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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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ab?“
    Greville begann zu lachen. Über diese unpassende Reaktion schien Amelia sich derart zu ärgern, dass Sarah froh darüber war, sie die Laterne halten zu sehen. Daher war die Cousine nicht imstande, mit den bloßen Händen über ihn herzufallen.
    Aber jetzt, da sie derart wütend war, konnte nichts sie mehr aufhalten.
    „Mit welchem Recht fragen Sie uns überhaupt aus, Sir Greville?“, fragte sie hitzig. „Selbst wenn wir uns entschieden hätten, die ganze Nacht lang im Wald zu tanzen, ginge Sie das nichts an! Kümmern Sie sich gefälligst um Ihre Angelegenheiten!“
    Spöttisch verneigte Greville sich leicht vor ihr. „Meine liebe Lady Amelia, ich stelle Ihr Benehmen nur deshalb infrage, weil ich befürchte, dass Sie Ihrer Cousine ein schlechtes Beispiel geben! Sie als die Ältere sollten sich bewusst sein, dass Sie verantwortungsvoll handeln müssen!“
    „Unerhört!“ Sarah hatte den Eindruck, dass Amelia kurz vor dem Platzen war. Die Laterne schwankte gefährlich. Sarah nahm sie der Cousine aus der Hand und fragte sich in dem Moment, als Amelia Anstalten machte, Sir Greville zu ohrfeigen, ob sie ihr die Laterne hätte wegnehmen sollen. Unbeeindruckt hielt er Amelia am Arm fest und wandte sich der Tür zu.
    „So faszinierend diese Begegnung auch ist, Lady Amelia, meine ich doch, dass wir Ihrem Vorschlag folgen und nach Haus gehen sollten. Miss Sheridan, könnten Sie uns leuchten?“
    „Gestatten Sie“, sagte Guy und nahm ihr die Laterne ab. „Ich möchte nicht auf Ihren etwas zweifelhaften Orientierungssinn angewiesen sein, Miss Sheridan!“
    Sie war mittlerweile so verärgert wie ihre Cousine, die sich in gedämpftem Ton mit Sir Greville stritt. Ehe sie jedoch dem Viscount eine scharfe Antwort geben konnte, stolperte noch eine Gestalt zwischen den Bäumen hervor und ins Licht des Eingangs zum Zierturm.
    „Renshaw?“, fragte der Mann ungläubig. „Sir Greville? Zum Teufel …“
    Es war Lord Lebeter, der auf die kleine Gruppe zukam und jäh errötete, als er Miss Sheridan und Lady Fenton sah. „Meine Damen, ich bitte um Entschuldigung! Ich dachte …“
    Für Sarah war offenkundig, was er dachte. Er musste angenommen haben, dass er an einem Ort wie Blanchland, wo offensichtlich kein Vergnügen zu ausgefallen war, in eine neue Art von Unterhaltung geplatzt war.
    „’n Abend, Lebeter“, erwiderte Guy lakonisch. „Leiden Sie auch an Schlaflosigkeit?“
    „Oh!“ Justin sah verlegen aus. „Ein kleiner Spaziergang, ehe ich zu Bett gehe. Dachte, ich hätte hier Licht gesehen …“
    „Wir sind auf dem Rückweg“, warf Sarah hilfreich ein, da er nicht weitersprach. „Möchten Sie mit uns zurückgehen, Sir?“
    Niemand sprach, derweil man durch den Schnee trottete. Sarah stellte fest, dass eine entschieden unbehagliche Stimmung die kleine Gruppe erfasst hatte. Die Anwesenheit Lord Lebeters sorgte zumindest dafür, dass weder Lord Renshaw noch Sir Greville weiterhin peinliche Fragen stellen konnten. Sie wusste jedoch, dass die beiden bestimmt nicht so leicht aufgaben.
    Sobald man im Haus war, sorgten sowohl Sarah als auch ihre Cousine dafür, dass Schuhe und Mäntel schnell ausgezogen wurden, damit die Herren keine Gelegenheit hatten, sie weiterhin auszufragen.
    Als Sarah die Treppe hinaufging, dachte sie an all die ungeklärten Einzelheiten. Zu der Frage, woher Miss Meredith das Medaillon hatte, kamen jetzt noch die, wieso der Viscount und Sir Greville sich im Turm befunden hatten, warum Miss Meredith nicht erschienen war, wer der geheimnisvolle Angreifer sein mochte und weshalb Lord Lebeter um Mitternacht durch den Wald gewandert war. Die Dinge wurden viel zu kompliziert.
    Sie machte die Schlafzimmertür auf und stellte den Leuchter mit der brennenden Kerze auf den Nachttisch. Eine Bewegung im Zimmer erregte ihre Aufmerksamkeit, und mit einem halb unterdrückten Schrei wirbelte sie herum.
    In einem Sessel saß eine schlanke junge Dame, die sie aus großen braunen Augen wachsam anschaute. Als Sarah zurückwich, äußerte das Mädchen hastig: „Miss Sheridan? Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich hier so bei Ihnen eingedrungen bin, aber das war meine einzige Chance! Ich bin Olivia Meredith und so unglaublich glücklich, Ihre Bekanntschaft zu machen!“

8. KAPITEL

    Miss Olivia Meredith hatte erstaunliche Ähnlichkeit mit den beiden Porträts im Medaillon und auch mit Viscount Renshaw. Sarah starrte sie an und gelangte zu der Erkenntnis, dass nun kein Zweifel mehr an einer

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