Ein unmoralisches Angebot
müde, um weite Ausflüge zu machen!“ Das Medaillon und die Nachricht schienen ein Loch in ihre Tasche zu brennen. Sie wandte das Gesicht ab, um ihre Verwirrung zu verhehlen.
„Ich nehme an, das ist die Folge Ihres nächtlichen Ausflugs in die Bibliothek!“ Lord Renshaws Stimme hatte wieder spöttisch geklungen. „Ich hoffe, Sie sind sicher ins Bett zurückgekommen, Miss Sheridan!“
Sie spürte sich erröten. „Natürlich! In Blanchland fürchte ich mich nicht im Dunkeln, Mylord! Ich bin hier aufgewachsen! So, wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden. Es wird kalt, und ich möchte ins Haus.“
Er verneigte sich leicht. „Dann sehe ich Sie später, Miss Sheridan! Wenn Sie Glück haben, werden Sie feststellen, dass Ihre Cousine für das Frühstück gesorgt hat! Ich weiß, dass sie damit beschäftigt war, als ich das Haus verließ!“
Sarah sah den hoch gewachsenen Viscount wieder zum See schlendern. Sie hatte ihm nicht geglaubt, als er behauptete, kein weiteres Interesse daran zu haben, Miss Meredith zu suchen. Sie hatte einen Kloß im Hals und fühlte sich den Tränen nahe. Das harte Medaillon brannte ihr unter den Fingern. Seufzend wandte sie sich um und stieg die Treppe zur Terrasse hinauf. Sie wusste, sie war genauso schlimm wie Lord Renshaw, denn auch sie hatte gelogen. Die traurige Tatsache war, dass sie kein Vertrauen zu ihm hatte, doch nun wurde die Täuschung unerträglich.
Eine Viertelstunde vor Mitternacht zog Sarah Stiefeletten und Mantel an und huschte aus ihrem Zimmer. Seit dem Abendessen hatte sie dauernd auf die Uhr gesehen und gemerkt, dass sie nicht fähig war, etwas zu tun, um sich die Zeit zu vertreiben.
Durch den Spalt unter der Salontür drang immer noch Licht, als Sarah durch die Halle strebte, und sie versuchte, die Haustür so leise wie möglich zu öffnen. Es hatte zu schneien aufgehört, und der Mond schien vom klaren Himmel. Es war eine unheimliche, aber schöne Szenerie. Sarah zögerte. Ihre Fußabdrücke würden viel zu deutlich im Schnee zu sehen sein, für jeden sichtbar, der ihr vielleicht folgte. Sie konnte nur hoffen, dass in dieser Nacht niemand im Freien sein und vor Tagesanbruch noch mehr Schnee fallen würde.
Forschen Schritts ging sie durch den Park, hielt sich im Schatten und so gut wie möglich im Schutz der Bäume. Es war eine sehr stille Nacht, obwohl ständig Schnee von den Ästen herunterfiel. Jedes Mal fuhr Sarah erschrocken zusammen. Obwohl sie Lord Renshaw gesagt hatte, in Blanchland könne nichts sie einschüchtern, war sie ungeheuer nervös und wünschte sich, Miss Meredith hätte als Treffpunkt einen gemütlichen, warmen Salon vorgeschlagen und nicht den einsam gelegenen Turm. Es kam ihr sehr vernünftig vor, die Begegnung so kurz wie möglich zu halten und dann ein weiteres Treffen bei Tageslicht vorzuschlagen, es sei denn, Miss Meredith war in einer so prekären Lage, dass sie sofort Hilfe benötigte. Sarah blieb stehen und dachte über diese Möglichkeit nach. Sie hatte keine Ahnung, was sie beim Zierturm erwarten würde, und kam sich schrecklich unvorbereitet vor.
Sie ging weiter und hatte soeben eine tief verschneite Lichtung überquert, als ein schlurfendes Geräusch hinter ihr sie innerlich erstarren ließ. Entsetzt drehte sie sich um. Unter den Bäumen war niemand zu sehen, doch ihr sechster Sinn sagte ihr, sie sei nicht allein. Sie war noch unschlüssig, ob sie schreien solle oder nicht, als sich plötzlich eine dunkle Gestalt aus den Schatten löste und auf sie zueilte. Unwillkürlich wollte sie aufschreien, doch der Schrei erstarb ihr auf den Lippen, und stattdessen stieß sie verärgert einen Seufzer aus.
„Amelia! Zum … Was, in aller Welt, machst du hier?“
„Ich habe dich das Haus verlassen gehört und bin dir gefolgt“, antwortete die Cousine etwas atemlos. „Was machst du hier, Sarah?“
„Es ist unwichtig, was ich hier mache!“ Sarah ergriff Amelia am Arm und schüttelte ihn. „Wie kannst du so dumm sein, Milly? Hör mal, du hättest dich verlaufen oder in Gefahr geraten können.“
„Ein Grund mehr, warum du nicht allein in der Gegend herumlaufen solltest!“, erwiderte die Cousine heftig. „Wo willst du hin, Sarah?“
„Ich will zum Zierturm, um Miss Meredith zu treffen“, antwortete Sarah ärgerlich. Aus der Ferne hörte sie die Turmuhr der Kirche von Blanchland anschlagen. „Ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen, denn ich bin schon spät dran! Ich nehme an, du kommst besser mit!“
„Wer ist Miss
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