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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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ich nicht, Sir! Bitte, verschonen Sie mich mit Einzelheiten. Das wäre ganz und gar nicht schicklich!“
    „Aber ich benehme mich überhaupt nicht schicklich“, erwiderte er. „Allerdings glaube ich zu meinem Bedauern, dass Sie ein Musterbeispiel an Tugend sind, Miss Sheridan!“
    „Das hoffe ich! Bitte, setzen Sie dieses Gespräch nicht fort, Sir!“
    „Nein? Warum nicht?“ Guy setzte eine Unschuldsmiene auf. „Ich hatte angenommen, dass unsere frühere Bekanntschaft eine gewisse Formlosigkeit ermöglichen würde.“
    „Formlosigkeit!“ Als Sarah den neugierigen Blick bemerkte, den Amelia ihr zuwarf, fiel ihr auf, dass sie mit erhobener Stimme gesprochen hatte. Hastig fügte sie leiser hinzu: „Sie nehmen zu viel an, Sir!“
    Er zuckte mit den Achseln und gab sich mit Anstand geschlagen. Sarah hatte den Eindruck, dass er nur vorübergehend nachgab. Sie suchte nach einem sicheren Gesprächsstoff. Der Umgang mit der vornehmen Gesellschaft von Bath hatte sie kaum darauf vorbereitet, mit einem derart kühnen Flirtversuch zurechtzukommen. Sie wählte ein Thema, von dem sie hoffte, es sei unverfänglich.
    „Ich habe gehört, dass Sie einige Jahre im Ausland waren, Sir. Nach all dieser Zeit wird Ihre Familie sich danach sehnen, Sie wiederzusehen.“
    Zuvorkommend ging Guy auf das Stichwort ein, wenngleich Belustigung in seinen Augen aufflackerte, ein Zeichen dafür, dass Sarahs Ablenkungsmanöver ihm aufgefallen war.
    „Ja, in der Tat“, stimmte er freundlich zu. „Ich war vier Jahre im Krieg und bin nur zurückgekommen, weil die Gesundheit meines Vaters sich verschlechtert hat und er in Woodallan meiner Unterstützung bedarf.“
    „Es tut mir leid zu hören, dass er nicht bei gutem Befinden ist“, warf Sarah besorgt ein. „Ich hoffe, die Sache ist nicht zu ernst!“
    Ausnahmsweise schwand der amüsierte Ausdruck aus Guys Gesicht, und seine Miene wurde düster. „Auch ich hoffe das, Miss Sheridan. Allerdings befürchte ich das Schlimmste. Es sieht meinem Vater nicht sehr ähnlich, dass er zugibt, meine Hilfe zu brauchen. Er hat jedoch durchblicken lassen, er wünsche, dass ich mich mehr mit der Leitung von Woodallan und der anderen Güter befasse. Zweifellos wird meine Mutter froh sein, mich wiederzusehen. In den letzten vier Jahren hat sie Bonaparte verwünscht, weil er den Krieg so in die Länge gezogen hat!“
    „Es ist etliche Jahre her, seit ich Ihre Eltern gesehen habe. Ihre Mutter und ich schreiben uns jedoch noch“, äußerte Sarah lächelnd. „Im letzten Brief hat sie mir mitgeteilt, sie hoffe sehr auf Ihre baldige Heimkehr. Sie ist sehr freundlich. Nach dem Tod meines Vaters hat sie mir einen sehr teilnahmsvollen Brief geschrieben.“
    Sarah sah den Viscount sie betrachten. Trotz seiner Leichtfertigkeit hatte er einen beunruhigend scharfen Blick. „Das muss eine sehr schwere Zeit für Sie gewesen sein“, meinte er. „Sie müssen noch sehr jung gewesen sein. Ich nehme an, Sie waren nicht älter als neunzehn Jahre. Und dann haben Sie auch noch in rascher Folge Ihren Bruder und Ihr Heim verloren.“
    Sarah kam sofort Blanchland in den Sinn. Es kam ihr befremdlich vor, dass sie in den letzten Minuten überhaupt nicht mehr an Franks Brief gedacht hatte. Sie hatte den Bruder verloren, nun aber offenbar eine Nichte bekommen. Als welche Art Mensch würde Miss Olivia Meredith sich herausstellen? Ihr Brief war sehr höflich abgefasst, im Stil einer jungen Dame, die in einem der besseren Mädchenpensionate von Oxford erzogen worden war. Aber wie sollte sie sie finden? Sie musste sich einen Plan ausdenken.
    Sie merkte, dass der Viscount sie noch immer beobachtete und sein fragender Blick auf ihr Gesicht gerichtet war. Irgendwie kam sie sich plötzlich etwas beklommen vor.
    „Ich bitte um Entschuldigung. Ich habe an mein Zuhause gedacht.“ Sie versuchte, die Gedanken zu ordnen und weitere Vertraulichkeiten zu vermeiden. „Ja, ich danke Ihnen. Es war eine schwere Zeit.“
    „Und nun leben Sie bei Lady Fenton?“ Guy lächelte und schaute zu Lady Fenton hinüber, die sich angeregt mit Greville unterhielt. Zutraulich neigte sie sich zu ihm, und ihre kastanienbraunen Locken streiften seine Schulter. „Ich nehme an, das muss sehr amüsant sein!“
    Sarah lachte. „Oh, ich habe großes Glück gehabt! Amelias Freundeskreis ist immer sehr unterhaltsam. Meine Cousine ist so großzügig zu mir wie zu einer Schwester!“
    „Glauben Sie, dass sie Greville je von seinen Qualen erlösen und erhören wird,

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