Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
ein bisschen zu mir, Stephan? Nur ein halbes Stündchen.«
Stephan sah unentschlossen zu mir hinüber.
Ich lächelte ihn an.
Schließlich lächelte er zurück und streckte sich neben mir auf dem Sofa aus. »Na gut, kleine Olli-Molli. Ein halbes Stündchen.«
Wohlig seufzend knöpfte ich sein Hemd auf und fuhr mit der Hand seine warme, glatte Brustmuskulatur entlang.
Stephan zuckte zusammen. »Sei doch vorsichtig«, rief er.
Ich setzte mich auf. »Ich habe doch gar nichts gemacht.«
»Es tut sauweh!«
»Entschuldigung«, sagte ich kleinlaut. Möglicherweise hatte ich vor lauter Eifer zu fest gestreichelt. Schließlich hatte ich ihn schon so lange nicht mehr im Arm halten dürfen.
Vorsichtig, als wäre er ein rohes Ei, schmiegte ich mich zurück an seinen Körper. Aber Stephan schob mich weg.
»Ich habe da so einen blauen Fleck«, sagte er. »Ein riesiges Ding. Bitte schau ihn dir doch mal an.« Er zog sein Hemd auseinander und zeigte auf einen stecknadelkopfgroßen, lilablauen Fleck neben dem Brustbein. Ich fand, dass er nicht weiter gefährlich aussah.
»So riesig ist der doch nicht«, sagte ich. »Wahrscheinlich bist du irgendwo gegen gelaufen.«
Stephan seufzte. »Bin ich nicht.«
»Vielleicht hast du’s nur vergessen«, sagte ich und streichelte weiter.
Aber Stephan starrte nur seufzend auf den Fleck und ließ einfach keine romantische Stimmung zwischen uns aufkommen. »Ich werde heute Nachmittag mal zum Arzt gehen. Ist doch komisch, dass ich so etwas immer bekomme. Am besten, ich rufe gleich mal an und frage, ober mich dazwischen schieben kann. Es ist ja sozusagen ein Notfall.«
»Na klar«, sagte ich spöttisch und erhob mich. »Ich bin sowieso zum Joggen verabredet.« Das war sogar die Wahrheit. Nur dass ich Elisabeth, ohne mit der Wimper zu zucken, versetzt hätte. Sex war schließlich mindestens ebenso wichtig für die Gesundheit wie Jogging. Und Jogging konnte man auch alleine machen.
»Da bist du ja endlich«, sagte Elisabeth, als ich auf die Lichtung trabte, auf der wir uns zu treffen pflegten.
»Bin aufgehalten worden«, sagte ich und schlug ein extra scharfes Tempo an, um mir die Wut und die Demütigung aus den Beinen zu laufen. Stephan war sein blauer Fleck wichtiger als ich. »Mal ehrlich, Elisabeth. Findest du, dass ich irgendwie dicker aussehe als sonst?«
»Nein«, sagte Elisabeth. »Du siehst so dick aus wie immer.«
»Das ist nicht komisch!«, schnaufte ich.
»Ach, komm schon, Olivia, das war nur ein Witz. Du bist überhaupt nicht dick. Nur dein Busen ist dick, aber Männer mögen das.«
»Meiner nicht«, sagte ich. Nicht mehr. »Ich werde noch wahnsinnig, Elisabeth. Jetzt hatte ich schon über einen Monat kein Du-weißt-schon-was mehr.«
»Ja, ja«, sagte Elisabeth lapidar. »Du meinst doch dieses gewisse Du-weißt-schon-was, das ich schon knapp drei Jahre nicht mehr hatte, oder?«
»Was? So lange?« Ich schaute sie konsterniert an. »Aber wie hältst du das nur aus?«
»Ich jogge«, sagte Elisabeth und lachte. »Komm schon, Olivia, so schrecklich ist es nun auch wieder nicht. Oder ist Stephan so wahnsinnig gut im Bett?«
»Ja«, sagte ich im Brustton der Überzeugung.
»Besser als alle, die du vor ihm hattest?«
»Ich hatte vor ihm niemanden«, sagte ich.
Jetzt war es an Elisabeth, konsterniert zu gucken. »Stephan war dein erster?«
»Und mein letzter«, sagte ich stolz. »Ich bin keine von diesen polyglotten Frauen.«
»Polygam, meinst du wohl. Polyglott war das mit den Fremdsprachen.«
»Genau«, sagte ich. »Lieber polyglott als polygam, das ist mein Wahlspruch.«
»Oje«, sagte Elisabeth. »Wahrscheinlich ist das auch so ein Erziehungsproblem bei dir. Wie das mit dem Kling-Klang.«
»Es ist kein Problem«, sagte ich mit Nachdruck. »Und es heißt Ling-Ling. Das ist ein durchaus gängiger Ausdruck.«
Elisabeth sah mich für den Rest unserer Laufstrecke immer mal wieder besorgt von der Seite an. Aber sie schwieg, und das war mir auch recht so. Ich dachte über Stephan und seine Midlifecrisis nach. Was konnte ich dagegen tun? Ich musste ihn davon überzeugen, dass unsere Arbeit in der Gärtnerei keineswegs zu verachten war. Ich merkte es an den Kunden, die immer wieder kamen und immer mehr kauften. Wir waren auf dem besten Weg, uns zu etablieren. Die Leute würden von weit her kommen, um bei uns Qualität und Raritäten einzukaufen. Und wenn erst Oliver seine Gartenshow hatte und wir das Fernsehen belieferten, dann waren wir am Ende noch populärer, als uns
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