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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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unterbrach der alte Mann. „Und zwei, seit ich zurück bin. Ja, und das war in jeder Hinsicht ein Fehler!“
    Sarah setzte sich auf die Gartenmauer und bedeutete ihm, sich neben ihr niederzulassen. In Blanchland war er, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, der Stallmeister gewesen. Als sie neun Jahre alt gewesen war, hatte er den Dienst aufgegeben und seinem Bruder in Devon bei der Arbeit in einem Gasthaus geholfen. Offensichtlich war er nicht mit ihm zurechtgekommen.
    „Was ist aus dem Gasthof geworden, Tom?“,fragte Sarah mitleidig. Sie wusste, dass er alle seine Ersparnisse in das Geschäft eingebracht hatte.
    „Die Einheimischen wollten keine Mitbewerber“, antwortete er düster. „Eine Menge Ärger, Miss Sarah. Daher bin ich schließlich nach Haus zurückgekehrt. Ging in das große Haus, aber Sir Ralph stellte keine Leute ein, nicht einmal die, die schon früher für die Familie gearbeitet hatten. Auch keine Pferde mehr.“ Tom spuckte aus. „Bitte um Entschuldigung, Miss Sarah, aber das Haus ist nicht mehr das, was es früher war. Niemand kümmert sich darum. Und bei den Dingen, die dort passieren, will niemand da arbeiten! Schockierend, was da los ist! Nein …“ Er schüttelte den Kopf. „Es war das größte Unglück aller Zeiten, als der alte Herr starb.“
    „Der Ort macht einen ebenso schlimmen Eindruck“, sagte Sarah. „Er ist verlassen! Ich hätte ihn kaum wiedererkannt! Was ist mit der Schule passiert, Tom?“
    „Dichtgemacht. Erinnere mich nicht mehr, wann. Aber das ist eine schlimme Sache …“
    „Und Mrs. Meredith? Ist auch sie fortgezogen? Ich weiß, dass ihr Mann vor einigen Jahren gestorben ist, aber ich dachte, sie und seine Tochter würden noch hier leben.“
    Sarah sah Tom Brookes’ helle blaue Augen mit nachdenklichem Ausdruck auf sich gerichtet. Sie hatte den Verdacht, dass er nicht so einfältig war, wie er sich gab.
    „Mrs. Meredith ist weg zu ihrer bei Glastonbury wohnenden Schwester“, antwortete er. „Ich weiß nicht, wann sie zurückkommt, Miss Sarah. Das ist die Wahrheit.“
    „Und Miss Meredith?“, erkundigte Sarah sich hartnäckig. Sie hatte das Gefühl, dass Tom Brookes ihr etwas verschwieg. „Sie haben gesagt, viele Leute würden sie suchen.“
    „Ja.“ Tom warf den Grashalm weg, auf dem er gekaut hatte, und richtete sich auf. „Mächtig viele! Und alles Gentlemen! Waren immer Gentlemen, die nach Miss Olivia gefragt haben! Erst war da ein junger Gentleman, der in dem großen Haus wohnt, und dann ein Herr, der ein Freund von Sir Ralph ist …“ Tom sah aus, als wolle er wieder ausspucken, besann sich jedoch eines anderen. „… und heute ein verdammt feiner Gentleman in Sachen aus London und mit Gold …“
    Ein Frösteln lief Sarah über den Rücken. „Ein Gentleman aus London?“
    „Oh nein, Miss Sarah! Londoner Kleidung, Londoner Benehmen, aber …“ Tom hielt einen Moment lang inne. „Mrs. Anthrop hat gesagt, er sei aus Woodallan, und sie muss das wissen, denn ihre Tochter arbeitet dort, weil es jetzt keine Arbeit mehr in dem großen Haus gibt!“
    Sarah furchte die Stirn. Lord Renshaw hatte also schon im Dorf Fragen gestellt! Er hatte sie absichtlich in die Irre geführt, als er ihr erzählte, er reite aus. In Wirklichkeit hatte er nach Olivia gesucht. Sarah verengte die Augen. Am vergangenen Abend war es richtig gewesen, misstrauisch zu sein. Der Patenonkel und sein Sohn verfolgten eigene geheimnisvolle Absichten!
    Sie stand auf und schüttelte den Rock glatt. Sie konnte es sich nicht leisten, bei der Jagd nach Olivia Zeit zu verlieren, da sonst der Viscount ihr zuvorkam!
    „Gab mir etwas Geld“,fuhr Tom fort und schnaubte geringschätzig. „Sagte mir, ich solle niemand erzählen, dass er Fragen gestellt hat. Aber bei Ihnen, Miss Sarah …“
    Sie lächelte. „Vielen Dank, Tom. Ich nehme an, Miss Meredith ist sehr hübsch, wenn man sie so bewundert. Sie war ein entzückendes kleines Mädchen …“
    „Ja“, stimmte Tom widerstrebend zu. „Sie ist eine richtige Dame! Und gut beieinander, genau wie Sie, Miss Sarah! Wie kommt es, dass Sie nicht verheiratet sind?“
    „Ich befürchte, ich bin zu anspruchsvoll“, antwortete sie und hörte den alten Mann zum ersten Mal lachen. „Nun, ich gehe jetzt besser, da Miss Meredith nicht zu Haus ist. Aber Tom …“ Sie hielt inne, weil ihr plötzlich ein Gedanke gekommen war. „Falls Sie sie sehen, dann sagen Sie ihr bitte, dass ich hier war.“ Sie sah Mr. Brookes in die Augen. „Und

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