Ein unmoralisches Angebot
die Arme um die Taille zu legen, beugte sich jedoch vor und versuchte, von ihm wegzukommen. Er lachte.
„Sehr sittsam, Miss Sheridan, aber nicht sehr effektiv! Rücken Sie etwas näher zu mir, damit ich richtig lenken kann! Ich verspreche Ihnen, Sie nicht zu beschuldigen, mich kompromittieren zu wollen!“
Sarah rückte näher an ihn heran. Sie war erstaunt über den plötzlichen Drang, noch näher zu Lord Renshaw zu gelangen und sich an ihn drücken zu wollen. Alarmiert durch die sie befremdenden Gefühle, wollte sie wieder von ihm abrücken, doch im gleichen Augenblick sauste der Schlitten den Hügel hinunter.
Das war atemberaubend. Vor Vergnügen hätte sie beinahe aufgeschrien, doch ihrer Aufregung wurde durch den Gedanken, wie schlecht sie sich benahm, ein Dämpfer aufgesetzt. Schon erreichten sie das Ende des Abhangs, und man landete in einer Schneewehe. Der Schlitten kippte um. Sarah blieb, außer Atem und einen Moment lang benommen, still liegen und schaute durch die kahlen Äste eines Baums zum blauen Himmel hoch.
„Miss Sheridan?“ Lord Renshaws Finger auf ihrer Wange fühlten sich eiskalt an. Seine Miene war besorgt, als er sich über Sarah beugte. „Haben Sie sich sehr verletzt?“
Zitternd holte sie Luft. „Nein, das glaube ich nicht.“ Mit einem Blick sah sie den Schnee auf dem Mantel des Viscounts und begann zu lächeln. Sie hob die Hand und klopfte Seiner Lordschaft den Schnee vom zerzausten Haar. Er hielt ihre Hand fest. Die Besorgnis in seinem Blick war verschwunden und statt ihrer ein Ausdruck erschienen, der in seiner Intensität viel beunruhigender war.
„Sie haben Schnee an den Wimpern, Miss Sheridan …“
Sie schloss die Augen, während er sich zu ihr neigte und ihr sacht den Schnee vom Gesicht wischte. Eine Sekunde später, als er ihr einen Kuss gab, kam sie sich vor, als schmelze sie genauso dahin wie der Schnee. Sie fühlte sich in einer Weise erschüttert, die nichts mit dem jähen Sturz in die Schneewehe zu tun hatte. Ihre Finger strichen über Lord Renshaws Wangen und schoben sich dann in sein Haar.
Weder er noch nie nahmen die Unbequemlichkeiten ihrer Umgebung zur Kenntnis. Sie wusste jetzt genug, um zu merken, dass Seine Lordschaft sich beim Küssen beträchtliche Zurückhaltung auflegte, und paradoxerweise verursachte diese Erkenntnis den Wunsch, ihn dazu zu reizen, die Selbstbeherrschung zu verlieren. Sie kuschelte sich enger an ihn, zog ihn näher zu sich und presste sich an ihn. Ein Stöhnen entrang sich seinen Lippen, und er hob den Kopf. Er schaute ihr in die Augen, und die seinen glänzten vor Verlangen.
„Sarah …“
Sie wusste, dass sie diese lodernde Leidenschaft geweckt hatte, genoss das Wissen und erwiderte jeden seiner Küsse. Erst als Schnee von den Ästen über ihr herunterfiel, wurde sie durch das eisige Gefühl, das sie plötzlich im Nacken hatte, in die Wirklichkeit zurückgerissen.
„Oh!“ Sie setzte sich auf und versuchte, ihren Mantel abzuklopfen. Guy stand auf und betrachtete wehmütig, doch auch belustigt den aufgewühlten Schnee.
„Beim nächsten Mal muss ich einen bequemeren Ort aussuchen!“
Sarah errötete. „Gehen Sie nicht davon aus, dass es ein nächstes Mal gibt, Sir!“
Er warf ihr einen fragenden Blick zu, hob sie dann mühelos hoch und stellte sie auf die Füße. Dann schlang er fest den Arm um sie. Sarah sträubte sich gegen ihn.
„Lassen Sie mich los!“
„Noch vor einem Moment hatten Sie es nicht so eilig wegzukommen!“
„Oh!“ Sie errötete noch mehr. „Sie sind so …“
„Ich weiß.“ Guy gab ihr einen harten Kuss auf den Mund und ließ sie dann los. „So! Lassen Sie mich Ihnen helfen, den Schnee abzuklopfen! Sie sehen aus, als hätten Sie sich auf der Erde herumgewälzt!“
Sarah warf Lord Renshaw einen wütenden Blick zu. „Ich halte es für das Beste, wenn Sie mich jetzt zum Haus zurückbringen, Mylord!“
„Gewiss, falls Sie wollen, dass alle von Sir Ralphs Gästen zu derselben Schlussfolgerung kommen“, stimmte Guy gelassen zu und lächelte sie an. „Geben Sie zu, dass das Rodeln vergnüglich war!“
Sarah lächelte flüchtig. „Ja, das war … sehr aufregend, Mylord!“
Er hielt ihr das Gatter auf, und dann ging man gemeinsam den von Bäumen gesäumten Weg zum Haus zurück.
„Und dennoch weigern Sie sich, mich zu heiraten“, äußerte Guy nachdenklich. „Sie haben ein ungewöhnlich starrsinniges Wesen, Miss Sheridan!“
Sie schaute ihn an. „Als ich davon sprach, es sei aufregend
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