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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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mal etwas Farbe ein. An deiner Stelle würde ich mal ein bisschen Geld auf der Sonnenbank lassen. Schön braun gebrannt sehen Fettröllchen auch gleich viel weniger unappetitlich aus.«
    »Wenn ich jemals Fettröllchen bekomme, dann werde ich vielleicht auch auf die Sonnenbank gehen«, sagte ich, etwas schärfer als beabsichtigt. Ich war nicht fett, ich hatte nur viel Busen! Warum konnte denn niemand den Unterschied erkennen? »Vielleicht gibt es bis dahin Sonnenbänke, von denen man weder Falten noch Hautkrebs bekommt.«
    Glücklicherweise kam in diesem Augenblick der erste Kunde, und während Petra ihm eine Palette leicht angewelkter, rosa Begonien aufschwatzte, machte ich mich drei Gewächshaus weiter daran, die vierzehn Balkonkästen zu bepflanzen. Das war endlich mal eine Arbeit, der ich mit Hingabe nachgehen konnte, weil ich völlig freie Hand bei der Gestaltung hatte. Ich summte fröhlich vor mich hin, wenn ich nicht gerade mit den Pflanzen sprach. Ja, ja, ich weiß, was Sie sagen wollen, aber es gibt wirklich einen Haufen
seriöser
Untersuchungen darüber, dass Pflanzen, mit denen liebevoll gesprochen wird, besser wachsen als andere. Ich fand, es konnte nicht schaden, wenn man ihnen Komplimente machte und ihnen erklärte, was man mit ihnen vorhatte. Solange die Pflanzen nicht antworteten, zweifelte ich deshalb auch nicht an meinem Verstand, so wie Stephan es tat. Er sagte, es sei total bekloppt, mit Pflanzen zu sprechen. Dabei war er noch viel bekloppter, denn er sprach nicht nur mit unserem Auto (»Spring doch an, du blöde alte Karre«), sondern auch mit seinen blauen Flecken. Erst letzte Woche im Badezimmer hatte er sich über sein Schienbein gebeugt und mit einem blauen Fleck gesprochen.
    »Nanu, wo kommst du denn her?«, sagte er zu dem Fleck. »Ich kann mich gar nicht erinnern, mich gestoßen zu haben. Meinst du, ich müsste mit dir mal zum Arzt gehen?«
    Darüber konnte ich nur lachen. Wenn ich wegen jedem blauen Flecken zum Arzt liefe, hätte ich für nichts anderes mehr Zeit. Stephan meinte, bei mir wäre das aber etwas ganz anderes, weil ich schließlich auch ständig irgendwo gegen rannte. Sein blauer Fleck hingegen sei entstanden,
ohne
dass er sich irgendwo gestoßen habe, und das seibedenklich. Mehr als bedenklich. Stephan fasste sich an die Kehle. Die fühle sich schon seit einiger Zeit so zugeschnürt an, erläuterte er mir mit Grabesstimme. Irgendwas stimme mit seinen Drüsen nicht. Und der blaue Fleck, der einfach so aus dem Nichts aufgetaucht war, sei ein Zeichen für eine gravierende Fehlfunktion im Körper. Der Anfang vom Ende sozusagen. Glücklicherweise sagte der Arzt, dem er am nächsten Morgen seinen blauen Fleck präsentierte, die einzige Fehlfunktion in Stephans Körper beträfe sein Erinnerungsvermögen, da er sich nun mal nicht mehr erinnern könne, wann und wie er sich den blauen Fleck zugezogen hatte. Aber anstatt erleichtert zu sein, dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen zu sein, machte sich Stephan nun Gedanken darüber, dass er Alzheimer haben könne. Also frage ich Sie: Wer von beiden war hier bekloppt, er oder ich?
    Die Blumenkästen wurden wunderschön, und die Kunden, die im Laufe des späten Vormittags kamen, waren voll des Lobes. Petra verkaufte derweil Begonien und fleißige Lieschen wie geschnitten Brot, und Stephan, der palettenweise Nachschub hereinbrachte, schenkte mir ein triumphierendes Lächeln.
    »Siehst du, Pummelchen, die Rechnung geht auf. Wir geben den Kunden, was sie wollen! Und das sind nun mal Begonien.« Er gab mir einen herzhaften, aber flüchtigen Kuss und verschwand im Büro.
    »Dann will ich eben andere Kunden«, sagte ich mürrisch hinter ihm her. Er ging mir ganz klar aus dem Weg, um nicht über Fritz und das Geld sprechen zu müssen. Dabei war ich ganz sicher, dass er an nichts anderes mehr dachte und im Grunde darauf brannte, mir die Sache endlich zu erzählen. Ich überlegte, ob ich meine FreundinElisabeth anrufen sollte, um sie um Rat zu fragen, aber im Grunde gab es ja noch gar nichts Konkretes zu erzählen. Außerdem glaubte ich zu wissen, was Elisabeth mir raten würde. Für sie war Geld nicht so wichtig. Aber sie hatte ja auch nicht so hohe Schulden. Und der Neubau, den sie sich mit einer ebenfalls allein erziehenden Freundin teilte, war natürlich kein bisschen renovierungsbedürftig. Nein, ich fürchtete, Elisabeth würde auf die Million verzichten, wenn sie dafür einen Mann wie Stephan hätte.
    Um Viertel nach zwölf schulterte

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