen zu stützen, runzelte die Stirn, blinzelte benommen, schüttelte den Kopf in der Hoffnung, so wieder klarere Gedanken fassen zu können.
    Hämische Freude machte sich auf Crowleys Gesicht breit. Seine Augen funkelten. Lächelnd hob er langsam den Säbel.
    Alathea schob sich Zentimeter für Zentimeter vorsichtig die Wand entlang, wagte kaum zu atmen, war angesichts der Gefühle, die sie überfluteten, kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Angst und Wut waren am stärksten; sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie biss die Zähne zusammen, glitt hinter Crowley vorbei und tastete sich weiter die Wand entlang.
    Crowley streckte sich, schwang den Säbel hoch über seinen Kopf, spannte sich an, um den Hieb auszuführen …
    Alathea machte einen Satz, schnappte sich den zweiten Säbel und riss ihn aus der Scheide. Das wütende Zischen erfüllte den Raum.
    Crowleys Kopf zuckte herum. Schwankend versuchte er, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen. Er verlagerte langsam seine massige Gestalt, packte erneut seinen Säbel, um ihn gegen Alathea zu schwingen.
    Als der Säbel aus der Scheide flog, riss sein Gewicht Alathea von Crowley weg. Mit einem Aufkeuchen holte sie erneut mit der schweren Waffe aus und ließ sie in Crowleys Richtung blitzen.
    Noch während er sich umdrehte, hob Crowley seinen Säbel.
    Gabriel konnte endlich wieder klar sehen - und was er sah, ließ ihm fast das Herz stillstehen. Er zog die Beine an, trat nach Crowley und traf ihn am Oberschenkel.
    Crowley stolperte. Sein Gewicht ließ ihn zur Seite taumeln. Hilflos wankte er auf Alathea zu - in den Bogen, den ihr wild hin- und herschwingender Säbel beschrieb.
    Aufgrund seines Eigengewichts bohrte sich der Säbel mit voller Wucht Crowley in den Körper. Alathea keuchte auf und ließ den Griff los. Der Säbel blieb stecken, seine glänzende Spitze berührte an der Vorderseite kaum Crowleys Rock, das Heft wippte hinten an seinem Rücken.
    Crowley wich jede Farbe aus dem Gesicht, der Schock verdrängte jeglichen anderen Ausdruck. Er gewann sein Gleichgewicht zurück, die Füße nebeneinander, den Säbel noch fest in beiden Händen. Langsam schaute er an sich hinunter, dann drehte er ebenso langsam den Kopf und schaute über die Schulter auf den Säbel, der aus seinem Rücken ragte. Seine Miene zeugte von völliger Verständnislosigkeit …
    Er machte einen schlurfenden Schritt auf Alathea zu, den Säbel noch immer in den Händen …
    Da stürzte Chillingworth zur Tür herein, erfasste die Situation mit einem Blick, hob den Arm und feuerte einen Schuss auf Crowley ab.
    Mit weit aufgerissenen Augen stand Alathea da und brachte keinen Ton heraus, als Crowley zusammenzuckte. Die Kugel hatte ihr Ziel auf der linken Seite seines breiten Brustkorbs gefunden. Langsam drehte er den Kopf, um Chillingworth verwirrt anzustarren. Dann erschlafften seine Züge, seine Augen schlossen sich und er stürzte vornüber.
    Gabriel sondierte seine Beine und versuchte, sich aufzusetzen. Immer noch benommen lehnte er sich mit den Schultern an den Tisch, während sich in seinem Kopf noch immer alles drehte.
    Chillingworth betrat die Kabine und runzelte die Stirn, als er den Säbel erblickte, der Crowley aus dem Rücken ragte. »Ach. Sie hatten das bereits erledigt.« Dann schaute er von Gabriel zu Crowley und wieder zu Gabriel,