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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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nicht leiden! Vor Gott und der Welt zu behaupten, dass er mit mir verlobt ist! Das geht mir über die Hutschnur! Und außerdem passt dieses Betragen nicht zu ihm!“
    „Ja.“ Nachdenklich schaute Sarah die Cousine an. „Trotzdem finde ich dein Verhalten seltsam, da du Sir Greville stets vorgeworfen hast, viel zu höflich zu sein! Ich habe den Eindruck, dass er dir nichts recht machen kann!“
    Jetzt war es an Amelia, verwirrt den Blick abzuwenden. „Nun, du musst zugeben, dass Greville ein im Allgemeinen sehr liebenswerter Mensch ist. Er ist so liebenswert, dass ich ihn schon langweilig finde!“
    „Ungeachtet all deiner Einwände glaube ich, dass du sein autoritäres Benehmen doch ziemlich attraktiv findest“, erwiderte Sarah scharfsinnig. „Du beeilst dich besser, Amelia, wenn du ihn halten willst! Ich glaube, einige andere Damen könnten ihn ebenfalls attraktiv finden!“
    Der Weg ins Dorf war dort, wo die Sonne den Schnee geschmolzen hatte, morastig. Wasser tropfte von kahlen Ästen auf Sarah herunter. Vorsichtig schritt sie aus und zog in der Kälte den Mantel fester vor der Brust zusammen. Als Kind war sie diesen Weg sehr oft gegangen, und nun genoss sie den Anblick all der Örtlichkeiten, an die sie sich von früher erinnerte: den hohlen Baum, in dem sie Verstecken gespielt hatte, den Tritt über den Zaun von Bauer Burtons Feld, wo sie einmal von einem Bullen in die Flucht geschlagen worden war, das alte, verfallene Torhaus … Sie seufzte, raffte an den Stellen, wo der Schlamm knöcheltief war, die Röcke und gelangte schließlich auf die Hauptstraße des Dorfes.
    Sie bemerkte die Veränderung sofort. Blanchland war ein kleiner Ort, durch den nur eine von den Häusern gesäumte Straße führte. Aber im Dorf war es immer sehr lebhaft zugegangen. Jetzt sah die Hälfte der Häuser leer und vernachlässigt aus. Die Grundstücke waren von Unkraut überwuchert und die Steine der verfallenden Umfriedungsmauern auf die Straße gestürzt. Abgesehen von der Schmiede, von wo Hämmern zu hören war, gab es nirgendwo ein Lebenszeichen.
    Das Haus des Arztes war das einzige größere im Dorf. Es stand ein wenig von der Straße zurückversetzt und hatte eine kurze, durch den gepflegten Garten führende Auffahrt. Sarah betätigte die Türglocke, aber niemand machte sich bemerkbar. Sie hatte kaum damit gerechnet, Olivia Meredith anzutreffen, hoffte jedoch, jemand, die Ziehmutter oder ein Dienstbote, möge anwesend sein, der ihr eine Information geben konnte. Das Haus machte jedoch genau wie Blanchland den Eindruck, verlassen zu sein, und die Stille hatte etwas Unheimliches an sich. Auf Zehenspitzen ging Sarah durch das Gebüsch zur Rückseite des Gebäudes und lugte durch das Fenster der Spülküche, bemerkte indes auch dort kein Lebenszeichen. Dann bewegte sich jemand hinter ihr. Sie sah den Mann sich in der Fensterscheibe spiegeln und wirbelte mit einem leisen Schreckensschrei zu ihm herum. Der alte Mann umklammerte in leicht drohender Haltung eine Hacke und stand direkt vor Sarah.
    „Da ist niemand, Miss. Also verschwinden Sie besser.“
    „Ich suche Mrs. Meredith“, antwortete sie hochnäsig. Sie war verlegen, weil er sie ertappt hatte. „Bitte, sagen Sie mir, ob sie bald nach Hause kommt.“
    „Nein“, antwortete der alte Mann. Weitere Erklärungen gab er nicht ab und fuchtelte nur drohend mit der Hacke herum. „Sie gehen besser, Madam!“
    Sein drohender Ton und der feindselige Ausdruck in seinen blauen Augen veranlassten sie, die Brauen hochzuziehen. Irgendwie reizte seine abweisende Haltung sie dazu, sich zu behaupten. „Und Miss Meredith? Ist sie zu Haus?“
    „Nein“, antwortete der Mann erneut. „Neuerdings suchen mächtig viele Leute nach ihr! Also, Madam! Ich bin sicher, Sie wollen nicht, dass ich den Konstabler rufe.“
    „Doch, genau das möchte ich“, erwiderte Sarah ärgerlich. „Dann kann ich ihm sagen, wie unfreundlich Sie zu Besuchern sind! Zu Lebzeiten meines Vaters hätte niemand so mit mir geredet! Was ist passiert, weshalb man hier so unfreundlich geworden ist?“
    Langsam ließ der alte weißhaarige Mann die Hacke sinken und sah misstrauisch die Frau an. „Und wer sind Sie, Madam?“ Er näherte sich ihr einen Schritt. „Niemals Miss Sarah, die zu uns zurückgekommen ist!“
    Im gleichen Moment kam ihr die Erkenntnis. „Tom! Es tut mir so leid! Ich habe Sie nicht erkannt! Es muss fünfzehn Jahre her sein …“
    „Vierzehneinhalb, seit ich Blanchland verlassen habe“,

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