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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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unwillkürlich darüber nach, ob es Lord Allardyce gewesen sein mochte, der sich nach Olivia erkundigt hatte. Fröstelnd erinnerte sie sich seiner öligen Stimme und seines schmierigen Benehmens. Und er war erst der erste Gast des Cousins, den sie kennengelernt hatte! Unwillkürlich fragte sie sich, wie die anderen Gäste sein mochten.
    Die Gruppe, die sich bei Tisch einfand, war sehr gemischt und offenbar nur durch das gemeinsame Interesse an Vergnügungen verbunden. Sir Ralph schien mit Mrs. Eliza Fisk zu turteln, deren Mann auch anwesend war, die meiste Zeit jedoch zu schlafen schien. Mrs. Fisk war ungeheuer korpulent und hatte die besten Jahre schon hinter sich. Sir Ralph gefiel es aber offenbar, viel in der Hand zu haben.
    Es waren noch zwei andere Damen zweifelhaften Alters, gesellschaftlicher Stellung und Tugend anwesend. Die eine war Lady Tilney, die sofort ihr Interesse an Lord Allardyce vergaß und auf Sir Greville richtete. Die andere war Lady Ann Walter, eine statuenhafte Blondine, die mit weiblicher Neugier Lord Renshaw beäugte. Lord Allardyce schien nicht sonderlich enttäuscht darüber zu sein, dass Lady Tilney das Interesse an ihm verloren hatte, da er beim Essen neben Sarah saß und sich sehr um sie bemühte. Seine Aufmerksamkeiten erzeugten ihr Übelkeit und machten sie äußerst misstrauisch. Amelia wiederum war sehr damit beschäftigt, mit einem jungen Mann zu schäkern, der noch nicht ganz trocken hinter den Ohren zu sein schien und von ihr offenkundig sehr beeindruckt war.
    Lord Allardyce sah in dieselbe Richtung wie Sarah und sagte: „Der junge Justin Lebeter. Er hat eine liebevolle Mama, einen faulen Vormund und mehr Geld als Verstand. Das erklärt seine Anwesenheit hier! Es ist schockierend zu sehen, dass so junge Menschen in so schlechte Gesellschaft geraten!“ Das boshafte, um Lord Allardyces Lippen spielende Lächeln deutete an, dass er es ziemlich amüsant fand, Unschuld zu Fall zu bringen. „Vielleicht kann Lady Fenton ihn retten. Sie trägt die Nase ziemlich hoch, nicht wahr?“
    Sarah zog es vor, nicht zu antworten. Sie fühlte sich in dieser anrüchigen Gesellschaft schon ziemlich verletzbar. Ihr Blick wurde beinahe magnetisch von dem Wandfries angezogen, auf dem man lauter Nackte sah. Wohin sie die Augen auch richtete, stets sah sie die geschmacklosesten Darstellungen der Lust. An den Wänden hingen einige wirklich schockierende Bilder. Sie spürte die Röte in die Wangen steigen und wandte hastig den Blick ab.
    Lord Allardyce amüsierte sich über ihre Verlegenheit. „Was, in aller Welt, hat ein solches Musterbeispiel an Tugend wie Sie dazu bewogen, in dieses Nest verkommener Subjekte zu kommen? Hören Sie, Ihr guter Ruf wird bestimmt ruiniert, wenn nicht durch Handlungen, aber zumindest doch durch Gerede!“
    Die Wende, die das Gespräch genommen hatte, veranlasste Sarah, die Augen zu verengen. „Ich habe hier etwas Familiäres zu erledigen, Mylord.“
    „Ah, die geheimnisvolle Familienangelegenheit! Sie muss in der Tat sehr dringend sein, um Sie in dieses Haus gebracht zu haben! Haben Sie noch nie von Sir Ralphs Nachtschwärmereien gehört? Orgien in nacktem Zustand und Gehüpfe im Schnee!“
    „Gehüpfe im Schnee?“, wiederholte Sarah betont gleichmütig. „Das klingt alles reichlich kalt, Mylord! Ich finde, man sollte darauf aufpassen, sich keine Erkältung zu holen!“
    Einen Moment lang sah Lord Allardyce verblüfft aus. Dann zollte er Sarahs Taktik mit einem Lächeln Anerkennung.
    „Sehr vernünftig, Miss Sheridan! Ich merke, Sie sind eine Dame, die sich nicht leicht aus der Fassung bringen lässt! Aber ist Ihre praktische Einstellung auch ein Schutz gegen die schwarze Kunst?“
    Überrascht schaute Sarah Seine Lordschaft an. „Gegen Hexerei? Bestimmt lässt sich nicht einmal mein Vetter zu solch törichten Praktiken hinreißen!“
    Lord Allardyces Lächeln sah eindeutig listig aus.
    „Im Wäldchen steht ein kleiner Tempel …“
    „Oh!“, äußerte Sarah strahlend, ehe er weiter sprechen konnte. „Sie meinen die Grotte! Als Kind habe ich dort gespielt! In den Felsen ist eine Quelle. Es ist wirklich ein entzückender Ort!“
    Lord Allardyce sah verblüfft aus. Er war nicht gewohnt, dass seine Komplimente und anzüglichen Hinweise auf so steinigen Boden fielen! Er gab vorübergehend auf und widmete sich dem Essen.
    Sarah beobachtete Sir Greville und Lord Renshaw und fand, beide wirkten bemerkenswert heimisch in dieser skandalösen Umgebung. Sie kannte den Ruf

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