Ein unmoralisches Angebot
gewesen, meinte ich das Rodeln, Mylord!“
„Und das andere?“
In seinen Augen stand ein beunruhigender Glanz. Sarah wandte den Blick ab. „Eine starke körperliche Anziehungskraft ist kaum eine gute Grundlage für eine Ehe.“
Er nickte. „Nun, überraschenderweise stimme ich Ihnen zu, zumindest in dem Sinn, dass ich glaube, dass körperliche Anziehungskraft nur ein wichtiger Bestandteil einer guten Ehe ist! Es gibt andere Dinge, zum Beispiel eine gleich gesinnte Lebensauffassung, das Teilen ähnlich gelagerter Interessen, die weniger aufregend klingen, aber gleichermaßen wichtig sind.“
Sarah seufzte. Wieder einmal hatte er nicht von Liebe geredet, was nur dazu beitrug, ihr zu beweisen, wie richtig es gewesen war, ihn nicht zu erhören. Vor Enttäuschung empfand sie eine seltsame Leere.
„Es gibt andere Qualitäten, auf die ich bei der Wahl meines Gatten achte“, erwiderte sie hitziger als beabsichtigt. „Zum Beispiel Ehrlichkeit und Vertrauen …“
Plötzlich strahlten Guys Augen. „Dann sagen Sie mir, Miss Sheridan, was Sie gestern Nacht beim Zierturm gewollt haben.“
Sie merkte, dass sie sich in der eigenen Falle gefangen hatte, und blieb stehen. Sie hatte an Lord Renshaws heimliche Suche nach Olivia gedacht, die er zuerst finden wollte, und nicht berücksichtigt, was sie getan hatte. Sie biss sich auf die Unterlippe.
„Nun, Miss Sheridan?“ Guys Ton hatte aufgesetzt höflich geklungen. „Bestimmt verlangen Sie nicht bei anderen Menschen Qualitäten, die Sie selbst nicht haben?“
Sie begriff, wie sehr sie sich in die Zwickmühle gebracht hatte. Lord Renshaws Benehmen war im Allgemeinen so liebenswürdig, dass es nicht schwerfiel, die eiserne Entschlossenheit zu vergessen, die er hinter dem ausgeglichenen Verhalten verbarg. Nun war sie jedoch brüsk daran erinnert worden. Er hatte eine ausgesprochen hartnäckig wirkende Miene aufgesetzt.
„Ich bin zum Zierturm gegangen, weil ich Miss Meredith treffen wollte“, sagte sie freimütig.
„Ich verstehe.“ Er steckte die Hände in die Jackentaschen. Seine Miene war unergründlich. „Dieser Blödsinn, den Sie gestern Nacht von sich gegeben haben, war also nur dazu gedacht, uns zu täuschen?“
Sarah ließ sich nicht reizen. „Ich hatte Amelia die ganze Sache nicht erklärt und nahm an, Sir Greville sei nicht im Bilde. Ich habe keinen Sinn darin gesehen, alles dort an Ort und Stelle erklären zu sollen!“
Guy ließ das gelten. „Wie hat Miss Meredith sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt?“
„Sie hat mir eine Nachricht geschickt.“
„Wie wurde diese überbracht?“
Im Stillen verfluchte Sarah den Viscount. „Tom Brookes hat sie mir gegeben“, antwortete sie widerstrebend. „Miss Meredith hat mich gebeten, Sie um Mitternacht beim Zierturm zu treffen. Also bin ich hingegangen, um mit ihr zu reden.“
„Aber sie war nicht da?“ Gnadenlos setzte Guy die Befragung fort. Sarah war dankbar dafür, dass er noch nichts von ihr hatte wissen wollen, dessen Beantwortung eine glatte Lüge erfordert hätte.
„Wie Sie gesehen haben“, sagte sie hölzern. „Miss Meredith war nicht da, aber jemand anderer.“
„Ja.“ Guy wandte sich ab und betrachtete durch die Bäume die Aussicht auf Blanchland. In der Ferne konnte man den Zierturm sehen.
„Eigenartigerweise habe ich das Gerücht gehört, Miss Meredith würde im Zierturm sein, was sich dann als falsch herausgestellt hat. Ich frage mich, ob Ihr geheimnisvoller Angreifer es auch gehört hat.“
„Schon möglich“, sagte Sarah vorsichtig.
„Aber Sie wissen nicht, wer er ist?“
„Nein, ich habe keine Ahnung …“
„Aber vielleicht haben Sie eine Vermutung …“
Sarah verzog das Gesicht. „Sie fragen mir Löcher in den Bauch, Sir! Aus welchem Grund?“
„Ich stelle Ihre Wahrheitsliebe auf die Probe“, gab Guy leichthin zu. „Trotz Ihrer offenkundigen Ehrlichkeit glaube ich nämlich, Miss Sheridan, dass Sie mir etwas verschweigen!“
Sie errötete und hoffte, er werde das Verärgerung und nicht Gewissensbissen zuschreiben. „Ich habe Ihre Frage ganz wahrheitsgemäß beantwortet, Mylord!“
„Das Vergehen der Auslassung, nicht der begangenen Tat!“, murmelte er. „Sagen Sie mir, Miss Sheridan, ob Sie glauben, dass man mit der Nachricht und dem Gerücht absichtlich eine falsche Spur legen wollte.“
Sie wählte die Antwort mit Bedacht: „Im Licht dessen gesehen, was passiert ist, glaube ich, Mylord, dass es so sein muss.“
„Und welche Rolle spielt Lebeter bei
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