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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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seinem Hals los, richtete ihn jedoch auf sein markantes Kinn und dann auf den Schwung seiner Lippen.
    Später war sie nicht sicher, wer von ihnen sich zuerst bewegt hatte. Seine Arme schlossen sich um sie, und es kam ihr verwirrend richtig vor, an seine Brust gedrückt zu werden. Der Kuss, den er ihr gab, war weicher und süßer als der bei Amelias Ball, und einen Moment lang bog sie ein wenig den Kopf zurück.
    „Mylord, Sie halten mich irrtümlicherweise für Ihre …“
    „Ganz gewiss nicht!“ Sie sah ihn lächeln und fühlte sich schwach vor Sehnsucht. „Ich könnte Sie nie für jemand anderen halten, Sarah. Und wenn Sie glauben, ich würde je zulassen, dass Allardyce Sie berührt …“
    Ehe sie etwas erwidern konnte, spürte sie Lord Renshaws Mund wieder auf ihrem. Sie merkte, dass sie sich entspannte. Es war leicht zu vergessen, dass sie kein Vertrauen zu ihm und er nur eine Stunde zuvor wahrscheinlich Lady Walter in den Armen gehalten hatte. Jäh empfand sie schneidende Eifersucht. Rasch trat sie einen Schritt zurück, und sofort ließ er sie los.
    „Ich muss fort.“ Sarah wusste, dass sie atemlos geklungen hatte. „Gute Nacht, Mylord.“
    Er machte keine Anstalten, sie zurückzuhalten. Sie wusste jedoch, als sie die Treppe hinaufging, dass er sie von der Tür her beobachtete, und aus irgendeinem Grund fühlte sie sich durch diese Erkenntnis den Tränen nahe.
    Sarah ging durch den winterlichen Park zu der kleinen Grotte, die am vergangenen Abend von Lord Allardyce erwähnt worden war. Blanchland hatte sich verändert, und die glücklichen Tage ihrer Kindheit waren längst vorbei. Sie wollte nicht mehr an das verlorene Heim denken, auch nicht an Lord Renshaw, um den ihre Gedanken unweigerlich kreisten. Eine innere Stimme sagte ihr, sie solle ihm vertrauen, doch gleichzeitig hatte sie das gegensätzliche Gefühl, er verberge etwas vor ihr.
    Die Grotte war immer einer ihrer Lieblingsplätze gewesen. Am Eingang der Höhle blieb sie stehen, straffte sich und schaute sich um. Die Grotte war noch genau so, wie sie sie in Erinnerung hatte. In einem Winkel plätscherte das Wasser einer Quelle leise über Steine in einen Teich. Die Stimmung war sehr friedlich und führte Lord Allardyces Andeutungen über schwarze Magie ad absurdum. Sarah setzte sich auf die neben dem Teich stehende Steinbank und tauchte die Finger in das eiskalte Wasser.
    Ein Schatten verdunkelte den Eingang. Sie sprang auf und war erleichtert, als sie den Eindringling erkannte. Vielleicht hatten Lord Allardyces Geschichten sie nervöser gemacht, als ihr bewusst war.
    „Tom! Du lieber Himmel! Sie haben mich erschreckt!“
    „Tut mir leid, Miss Sarah!“ Höflich berührte er die Krempe seiner Kappe. „Habe Sie hier entlanggehen gesehen und gewartet, um Sie allein anzutreffen.“ Er blickte über die Schulter, und das Misstrauen, das sich in dieser Bewegung ausdrückte, verursachte Sarah ein Frösteln. „Ich habe eine Nachricht für Sie, von Miss Meredith. Sie hat Ihnen das geschickt.“
    Er kramte in der Tasche und zog ein in braunes Papier gewickeltes Päckchen heraus. Neugierig schaute Sarah es an. „Ist ein Brief dabei, Tom?“
    Der Gärtner wirkte verlegen. „Weiß nicht, Madam. War alles, was ich bekommen habe. Vom Freund eines Freundes, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
    „Und wo ist Miss Meredith jetzt?“
    Der Gärtner wirkte verlegen. „Kann ich nicht sagen, Madam. Ganz bestimmt nicht! In diesem Augenblick könnte sie an vielen Orten sein.“
    Sarah lächelte verständnisvoll. „Also gut! Ich werde keine Fragen mehr stellen.“ Sie steckte das Päckchen in die Tasche ihrer Pelisse. „Vielen Dank, Tom. Wenn ich mit Ihnen reden will …“
    „Ich bin im Gewächshaus, Madam. Ich versuche, Blumen für Lady Fenton aufzutreiben.“
    Sarah lächelte.„Im Dezember ist das eine schwierige Aufgabe! Ich befürchte, Amelia ist eine Haustyrannin! Aber ich danke Ihnen, Tom.“
    Er nickte und wandte sich zum Gehen.
    Sie wartete, bis sie die Schritte des Gärtners nicht mehr hörte. Dann nahm sie das Päckchen aus der Tasche der Pelisse. Ihre Finger waren durch die Kälte etwas klamm, aber schließlich gelang es ihr, das braune Packpapier abzuwickeln. Sie ließ sich den Inhalt des Päckchens auf die Hand fallen.
    Es handelte sich um ein Medaillon.
    Sie gab einen Ausruf der Überraschung von sich. Das Medaillon sah sehr alt aus, denn das in das Goldgehäuse gravierte Muster war abgegriffen und glatt. Der Verschluss ging mit leisem

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