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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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sicher. Ein kleines Prozent Hoffnung hatte ich ja noch, dass Stephan auch mit Evelyn nur über seine blauen Flecken redete.
    Oliver hatte wohl Spätdienst. Er war noch nicht zuHause, als ich im Penthouse ankam. Oder er musste länger arbeiten, weil er seine Mittagspause mit Evelyn und dem Eisprung überzogen hatte.
    Schlecht gelaunt machte ich mich daran, die Johannisbeeren zu entstielen. Danach entweihte ich Olivers Spaghettitopf, indem ich kiloweise Beeren mit Fruchtzucker, dem Inhalt einer Vanilleschote und jeder Menge von Olivers Calvados darin aufkochte. Gut, dass Oliver einen dieser modernen Gasherde hatte, denn es kochte eine Menge über, und für ein Cerankochfeld bedeutet das in der Regel das Ende eines blitzblanken, gepflegten Aussehens. Da konnte man schaben und sprühen, wie man wollte, man sah dem Herd ein Leben lang an, dass man einmal Marmelade auf ihm gekocht hatte.
    Als ich schließlich alles in Gläser gefüllt hatte, sah die Küche aus, als ob ich jemanden geschlachtet hätte, was ich, ehrlich gesagt, auch lieber getan hätte. Es sah fürchterlich aus. Aber wo gehobelt wird, fallen eben nun mal auch Späne.
    Ich stellte die Gläser zum Auskühlen auf den Kopf und machte mich daran, die Etiketten zu beschriften. Das war eine schöne Arbeit, denn schließlich isst das Auge ja mit. Auf die ersten Etiketten schrieb ich mit schnörkeligen Buchstaben: »
Olivias unübertroffenes, allerfeinstes Johannisbeergelee mit echter Vanille und einem Hauch Calvados
«, und darunter die Jahreszahl. Entzückend. Aber es waren wirklich eine Menge Gläser, und nach zehn beschrifteten Etiketten bekam ich allmählich eine lahme Hand vom Schreiben. »
Johannisbeergelee mit Vanille und Calvados
«, darunter die Jahreszahl, das reichte, da wusste doch jeder, was er vor sich hatte. Zwei Etiketten später beschloss ich, dass es im Grunde schon reichte,wenn man wusste, dass es sich um »
Johannisbeergelee
« handelte.
    Als Oliver nach Hause kam, hatte ich das letzte Glas beschriftet und rieb ermattet meine Hand.
    »Da war aber einer fleißig«, sagte Oliver und zeigte auf die rot verkrustete Arbeitsplatte.
    »Jawohl«, sagte ich angriffslustig und wies mit der Hand auf die Geleegläser. Falls er jetzt auf die Idee kam, herumzumeckern, hatte er sich aber geschnitten. »Vierundzwanzig Stück. Eigene Ernte.«
    »J.B.G«, las Oliver von einem der letzten Gläser ab. »Was soll das heißen?«
    »Es ist eine Abkürzung«, sagte ich mürrisch. »Für Olivias unübertroffenes, allerfeinstes Johannisbeergeleee mit echter Vanille und einem Hauch Calvados. Schreib das mal zehnmal, dann weißt du, was du getan hast.«
    Oliver kratzte ein bisschen Gelee von der Arbeitsplatte und leckte es von seinem Finger ab. »Lecker«, sagte er. »Ich wusste gar nicht, dass du auch hausfrauliche Qualitäten besitzt, Blumenköhlchen.«
    »Ich besitze viel mehr Qualitäten, als du ahnst«, sagte ich. Ich besaß viel mehr Qualitäten, als überhaupt
alle
ahnten. Das war ja mein Problem.
    Oliver ließ sich in einen der Philippe-Starck-Stühle fallen. »Was für ein Tag«, seufzte er.
    »Beschwer dich nicht«, sagte ich. Er hatte schließlich Sex gehabt, ich nicht.
    »Du bist heute aber wirklich schlecht gelaunt«, sagte Oliver.
    »Ja, tut mir Leid. Aber irgendwie fühle ich mich so … – überflüssig. Sag mal, findest du, dass ich dicker geworden bin?«
    »Nein«, sagte Oliver. »Bist du’s denn?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber ab dreißig verteilt sich das Gewicht anders, sagt Stephan.«
    »Aha«, sagte Oliver. »Also, ich finde, bei dir ist es ganz nett verteilt.«
    »Hm«, sagte ich, ein wenig getröstet. »War’s schön mit Evelyn?«
    Oliver zog eine Augenbraue hoch. »Sehr schön«, sagte er.
    »Wo trefft ihr euch eigentlich immer?«, fragte ich.
    »In einem Hotel.«
    »Geht das denn? Nur über Mittag, meine ich?«
    »In diesen Hotels nicht, man muss es schon für die ganze Nacht mieten«, sagte Oliver.
    »Warum trefft ihr euch denn nicht hier?«
    Oliver zuckte mit den Schultern. »Im Hotel ist es romantischer.«
    »Ja, klar«, sagte ich neidisch.
    »Evelyn hatte so ein komisches Buch aus den Fünfzigerjahren dabei, Ratschläge für eine gute Ehefrau und wie sie ihren Mann glücklich machen kann. Daraus hat sie mir vorgelesen, und wir versuchten es dann genau so zu machen. Es ist zum Brüllen komisch.«
    »So genau wollte ich es eigentlich gar nicht wissen.« Ich rieb mir über die Augen, um die Vorstellung wegzuwischen, wie Oliver und Evelyn auf

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