Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
Hochzeit etwas mit einer frettchengesichtigen Praktikantin angefangen. Glücklicherweise hatte sie es noch rechtzeitig gemerkt und vor dem Altar nein gesagt. (Es war übrigensdie beste Hochzeit, auf der ich jemals gewesen bin. Das Gesicht des Bräutigams hätten Sie mal sehen müssen!) Auch Elisabeths darauf folgende Beziehung zu einem surfbegeisterten Beamten war an einem stupsnasigen Frettchen gescheitert. Jetzt war sie eine gebrannte Frau, allein erziehende Mutter eines vierjährigen Sohnes und selbst ernannte Expertin in Sachen Frettchen. Kaum hatte sie einen Blick auf Petra geworfen, empfahl sie mir dringend, sie rauszuschmeißen.
»Zumal sie wirklich ausgesprochen ekelhaft zu dir ist«, sagte sie.
»Sie ist zu allen Frauen ekelhaft«, erwiderte ich wahrheitsgemäß.
»Schmeiß sie raus«, wiederholte Elisabeth nur. »Frauen dieses Typs haben nur ein Hobby: anderen Frauen die Männer auszuspannen. Das brauchen sie für ihr Ego.«
Aber das hielt ich nun doch für übertrieben. Möglicherweise war Petra tatsächlich an Stephan interessiert, aber sie war definitiv nicht Stephans Typ. Er mochte die Frauen elegant, kultiviert und nach Geld stinkend – also das Gegenteil von Petra.
Und das Gegenteil von mir.
Dass Petra außer Ehemänner ausspannen keine Hobbies hatte, konnte auch nicht stimmen. Sie hatte immerhin ein Haus, einen Mann, zwei kleine Kinder und musste ungeheuer viel Zeit auf der Sonnenbank verbringen. Außerdem putzte sie in ihrer Freizeit leidenschaftlich gern.
Stephan hatte Petra eingestellt, ohne mich nach meiner Meinung zu fragen, unter anderem, weil sie nach eigenen Angaben keinen Staub sehen konnte, ohne ihn wegzuwischen.
»Wenn gerade kein Kunde da ist, macht sie den Ladensauber«, versuchte Stephan seine Entscheidung zu rechtfertigen. »Damit sparen wir die Putzfrau.«
Und wirklich: Seit Petra bei uns arbeitete, war der Laden immer blank gewienert. Nicht mal einen Fingerabdruck konnte man auf der Theke finden. Dafür roch es etwas streng nach den antibakteriellen Reinigungssprays, mit denen sie dem Staub zu Leibe rückte.
Ich war mit Stephans Wahl trotzdem nicht ganz einverstanden. Natürlich brauchten wir jemanden für den Verkauf, aber es hätte ruhig jemand sein dürfen, der von Pflanzen Ahnung hatte. Oder bereit war, sich ab und an mal die Hände schmutzig zu machen.
»Dafür haben wir doch den Kabulke«, sagte Stephan und meinte damit den rüstigen Rentner, der täglich kam und sich für keine Arbeit zu schade war. »Hauptsache, sie kann sie gut verkaufen. Und sie ist sehr charmant zu den Kunden, das musst du doch wohl zugeben.«
»Zu den männlichen Kunden, ja«, räumte ich ein. Männern konnte Petra einfach alles aufschwatzen. Ich hatte den Verdacht, dass manche davon gar nicht wegen der Begonien kamen, sondern wegen Petra. Sie trug die langen, blonden Haare bevorzugt zu neckischen Zöpfchen geflochten, und sie lispelte (absichtlich) und sprach mit heller Kinderstimme. Aber im Kontrast dazu wirkten ihre Lippen dank eines dunkelrosa Lipgloss stets wie angefeuchtet und ihr Dekolletee war tiefer als der Gran Cañon. Um den verruchten Schulmädchenlook zu vervollkommenen, trug sie eng anliegende Klamotten aus der Abteilung für Vierzehn- bis Achtzehnjährige, die zeigten, wie wohl und sexy sie sich mit ihrer Figur fühlte. Bis zur Taille konnte ich ihre Gefühle durchaus nachvollziehen: Sie hatte nämlich eine, die man mit zwei Händen umfassenkonnte, dazu einen kleinen, knackigen Busen und einen beneidenswert flachen Bauch, und das obwohl sie zwei Schwangerschaften hinter sich hatte. Warum sie den Rest ihres Körpers allerdings auch noch durch hautenge Jeans und Miniröcke betonte, war mir ein Rätsel, denn der Hintern war flach wie Holland und ungefähr genauso breit, und ihre Beine waren zwar so »wahnsinnig lang und schlank«, wie sie immer wieder gerne betonte, aber sie waren auch wahnsinnig krumm. Wenn Petra die Füße zusammenschob, konnte immer noch eine Schubkarre zwischen ihren Beinen hindurchfahren.
Aber bekanntlich sollte nicht mit Steinen nach O-Beinen werfen, wer im Glashaus sitzt und selber X-Beine hat, so wie ich.
»Ich weiß, dass ich grauenvoll aussehe«, sagte ich daher griesgrämig und nieste wieder. »Wir müssen heute vierzehn Balkonkästen bepflanzen. Sie werden bis Mittag abgeholt.«
»Wenn ich du wäre, würde ich das draußen erledigen.« Keine Frage, dass Petra derartige Arbeiten nicht übernehmen konnte und wollte. »Dann fängst du dir wenigstens
Weitere Kostenlose Bücher