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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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brüllendes Gelächter aus dem Speisezimmer dringen.
    Auf dem Weg die Treppe hinauf dachte sie daran, dass sie im Grunde ihres Herzens damit gerechnet hatte, sowohl Sir Greville als auch Lord Renshaw würden sich als Gentlemen benehmen und Amelia und sie vor den peinlicheren Dingen bewahren, die die Vergnügungen ihres Vetters mit sich brachten. Die Probe aufs Exempel hatte ergeben, dass beide alles andere als Gentlemen und mehr geneigt waren, sich dem in diesem Haus herrschenden Geist unterzuordnen. Nie hatte Sarah sich so allein gefühlt. Amelia und sie befanden sich in einer für sie vollkommen ungewohnten Situation und wussten nicht, wohin sie sich hätten wenden können.
    Kaum war die Tür geschlossen, ließ Amelia sich auf das Sofa fallen und brach wütend in Tränen aus.
    „Wie kann Greville das wagen! Wie kann er wagen zu behaupten, dass er mich liebt, und sich dann mit der gewöhnlichen Schlampe in dieser abscheulichen Weise aufführen! Ich hasse ihn!“
    Sarah setzte sich neben sie und strich ihr zaghaft über die Schulter. „Milly! Bitte, weine nicht! Zehn zu eins, dass Sir Greville das nur getan hat, um dich eifersüchtig zu machen!“
    Amelia sah wie eine fauchende Katze aus. „Eifersüchtig! Ich würde ihn jetzt nicht mehr nehmen, selbst wenn er mich auf Knien um meine Hand bäte! Dieses vulgäre Flittchen hat ihn überall betatscht! Es war ekelhaft! Ich kann nicht sagen, ob ich das Essen oder sein Benehmen abscheulicher fand! Hast du gesehen, wie diese Person sich zu ihm benommen hat? Ihre Finger ablecken! Wirklich! Ich schwöre …“ Amelia hielt inne, gab einen wütenden Quietscher von sich und drosch mit der Faust auf ein Kissen ein.
    „Lord Renshaws Betragen war fast ebenso schlimm. Ich weiß, er ist ein berüchtigter Roué, aber ich wollte das nicht bewiesen sehen! Lord Allardyce hat mir erzählt, er und Lady Ann Walter …“
    „Allardyce!“ Amelia schnaubte verächtlich. „Er ist verdorbener als alle anderen zusammen! Ich bitte dich, bei ihm sehr vorsichtig zu sein, Sarah!“
    „Das ist nicht nötig“, erwiderte Sarah und presste die Hände zusammen. „Wir werden nicht bleiben! Ich sehe jetzt, dass das unmöglich ist! Wir werden in aller Frühe abreisen!“
    Amelia hörte auf, auf das Kissen einzudreschen, und starrte ihre Cousine an. „Abreisen? Aber du hast dein Vorhaben doch noch nicht erledigt!“
    „Das ist nicht von Bedeutung. Mr. Churchward kann hier als mein Vertreter fungieren. Wenn ich daran denke, was wir ertragen mussten …“
    „Aber wir können jetzt nicht weg!“ Amelia stand auf und ging im Raum hin und her. „Hör mal, die elenden Geschöpfe da unten würden sonst glauben, dass sie uns verscheucht haben! Diesen Triumph gönne ich ihnen nicht! Oh, was sollen wir tun?“
    Sarah hielt dem fragenden Blick der Cousine stand. Sie war erstaunt, dass sie eher die Neigung verspürte, wütend zu sein statt eingeschüchtert. „Wir werden nicht wegrennen!“, verkündete sie entschlossen. „Ich könnte es nicht ertragen, dass diese abscheulichen Geschöpfe gewinnen. Es heißt, Rache sei süß, Amelia. Ich habe eine Idee …“

7. KAPITEL

    Statt sich in ihr Zimmer zu begeben, ging Sarah auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und in die Bibliothek, um sich ein Buch zu holen. Die Lektüre sollte sie etwas beruhigen. Sie nahm sich ein Werk, das zu ihren Lieblingsbüchern gehörte, setzte sich in den alten Lehnstuhl und blätterte langsam die Seiten um. Sie genoss es, das Buch erneut anzuschauen, und entspannte sich.
    Plötzlich wurde die Tür geöffnet, und die Flamme der Kerze flackerte im Luftzug. Heftig zuckte Sarah zusammen, und das Buch fiel ihr aus der Hand. Einen Moment lang war die auf der Schwelle stehende Silhouette nicht zu erkennen. Dann sah Sarah Lord Renshaw in den Lichtkreis treten und gab einen langen Seufzer der Erleichterung von sich. Nicht Lord Allardyce, aber möglicherweise genauso gefährlich! Es war ganz entschieden ein Fehler gewesen, im Haus herumzuwandern, nachdem die Lichter gelöscht worden waren. „Guten Abend, Mylord. Konnten Sie nicht schlafen?“ Sarah war stolz darauf, dass ihre Stimme so fest geklungen hatte, und sogar noch stolzer darauf, dass ihr Ton so desinteressiert gewesen war. Sie hob das Buch auf, stand auf und schaute Lord Renshaw höflich abwartend an.
    „Noch habe ich nicht versucht zu schlafen“, erwiderte er leichthin, „weil ich mit anderen Aktivitäten zu beschäftigt gewesen bin. Aber Sie, Miss Sheridan … Ich hatte

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