Ein unmoralisches Angebot
elegant gekleidet,
perfekt geschminkt und nie weit von Zakour entfernt.
An
seiner Seite jedoch saß zwar sie, Amy, doch es waren die
einzigen Gelegenheiten, bei denen sie ihren Mann zu Gesicht bekam.
Zakour verbrachte die Zeit bei seinem Vater oder besprach sich mit
Sharif hinter verschlossenen Türen. Sie vertrieb sich den Tag,
indem sie mit Jamal spielte oder Ausritte in die Wüste
unternahm. Nachts schlief sie in den Gemächern, die für sie
hergerichtet worden waren und in denen sie sich verlaufen konnte.
Wo
Zakour schlief, wusste sie nicht, doch Danielles strahlendes Lächeln
machte ihr das Raten nicht schwer.
Warum
nur hatte er nicht Danielle geheiratet, sondern sie?
Schließlich
war ihre Geduld erschöpft, und sie entschloss sich zum Handeln.
Beim abendlichen Bankett – Zakour unterhielt sich gerade nicht
mit dem Botschafter, der an seiner anderen Seite saß –
legte sie ihm die Hand auf den Arm. "Ich muss dich sprechen,
Zakour."
Ohne
sie eines Blickes zu würdigen, griff er nach seinem Weinglas.
Amy
biss sich auf die Lippe. "Ich möchte mich scheiden lassen."
Einen
Moment lang verharrte er mitten in der Bewegung. "Ein etwas
ausgefallenes Thema für ein Tischgespräch bei einem
Empfang", meinte er spöttisch, sah sie aber endlich an.
"Es
bleibt mir nichts anderes übrig, wir sehen uns ja nur bei
offiziellen Anlässen." Amy neigte den Kopf und lächelte
ihrem Gegenüber, dem Minister für Tourismus, freundlich zu.
Niemand hätte erraten können, welch schicksalsträchtige
Entscheidung sie gerade getroffen hatte.
"Trotzdem
lehne ich es ab, mich in aller Öffentlichkeit mit dir über
ein solches Thema zu unterhalten", erwiderte Zakour eisig.
Amy
ließ sich nicht einschüchtern. "Besser in aller
Öffentlichkeit als überhaupt nicht. Du behandelst mich wie
Luft, das lasse ich mir nicht gefallen. Ich bestehe auf einer
Scheidung."
Endlich
führte er sein Glas zum Mund und trank einen Schluck, mit
ruhiger Hand wie immer. "Ausgeschlossen. Wir haben einen
Vertrag."
"Eben,
und dieser Vertrag sieht keine Geliebte vor. Ich lasse mich nicht
derart erniedrigen!"
Konsterniert
schüttelte er den Kopf. "Du müsstest mir schon etwas
genauer erklären, was du damit meinst."
Amy
bewegte sich unruhig auf ihrem Stuhl. Vielleicht hätte sie doch
eine günstigere Gelegenheit abwarten sollen. Aber für
solche Überlegungen war es jetzt zu spät. "Mach mir
nichts vor, du schläfst mit Danielle!" hielt sie ihm vor.
Spöttisch
zog er eine Braue hoch. "Eine Nacht in meinem Bett und schon
eine Expertin in Sachen Liebe?" fragte er.
Die
Erinnerungen an jene Nacht schmerzten, und Amy biss sich auf die
Lippe. "Wenn ich keine Expertin bin, liegt das allein an dir. Du
bist ein schlechter Lehrmeister, Zakour."
Wie
vom Donner gerührt, schwieg er. Die Atmosphäre war
plötzlich so gespannt, dass alles andere in den Hintergrund
trat. Es war, als wären sie allein auf der Welt.
Amy
sah ihm in die Augen und hörte, wie er tief einatmete. Dann
stand er auf und reichte ihr die Hand. Die Gäste hatten
inzwischen ihre Gespräche unterbrochen und beobachteten
interessiert die Szene, aber das schien ihn nicht zu stören.
Amy
errötete tief, als er sie vom Stuhl zu sich hochzog. "Ich
wollte keinen Skandal, ich wollte nur etwas mit dir besprechen",
verteidigte sie sich.
"Seltsam",
antwortete er so leise, dass nur sie es verstehen konnte. "Ich
dachte, was du wolltest, sei ein aktiverer Lehrmeister."
Ohne
sich um das aufgeregte Getuschel seiner Gäste zu kümmern
oder sich gar zu entschuldigen, führte Zakour Amy aus dem Saal.
Mit weichen Knien ging sie neben ihm her. Seit ihrer Hochzeitsnacht
waren sie das erste Mal allein.
Nachdem
sie etliche Korridore und Treppenhäuser hinter sich gelassen
hatten, befanden sie sich in einem Flügel des Palasts, in dem
Amy noch nie gewesen war.
"Wo
sind wir?"
"In
meinem Privattrakt." Zakour schob sie durch eine Tür, die
er mit lautem Knall hinter sich zuschlug. Drohend sah er Amy an.
"Und
jetzt erklär mir bitte diesen Unsinn mit Danielle",
forderte er sie auf.
Hilflos
sah Amy ihn an. Wenn Zakour doch nur nicht diese unwiderstehliche
Faszination auf sie ausüben würde, wenn sie doch nur
Haltung bewahren könnte! Aber sie benahm sich wie eine
eifersüchtige und zänkische Ehefrau, obwohl sie gar keine
richtige Ehe führten.
Nur
wenn man einen Menschen liebte, war man eifersüchtig. Und sie
hatte Zakour nicht aus Liebe geheiratet, sondern um ihrem Bruder zu
helfen! Oder?
Entsetzt
sah sie Zakour
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