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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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Meredith?“, wollte Amelia wissen und trottete neben Sarah durch den Wald. „Und warum hast du mitten in der Nacht ein Treffen mit ihr?“
    Unwillkürlich lächelte Sarah. Sie war erstaunt darüber, dass sie sich jetzt in Gesellschaft sehr viel wohler fühlte. „Miss Meredith ist meine Nichte und der Grund, weshalb ich hergekommen bin. Und was das Treffen …“
    „Deine Nichte!“ Sarah staunte darüber, dass Amelia selbst unter diesen Umständen Gespür für Klatsch hatte. „Du meinst, sie ist Franks Tochter? Aber er hatte nie Kinder …“
    „Jetzt ist nicht die Zeit, um die Familienchronik der Sheridans herunterzubeten“, zischte Sarah die Cousine an. Beinahe wäre sie über eine Baumwurzel gestolpert und streckte die Hand aus, um nicht die Balance zu verlieren. „Oh, das ist lächerlich! Ich wünschte, das elende Kind hätte nicht diesen Sinn für Dramatik!“
    Sarah und Amelia hatten die Hügelkuppe erreicht und kamen aus dem Wald. Der Turm ragte dunkel vor ihnen auf. Amelia klammerte sich an Sarahs Mantel.
    „Sarah! Bist du sicher, dass du das tun willst? Wieso könnt ihr euch nicht bei Tageslicht treffen? Das gefällt mir nicht!“
    „Unsinn!“ Sarah wusste, eine von ihnen musste tapfer sein, denn sonst würden sie beide in Panik davonrennen. „Wir werden ein siebzehnjähriges Mädchen treffen, kein Monstrum! Bitte, geh zurück, falls du nicht bei mir bleiben willst!“
    Amelia fröstelte. „Ich gehe nicht allein durch den Wald zurück! Wo ist das Mädchen? Da ist niemand!“
    Sarah zog die Turmtür auf und lugte ins Innere. Es war stockfinster. Der Zierturm war von ihrem Urgroßvater erbaut worden, und bei schönem Wetter sah man von oben drei Grafschaften und das Meer. Jetzt konnte Sarah jedoch die Hand nicht vor den Augen erkennen.
    „Miss Meredith?“ Sarah hatte halb geflüstert, halb gekrächzt. Sie räusperte sich und holte Luft, um ein zweites Mal zu rufen. Sie kam nicht dazu. Etwas Weiches, ihr die Luft Raubendes, wurde ihr über den Kopf gestülpt, und jemand hielt sie mit eisernem Griff fest. Sie hörte Amelia neben sich schreien, und dann stieß jemand sie hart auf den Steinfußboden des Turms. Danach schien die Hölle um sie los zu sein.
    Die Verwirrung gab sich so schnell, dass Sarah hätte glauben können, sie sich nur eingebildet zu haben. Innerhalb von Sekunden hörten Amelias Schreie auf, und der Sarah den Atem raubende Stoff wurde ihr vom Gesicht gezogen. Mühsam setzte sie sich auf und fand sich in Armen wieder, die sie hart, aber sicher umfangen hielten. Eine Laterne war auf den Steinfußboden gestellt worden. Sie verbreitete schwaches Licht. Sir Greville Baynham stand hinter ihr. Amelia kniete neben Sarah und lugte ihr mit derart furchtsamer Miene ins Gesicht, dass Sarah beinahe in Lachen ausgebrochen wäre.
    „Oh, Sarah! Bist du sehr verletzt? Er hat dich derart hart zu Boden fallen lassen, dass ich davon überzeugt bin, dass du dir etliche Knochen gebrochen hast!“
    Zaghaft regte sich Sarah, und die sie haltenden Arme drückten nicht mehr ganz so fest zu. Sie musste nicht den Kopf zur Seite drehen, um zu wissen, dass Lord Renshaw sie festhielt. Das Gefühl seiner Arme war ihr vertraut und die von ihm ausgehende Wärme beruhigend. Sie musste sich jedoch von ihm lösen.
    „Es geht mir sehr gut“, sagte sie ein wenig zittrig und war Sir Greville dankbar dafür, dass er ihr auf die Füße half. „Aber was, in aller Welt, ist passiert? Jemand hat mich angegriffen. Ich war sicher, dass man mich verschleppen wollte!“
    „Wahrscheinlich hätten die Leute das getan, wären wir nicht rechtzeitig hier gewesen!“, antwortete Guy trocken. Er stützte Miss Sheridan noch immer am Ellbogen. Sowohl er als auch Sir Greville trugen dunkle Mäntel, und der Schnee rann von ihren Stiefeln auf den Fußboden. „Leute sind aus dem Turm gerannt, als Lady Fenton zu schreien begann. Sie waren jedoch schon in der Dunkelheit verschwunden, ehe wir sie erkennen konnten. Wir haben sie nicht verfolgt, denn unsere ersten Gedanken galten Ihnen beiden. Es ist ein Glück, dass wir rechtzeitig zur Stelle waren!“
    Vielleicht war das wirklich ein Glück gewesen, aber es machte Sarah auch zutiefst misstrauisch. Wie war es möglich gewesen, dass Lord Renshaw und Sir Greville genau zu der Zeit im Wald herumgewandert waren, als sie die Verabredung mit Miss Meredith hatte? Und wo war Miss Meredith jetzt? Offensichtlich hatte außer Sarah noch jemand von dem Rendezvous Kenntnis gehabt. Es war besser, über

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