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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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den Grund für ihre Anwesenheit Schweigen zu bewahren. Sie war sich bewusst, dass man ihr einige sehr problematische Fragen stellen würde, mied daher den allzu scharfsinnigen Blick des Viscounts und klopfte sich umständlich den Schmutz vom Mantel.
    „Nun, ich bin Ihnen beiden dankbar“, sagte sie vorsichtig. „Ich nehme an, Wilderer, die überrascht wurden! Mir ist nichts passiert!“
    „Der fragliche Punkt ist, warum, zum Teufel, Sie zu dieser nächtlichen Stunde einen Spaziergang gemacht haben, Miss Sheridan!“, äußerte Guy heftig. „Haben Sie den Verstand verloren?“
    Wütend sah sie den Viscount an. Es gelang ihr gerade noch, die ihr auf der Zunge liegende Erwiderung herunterzuschlucken, weil ihr klar war, dass er sie zu einer weiteren Äußerung reizen und sie vielleicht etwas verraten würde.
    „Vielleicht hätte Lady Amelia die Güte, diese Frage zu beantworten“, warf Greville leichthin ein und trat in den Lichtkreis. „Mir ist aufgefallen, dass Sie nicht weit entfernt sind, wenn Ihre Cousine irgendwo ist. Oder ist das Gegenteil der Fall?“
    Sarah und Amelia tauschten rasch einen Blick. Achtlos zuckte Amelia mit den Schultern.
    „Hören Sie, Sir Greville, die Sache ist schnell erklärt! Sarah konnte nicht schlafen, und da ich mich noch nicht zu Bett begeben hatte, beschlossen wir, einen kurzen Spaziergang zu unternehmen. Im Mondlicht sieht der Schnee nämlich besonders hübsch aus!“
    „Aber nicht aus dem Inneren eines dunklen Turms!“, erwiderte Greville grimmig. „Als Nächstes werden Sie mir einreden wollen, dass Sie vorhatten, auf den Turm zu steigen, um die Aussicht zu bewundern! Was soll der Unsinn?“
    Trotzig verkniff Amelia die Lippen. Sie nahm die Laterne an sich. „Wir sollten nicht in der Kälte hier herumstehen! Die arme Sarah wird sich nach ihrem Bett sehnen!“
    „Zumindest wird dieser Zwischenfall sie von ihrer Schlaflosigkeit kuriert haben!“, äußerte Guy und zog ironisch die Augenbrauen hoch. „Eine ständige Heimsuchung, Miss Sheridan! Können Sie Lady Fentons Version verbessern, Madam? Sie ist nicht sehr originell!“
    Sarah mied seinen Blick. „Es ist so, wie Amelia gesagt hat, Mylord. Wir dachten, es würde angenehm sein, frische Luft zu schnappen!“
    „Hören Sie auf, Miss Sheridan!“, erwiderte er verächtlich. „Ersparen Sie uns die Geschichten von Aussichten im Mondschein, frischer Nachtluft und dergleichen! Ich habe nie eine dürftigere Erklärung gehört!“
    Sarah schaute die Herren an. Der Viscount stand herausfordernd vor ihr. Seine Miene war unnachgiebig. Sir Greville hielt sich bei der Tür auf und erweckte den Eindruck, dass er Sarah und ihre Cousine nicht ins Freie lassen würde, ehe sie die Wahrheit gestanden hatten. Das in der Laterne flackernde Licht erzeugte riesige Schatten auf der gewölbten Decke des Raums und machte die ganze Szene irgendwie unwirklich. Sarah warf Lord Renshaw einen aufsässigen Blick zu.
    „Also gut, Mylord! Wenn meine Geschichte Ihnen nicht gefällt, dann können Sie mir vielleicht eine Alternative anbieten!“
    Sie hielten sich mit Blicken fest. Lord Renshaws Blick war nachdenklich und Sarahs trotzig. Guy regte sich leicht.
    „Ein mitternächtliches Rendezvous ist wahrscheinlicher, Miss Sheridan!“
    Sie verengte die Augen. Wie weit würde er gehen, um die Wahrheit herauszubekommen? Sie wusste, dass er etwas zu verbergen hatte, genau wie sie, hielt ihn jedoch für sehr fähig, sie zu zwingen, Farbe zu bekennen. Es gab keinen Zweifel daran, dass die Situation äußerst heikel war.
    „Ich habe nicht die Angewohnheit, mitternächtliche Verabredungen zu arrangieren, Sir!“, erwiderte Sarah gereizt. „Zweifellos hat die in Blanchland herrschende Atmosphäre Ihnen das Urteilsvermögen getrübt!“
    „Ich habe nicht andeuten wollen, dass Sie sich klammheimlich davongestohlen haben, um sich mit Allardyce zu treffen“, sagte Guy freundlich. „Schließlich haben Sie Ihre Cousine bei sich! Wenngleich ich, da ich seinen Geschmack kenne, vielleicht …“
    Sarah lief hochrot an, und es war Amelia, die ihr zu Hilfe kam.
    „Ich stelle fest, dass Ihre Bemerkungen so beleidigend wie sonst sind, Sir! Und wenn wir schon von unserer Anwesenheit reden, möchte ich gern wissen, wie Sie Ihr rechtzeitiges, aber etwas befremdliches Erscheinen hier erklären wollen!“ Abrupt wandte sie sich Sir Greville zu. „Vielleicht haben Sie die Güte, mir zu antworten? Hält Sir Ralph heute Nacht eines seiner Bacchanale im Wald

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