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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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angenommen, Sie hätten sich schon vor Stunden zurückgezogen.“
    Sarah war wütend über die beiläufige Erwähnung der Ausschweifungen, denen er sich erst vor Kurzem hingegeben hatte. Sie lächelte kalt.
    „Ich bin erstaunt, dass Sie die Zeit hatten, das zu bemerken, Mylord! Sie waren … etwas beschäftigt!“
    Ein Lächeln, das nicht beruhigend wirkte, erschien um Lord Renshaws Lippen. Das flackernde Kerzenlicht ließ ihn sehr groß erscheinen und verlieh seiner Haut einen bronzenen Schimmer. „Oh, ich habe das sehr wohl bemerkt, Miss Sheridan. Ich habe bemerkt, dass Allardyce höchst aufmerksam zu Ihnen war und dass seine Komplimente Ihnen nicht unwillkommen waren!“
    Sarah zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Seine Lordschaft war amüsant!“
    „Ich verstehe. Sie fanden meine Warnung nicht der Beachtung wert?“
    „Ich habe Ihr Urteil als falsch befunden, Mylord“, antwortete sie kalt. „Das haben Sie mir durch Ihre Wahl der Gesellschaft bewiesen.“
    „Ich verstehe“, sagte Guy erneut. Er ging einen Schritt auf Miss Sheridan zu und war ihr dann so nah, dass er sie berühren konnte. Sie spürte, wie angespannt er war. „Haben Sie etwas gegen die Gesellschaft, mit der ich mich abgebe?“
    „Dazu habe ich keine Meinung“, äußerte sie, geistesgegenwärtig der Falle ausweichend, in die er sie hatte locken wollen. „Höchstens die, die jede wohlerzogene Dame hat, die nicht wünscht, dass ihr vor Augen geführt wird, welche Liebschaften andere Leute haben!“
    Guy legte Miss Sheridan die Hand unter das Kinn und drückte ihr leicht den Kopf in den Nacken, sodass sie ihn ansehen musste. „Sie haben keine persönliche Meinung zu der Sache? Obwohl ich Ihnen das Recht auf eine eigene Meinung zubillige?“
    Es kostete Sarah viel Selbstüberwindung, Lord Renshaw ruhig in die Augen zu sehen. „Sie werden sich erinnern, Mylord, dass ich Ihren Heiratsantrag abgelehnt habe“, erwiderte sie gelassen. „Damit habe ich auf das Privileg verzichtet, mir eine Meinung über Ihr Benehmen zu bilden.“
    Sie sah eine Reaktion in seinen Augen, ein flüchtiges Aufleuchten, das gleich verschwunden war.
    „In der Tat! Ich erinnere mich daran.“ Seine Finger strichen ihr über die Wange und erzeugten ihr ein inneres Frösteln. Es war schrecklich schwierig, sich zu konzentrieren, und noch schwerer, ihm gegenüber gleichgültig zu sein, wenn alles in ihr auf seine Berührungen reagierte. „Ist es möglich, Sie anderen Sinns zu machen, Miss Sheridan?“
    „Das bezweifele ich. Aber ich habe bemerkt, dass Sie nicht sehr reuig sind, Mylord!“ Sie wich, das Buch wie einen Schutzschild an die Brust drückend, vor Seiner Lordschaft zurück. Sie wünschte sich, das Gespräch hätte nie begonnen. Der Spott in seinen dunklen Augen ließ vermuten, dass der Viscount nicht so schnell bereit sein würde, es zu beenden. „Entschuldigen Sie mich. Ich bin müde und möchte mich zurückziehen.“
    „Gleich!“ Jetzt hatte Guys Ton noch deutlich herausfordernder geklungen. „Ich dachte, Sie hätten hier gelesen, weil Sie nicht schlafen können, Miss Sheridan.“
    „Das war vor einer halben Stunde.“ Misstrauisch wich Sarah einen Schritt zur Seite. Lässig vertrat Lord Renshaw ihr den Weg zur Tür.
    „Und jetzt kommt es Ihnen sehr gelegen, müde zu sein? Ich hatte gehofft, dass Sie meine Neugier befriedigen und mir erzählen würden, warum mein Heiratsantrag Ihnen so widerwärtig ist.“
    Sarah furchte die Stirn. Sie war sich bewusst, dass sie sich auf schwankendem Grund befand. Sie wollte das Gespräch nicht fortsetzen, da sie sich müde fühlte und ihre Gefühle über Gebühr in Anspruch genommen worden waren. Sie fühlte sich ungeheuer verletzbar und war sich des Viscounts und der Macht, die er über sie hatte, nur allzu deutlich bewusst.
    „Ich glaube, das Gespräch wird warten müssen, bis sich ein besserer Zeitpunkt findet“, erwiderte sie ein wenig rau. „Es ist spät …“
    Sie hielt inne, weil der Viscount ihr das Buch aus der Hand genommen hatte und es sehr betont neben sich auf den Tisch legte. Sein Blick hielt ihren gefangen. Sie wusste, was geschehen würde, und auch, dass er ihr viel Zeit ließ, damit sie flüchten konnte, Zeit, um einen Vorwand vorzubringen, irgendeinen, um davonlaufen zu können, ehe es zu spät war. Sie regte sich nicht. Sie fühlte sich beklommen und behielt ihn so im Auge wie er sie. Sie hatte den schockierenden Drang, die Lippen auf seinen Hals zu drücken. Sarah riss den Blick von

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