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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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bis der Aufruhr sich etwas gelegt hatte. Dann drehte die Countess sich um und erblickte sie.
    „Sarah! Du lieber Himmel! Welch wunderbare Überraschung! Verzeih mir, meine Liebe, dass ich dich nicht früher begrüßt habe!“ Herzlich schloss sie Miss Sheridan in die Arme. „Und Sir Greville! Guy!“ Sie drehte sich zu ihrem Sohn um und sah ihn vorwurfsvoll an. „Du hättest uns schreiben sollen, dass du Besucher mitbringst!“
    „Es tut mir leid, Mama, dass ich das unterlassen habe, aber wir haben uns kurzfristig entschieden. Miss Sheridan und ihre Cousine reisen morgen früh weiter. Ich habe sie dazu überredet, heute Nacht die Reise bei uns zu unterbrechen.“
    Die Countess verbarg die Enttäuschung sehr gut. „Es tut mir leid zu hören, dass Sie uns schon so schnell verlassen wollen. Aber vielleicht …“ Sie lächelte Sarah an. „… ziehst du in Betracht, uns auf der Rückreise noch ein Mal aufzusuchen? Du könntest zu Weihnachten bleiben! Das wäre sehr nett, denn wir haben uns sicher sehr viel zu erzählen!“
    „Lady Woodallan, ich möchte Ihnen Lady Amelia Fenton, meine Verlobte, vorstellen. Sie ist Miss Sheridans Cousine.“
    „Das bin ich nicht!“, widersprach Amelia hitzig und bemerkte gleichzeitig die erstaunte Miene der Countess. „Ich wollte sagen, ich bin Sarahs Cousine, aber nicht Sir Grevilles Verlobte!“
    Peinliches Schweigen trat ein.
    „Ich befürchte, sie hat sich noch nicht ganz an die neue Situation gewöhnt, Madam“, äußerte Greville nach einer Weile leichthin und ignorierte Lady Fentons Furcht einflößenden Blick. „Ich muss mich dafür entschuldigen, dass wir Ihre Gastfreundschaft so selbstverständlich in Anspruch nehmen. Gewiss hätten Sie Guy lieber für sich gehabt!“
    „Sie sind uns willkommen, solange Sie bleiben möchten“, murmelte die Countess und bemühte sich, Lady Fenton nicht so anzustarren, als sei diese eine Wahnsinnige. „Aber Sie sehen aus, meine Damen, als seien Sie in ein Unwetter geraten! Ich werde Ihnen Ihre Zimmer zeigen, damit Sie sich umziehen können, und der Köchin Bescheid geben, dass wir Gäste haben. Dein Vater müsste bis zum Essen zurück sein, Guy.“
    „Ehe du Miss Sheridan entführst, Mama, möchte ich unter vier Augen mit ihr reden“, erwiderte er. „Es gibt eine dringende Angelegenheit zwischen ihr und mir, die unverzüglich geregelt werden muss.“
    Sarah wurde puterrot, und die Countess furchte die Stirn. „Aber Sarah wird durch die Reise ermüdet sein, Guy, und außerdem ist sie vollkommen durchnässt! Gewiss kann diese Sache warten.“
    „Oh ja, Madam!“, stimmte Sarah hastig zu. „Es besteht kein Grund zur Eile!“
    „Ich bedauere, Ihnen widersprechen zu müssen, Miss Sheridan“, entgegnete Guy gelassen. „Aber es ist von größter Wichtigkeit, dass wir jetzt miteinander reden. Ich will keine Missverständnisse zwischen uns haben!“
    „Mir scheint, wir haben hier zwei glühende Verehrer und zwei widerstrebende Damen!“
    Sarah drehte sich um und sah den Earl of Woodallan sich schwer auf seinen Gehstock stützen. Er sah viel älter aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Seine dunklen Augen, die denen seines Sohns so ähnlich waren, hatten jedoch noch immer den klaren, scharfsinnigen Ausdruck. „Lady Fenton.“ Er verneigte sich knapper, als sein Sohn es je vermocht hätte. „Und Sarah, meine Liebe! Welch entzückende Überraschung. Und auch Sir Greville! Nun, Guy …“ Er wandte sich seinem Sohn zu, und der boshafte Ausdruck in seinen Augen wurde durch sein Lächeln gemildert. „Gut, dich zu sehen, Junge!“
    „Papa!“ Guy eilte zu ihm und schüttelte ihm die Hand. Sarah nutzte den Augenblick und warf der Patentante einen flehenden Blick zu.
    „Wenn es möglich wäre, uns umzuziehen, Tante …“
    „Natürlich, mein Schatz!“ Die Countess bedeutete ihrer Patentochter und Lady Fenton, ihr zu folgen, und ging ihnen zur Treppe voran. „Kommen Sie! Die Herren sind miteinander beschäftigt und werden nicht merken …“
    „Bring Sarah, wenn sie fertig ist, in den Blauen Salon, Charlotte! Guy wartet dort auf sie!“
    „Wie der Vater, so der Sohn!“, murmelte die Countess auf halber Treppe. „Ich befürchte, das autokratische Wesen liegt ihnen im Blut!“
    Eine Dreiviertelstunde später stieg Sarah die Treppe hinunter. Sie hatte ein rostrotes Kleid angezogen, das Lady Woodallans jüngster Tochter gehörte. Das Haar hatte sie ordentlich zu einem Knoten aufgesteckt.
    „Zu streng, Miss Sheridan“, meinte Guy,

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